Rede · Flemming Meyer · 20.02.2014 Die Zukunft des Landeshafens Friedrichskoog

„Es wird ein weiteres Gespräch mit allen Experten geben, wo wirklich alle Zahlen und Daten – auch die morphologischen Gutachten – auf den Tisch müssen.“

Wir haben gerade zu dem Tagesordnungspunkt über Standortmarketing und die Dachmarke „Der echte Norden” gesprochen. Ob man diese Dachmarke nun mag oder nicht, eines ist für mich klar: Zum echten Norden gehört Fischerei -und zur Fischerei gehören Kutter und Häfen. Und wenn so manch ein Südländer uns hier im Norden liebevoll als „Fischköpfe“ bezeichnet, dann ist das nicht unserem Aussehen geschuldet, sondern der Tatsache, dass man auch im Süden den Norden mit Fischen und Fischerei verbindet. Daher gibt für mich keinen Zweifel, dass ein Fischereihafen einen touristischen Wert hat, der nicht verkleinert werden darf. Und gerade der Hafen in Friedrichskoog stellt so ein touristisches Kleinod dar, das mir erhaltungswürdig scheint.

Der Kreis Dithmarschen ist der Flächenkreis mit der höchsten Unterbeschäftigungsquote hier im Land. Soll heißen: Friedrichskoog liegt in einer strukturschwachen Region, wo Arbeitsplätze rar gesät sind.
Neben der Tourismuswirtschaft – die im Übrigen vom Hafen profitiert – bietet gerade der Fischereihafen qualifizierte Arbeitsplätze. Es ist der Heimathafen für 24 Kutter und entsprechend Mannschaft. Zudem gibt es eine Werft, mit entsprechender Belegschaft. Also, alles was zu einem gewerblich genutzten Hafen dazugehört.

Neben den Hobby- und Nebenerwerbsfischern, die ihre Boote im Hafen liegen haben, wird der Hafen auch vom ansässigen Sportbootclub genutzt. Mit seinen Möglichkeiten und Aktivitäten bietet er gerade Kindern und Jugendlichen aus der Region eine sinnvolle und interessante Freizeitgestaltung. Aber auch das gesellschaftliche Vereinsleben hat dort seinen Platz.
Der Hafen ist also mehr als nur fischereiliche Wirtschaft. Die Menschen in Friedrichskoog nutzen den Hafen mit all seinen Möglichkeiten. Auch diesen Aspekt darf man nicht außer Acht lassen.
Welchen Wert der Hafen für die Menschen in Friedrichskoog hat, wird einem deutlich, wenn man sieht, mit welchem Engagement die Menschen dort für den Erhalt des Hafens kämpfen. Ich muss gestehen, ich habe vollstes Verständnis für den Einsatz der Bevölkerung.

Im Sommer 2011 war ich zum ersten Mal nach Friedrichskoog gefahren, um mir dort den Hafen anzuschauen. Damals war es die schwarz-gelbe Landesregierung, die in ihrem Konsolidierungseifer den Beschluss getroffen hatte, den Hafen zu schließen. Das gehört zur Vorgeschichte. Und dann wundere ich mich schon sehr über den vorliegenden Antrag der FDP, der jetzt eine kritische Überprüfung der Schließung fordert. Ich frage mich, auf welcher Grundlage haben CDU und FDP seinerzeit die Schließung getroffen? Anscheinend hat es damals keine kritische Überprüfung gegeben.
Umso mehr hat es mich gewundert – und auch verärgert – als ich im Sommer letzten Jahres zur Kutterregatta in Friedrichskoog eingeladen war und dort auf den Kuttern auf großen Transparenten zu lesen war: „Grün, blau, rot ist des Fischers tot.“ Hier sage ich an die Adresse der Fischer: Wir waren es nicht, die die Schließung des Hafens beschlossen haben. Den Beschluss, den Hafen als Landeshafen aufzugeben hat die schwarz-gelbe Regierung getroffen.

Grün, blau, rot haben nicht die Umwidmung wie geplant 2013 durchgeführt. Wir haben den Dialog gesucht, mit den Menschen gesprochen und die Entscheidung um ein Jahr ausgesetzt. Damit hatte die Gemeinde die Chance einen Businessplan zu erstellen, wie der Hafen gerettet werden kann. Wir wissen heute, dass der Gemeinde dies nicht gelungen ist.
Der Erhalt und die Nutzbarkeit des Hafens sind im Zusammenhang mit der Lage und den morphologischen Verhältnissen zu sehen. Die Fahrrinne spült immer wieder dicht. Das führt dazu, dass immer weniger Kutter in den Hafen kommen können und somit ein Bild der Auflösung entsteht.

Das ausbaggern der Fahrrinne macht den Erhalt des Hafens kostspielig – das ist nicht von der Hand zu weisen. Ein wirtschaftliches Projekt muss heute rentabel sein. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss im Verhältnis sein. Denn wir alle haben auch eine finanzielle Verantwortung in dieser Sache.
Daher wird es am 27. Februar ein weiteres Gespräch mit allen Experten geben, wo wirklich alle Zahlen und Daten – auch die morphologischen Gutachten – auf den Tisch müssen. Wir brauchen eine transparente Kosten-Nutzen Analyse die die Situation genau darstellt. Auf diesen Grundlagen ist dann eine endgültige Entscheidung zu treffen – egal wie sie aussieht.
Wichtig ist, dass am Ende niemand das Gefühl hat über den Tisch gezogen worden zu sein.

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