Rede · Jette Waldinger-Thiering · 24.01.2024 DaZ braucht gute Konzepte statt schwarz-grüner Einsparungen

„Eine Investition in den Ausbau von Sprachförderung ist besonders nachhaltig und effektiv investiertes Geld. Wir stärken hiermit nicht nur unsere Schüler und Schülerinnen, sondern einen großen Teil unserer Gesellschaft.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 23 - DaZ braucht gute Konzepte statt schwarz-grüner Einsparungen (Drs. 20/1777)

Im Dezember Plenum haben wir in einer aktuellen Stunde zu den alarmierenden Pisa-Ergebnissen gesprochen. Als Erklärung für das schlechte Abschneiden der Schüler und Schülerinnen in der Pisa-Studie wie auch in der IQB-Studie, wurde in erster Linie auf die wachsende Zahl von geflüchteten Kindern und Jugendlichen an den Schulen verwiesen.
Allerdings wird in den Analysen und Evaluierungen der Pisa- und IQB-Ergebnissen immer wieder deutlich, dass die Förderung unserer Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund besonders in Hinblick auf die basalen Fähigkeiten also auch Sprache unzureichend ist.
Das wiederum führt dazu, dass die Leistungsschere zwischen Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund und ohne Migrationshintergrund immer weiter auseinander klafft.
Hier besteht doch schon eine klar erkennbare Schieflage- und statt einer gut durchdachten und umfangreiche Investition für den Ausbau der Sprachförderung wie zum Beispiel des DaZ Unterricht an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen zu tätigen, werden hier die Mittel gekürzt und die Klassengrößen erhöht. Obwohl ganz klar benannt wird, dass sich die Anzahl der DaZ Schüler und Schülerinnen aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine quasi verdoppelt hat. Die einzige halbherzige Lösung, um möglichst viele Schüler und Schülerinnen mit DaZ Unterricht zu versorgen, besteht darin, die Schülerzahlen von 16 auf 18 pro Klasse zu erhöhen. Also kaum weniger als die durchschnittliche Schülerzahl in einer regulären Grundschulklasse.
Für viele DaZ Lehrkräfte wird der Unterricht dadurch nur noch herausfordernder als er ohnehin schon ist. Aufgrund des aktuellen Lehrkräftemangel ist es jetzt besonders wichtig, attraktive Anreize für DaZ Lehrkräfte vor Allem für Quereinsteiger zu schaffen, um den Bedarf an DaZ Lehrkräften zu decken.
Der Einsatz von DaZ Lehrkräften muss der Aufgabe entsprechend honoriert werden – und statt  Klassen zu vergrößern, muss der Unterricht für die Schüler und Schülerinnen mit den unterschiedlichen Ausgangssprachen und unterschiedlichen Ausgangsniveaus individuell und effektiv gestaltet und angepasst werden. 
Die Sprachförderung unserer Schüler und Schülerinnen ist notwendig - denn Sprachkompetenz ist eine wichtige Stellschraube, wenn es um Integration und Teilhabe geht.  Sprachkompetenzen sind die Grundlage, um zu kommunizieren, um sich mitzuteilen und um Zusammenhänge zu verstehen. Sie bilden die Basis, um Fähigkeiten und Talente zu entwickeln. Nicht nur die Schulleistungen werden durch Sprachkompetenzen verbessert auch die gesellschaftliche Teilhabe und Integration steht und fällt mit den sprachlichen Fähigkeiten.
Gute Sprachkompetenzen der Schüler und Schülerinnen können sich so auch positiv auf die Integration des gesamten Familiensystems auswirken. Somit führt intensive Sprachförderung auch gleichzeitig zur Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Doch eigentlich haben wir diesbezüglich kein Erkenntnisdefizit, sondern ein deutliches Handlungsdefizit!!
Zusammengefasst heißt das: Die Sprachförderung in Form von DaZ-Unterricht an allgemein- und berufsbildenden Schulen muss ausgebaut und erweitert werden. 
Dafür müssen mehr Quereinsteiger für das DaZ Lehramt gewonnen werden und die bisherigen Sprachförderkonzepte evaluiert und verbessert werden.
Eine Investition in den Ausbau von Sprachförderung ist besonders nachhaltig und effektiv investiertes Geld. 
Wir stärken hiermit nicht nur unsere Schüler und Schülerinnen, sondern einen großen Teil unserer Gesellschaft.

 

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