Rede · Flemming Meyer · 02.06.2006 Bericht über Niederdeutsch-Förderung

Am 18.Oktober 2000 beschloss der Schleswig-Holsteinische Landtag die Landesregierung um einen Bericht zur Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Schleswig-Holstein zu bitten. Der Europaausschuss des Landtages bat daraufhin darum – in seiner Sitzung am 7.März 2001 – sowohl den Minderheitenbericht als auch den Sprachenchartabericht in der Mitte der Legislaturperiode vorzulegen. Zwischen der damaligen Minderheitenbeauftragten und dem Vorsitzenden des Europaausschusses wurde außerdem vereinbart, in den Sprachenchartabericht sowohl die Prüfungsergebnisse des Expertenausschusses des Europarates als auch die Stellungnahme der Bundesrepublik dazu aufzunehmen.

Mit anderen Worten: Da ich davon ausgehe, dass diese Absprache weiterhin gilt, wird es 2007 einen neuen Sprachenchartabericht der Landesregierung geben. Aus diesem Bericht wird hervorgehen, wie es in Schleswig-Holstein um die Minderheitensprachen Dänisch, Friesisch und Romanes und um die Regionalsprache Niederdeutsch bestellt ist – denn so lautet ja unser Auftrag an die Landesregierung. Daher macht es aus Sicht des SSW wenig Sinn, den heutigen Tagesordnungspunkt als eine Art vorgezogenen Chartabericht zu betrachten. – Zumal der Monitoringbericht des Expertenausschusses des Europarates meines Wissens auch noch nicht vorliegt. Für diejenigen, die nicht wissen, was damit gemeint ist, füge ich hinzu, dass die Besonderheit der Europäischen Sprachencharta darin besteht, dass sie nicht nur programmatische, sondern auch ganz bestimmte Schutzmaßnahmen festschreibt. Und zu den zentralen Kontrollinstrumenten gehört eben die Berichtspflicht der Unterzeichnerstaaten – das heißt, die Partner müssen in regelmäßigen Abständen gegenüber der europäischen Ebene über die Umsetzung der Charta berichten. Diese Berichte werden nunmehr in einem Monitoringverfahren bewertet und entsprechend kommentiert, so dass ein zumindest öffentlicher und moralischer Druck entsteht, die Charta auch zu verwirklichen.

Der Beirat Niederdeutsch des Schleswig-Holsteinischen Landtages verkörpert so zu sagen diese Berichtspflicht. Und er sorgt dafür, dass wir als Parlament unsere Verantwortung dem Niederdeutschen gegenüber nicht vergessen. – Die Staatszielbestimmung der Landesverfassung ernst nehmen.

Dreh- und Angelpunkt der Arbeit ist vor diesem Hintergrund immer noch die Verstetigung von Strukturen, die zur Stärkung der plattdeutschen Sprache beitragen. Es geht dabei um das Erlernen der Sprache in Kindergärten und Schulen und es geht um die Förderung des Plattdeutschen im öffentlichen oder im gesellschaftlichen Raum schlechthin. Konkret dreht es sich im Bildungsbereich um die bekannten Baustellen: Forschung und Lehre, Ausbildung von Lehrkräften und Plattdeutsch in der Schule. Es würde zu weit führen, hier auf weitere Details einzugehen. Diese gehören in den Bildungsausschuss und in den Beirat Niederdeutsch. Ich unterstütze aber die Position von Dr. Diercks vom SHHB, die auch von anderen Fachleuten immer wieder vorgetragen werden: Da die wenigsten Lehrkräfte aktive Plattdeutsch-Sprecher sind und diese Anzahl insgesamt rückläufig ist, gilt es Sprachbarrieren abzubauen und bei Kindern und Jugendlichen die Lust auf das Plattdeutsche zu fördern.

Platt als Pflichtmodul in der Ausbildung von Deutschlehrerinnen und -lehrer ist dabei auch aus Sicht des SSW der richtige Weg. Auch die Forderung, dass man nunmehr wegkommen sollte von den Modulversuchen, um zu einer vereinheitlichen Modularbeit zu gelangen, findet unsere Unterstützung. Die Wiederbesetzung der Plattdeutsch-Professur an der CAU und die Neuordnung der Lehramts-Studiengänge – sprich: Bologna-Prozess – sind zwei weitere Themen, mit denen sich der Beirat im letzten Jahr intensiv befasste. Damit bestätigt er eindrucksvoll seine Rolle als „Vordenker“ – und genau dafür haben wir ihn ja auch.

Deutlich wird dabei auch, wie wichtig es ist, nicht nur in Projektarbeit zu denken. – Was nicht heißen soll, dass diese vielfältige Arbeit nicht wichtig ist. Stichwortartig sei genannt: die Vorlesewettbewerbe des NDR, das „Niederdeutsch-Siegel“ für Schulen und nicht zuletzt die sehr engagierte Arbeit der ADS-Kindergärten. Gleichwohl möchte ich klar und deutlich sagen: Schutz und Förderung des Niederdeutschen ist mit Projektarbeit und mit ehrenamtlichem Engagement allein nicht zu leisten. Ohne institutionelle Förderung ist eine nachhaltige Stärkung nicht möglich. Das gilt im Übrigen auch für die Minderheitensprachen. Auch daher ist es wichtig, dass wir uns im nächsten Jahr mit der Umsetzung der gesamten Sprachencharta auf Landesebene befassen. 

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