Rede · Flemming Meyer · 18.03.2010 Unterstützung der Kulturhauptstadt Sønderborg

Seit 25 Jahren gibt es das Programm „Kulturhauptstadt Europa“. In dieser Zeit gab es schon 40 Städte - darunter Weimar, Reykjavik und Stavangar - denen es gelungen ist, sich in Zusammenarbeit mit der Stadt, der Region, dem Nachbarland und ganz Europa ein Jahr lang durch eine große Vielfalt an traditionellen und besonderen kulturellen Engagements hervor zu tun. In diesem Jahr sind Pécs, Essen und Istanbul europäische Kulturhauptstädte – in den Medien haben Sie sicherlich davon gehört. In 2017 werden die Kulturhauptstädte in Dänemark und Zypern liegen. Die Wahl zu den Städten wird zwar erst in drei Jahren stattfinden, schon heute aber laufen in den kandidierenden Städten die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Für die dänische Kulturhauptstadt ziehen wohl zwei Kandidaten ins Rennen: Århus und Sønderborg. Dabei hat der Gewinn des Wettbewerbs weniger etwas mit der Größe der Städte zu tun, sondern mehr damit, dass ein einzigartiges Projekt mit einer klaren Botschaft vorgewiesen wird.

Sønderborg, geographisch gesehen einmal im Zentrum des dänischen Königsreichs gelegen, liegt seit der Abstimmung 1920 direkt an der deutsch-dänischen Grenze. Diese Grenzlage erweist sich für die Stadt zunehmend als großes Geschenk. Statt über die Randlage zu klagen, ist es in dieser Stadt gelungen, über Grenzen hinweg zu denken – also Sønderborg mitten im Geschehen zu platzieren. Neben Flensburg hat sich Sønderborg zur attraktivsten Stadt zwischen Kolding und Kiel entwickelt. Die Bedeutung als Hochschulstandort, die Ansiedlung erfolgreicher und innovativer Unternehmen, die wunderschöne Platzierung am Ausgang der Flensburger Förde und das lebendige kulturelle Leben haben dazu geführt, dass Sønderborg über die Landesgrenzen hinweg den Ruf einer Stadt hat, wo das Leben tobt.

Und - Sønderborg hat Visionen. Mit der 2012 entstehenden Kulturregion Sønderjylland-Schleswig ist die Vision entstanden, Sønderborg zur Kulturhauptstadt Europas 2017 wählen zu lassen und damit die gesamte Region Sønderjylland-Schleswig an die Spitze der europäischen, grenzüberschreitenden Kultur zu stellen. Mit dem heutigen Antrag möchte der SSW zum einen den Landtag auffordern, die geplante Kandidatur Sønderborgs zu unterstützen. Zum anderen möchten wir die Landesregierung auffordern, die Kandidatur aktiv zu begleiten und die Bewerbung durch Mitarbeit, Anregungen und eigene Projekte zu fördern. Es ist wichtig, dass das ganze Land die Kandidatur unterstützt und damit deutlich macht, dass der Gedanke einer Kulturregion zwischen Kolding und Kiel geteilt wird. Schon jetzt haben sich der Staatsminister für Kultur und Medien, Herr Bernd Neumann, und unser Ministerpräsident, Peter Harry Carstensen, für eine Unterstützung dieses Projekts ausgesprochen.

Der SSW begrüßt ganz ausdrücklich, dass der Ministerpräsident die Kandidatur Sønderborgs unterstützt. Allerdings reicht das nicht aus. Die Zielsetzung dieses Projekts lautet: Kultur über Grenzen – Vielfalt leben. Mit anderen Worten: Diese Projekt kommt der gesamten Grenzregion zugute, also sowohl der dänischen als auch der deutschen Seite und dementsprechend sind neben den vier südjütländischen Kommunen und der Region Syddanmark auch die Stadt Flensburg und die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg in das Projekt mit eingebunden. Nur gemeinsam können wir es schaffen, den Wert der kulturellen Vielfalt in der Grenzregion hervorzuheben.

Sønderborg nimmt die gemeinsame Kultur und Geschichte der Grenzregion zum Ausgangspunkt, um das Kulturleben, die kulturelle Infrastruktur und den interkulturellen Dialog grenzüberschreitend zu fördern. Aus anderen Kulturhauptstädten wissen wir, dass dieser Titel und die damit verbundenen Kulturaktivitäten zu mehr Beschäftigung im Kultur- und Kreativsektor führen und dass der Tourismus um 10% zunimmt. Mit anderen Worten: Mit diesem Titel geht ein wirtschaftlicher Aufstieg des deutsch-dänischen Grenzlandes einher. Wir können zeigen, dass eine Randregion durch kulturelle Intelligenz zu einer Kulturregion mit Wachstum werden kann.

Die Kandidatur Sønderborgs bietet der gesamten deutsch-dänischen Grenzregion die Chance, Europa und der Welt zu zeigen, dass aus dem ehemaligen Gegeneinander von Kulturen, ein fruchtbares Miteinander werden kann. Die kulturelle Einzigartigkeit der deutsch-dänischen Grenzregion ist bereits heute gelebte Realität – lasst uns sie gemeinsam weiter mit Leben füllen.

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