Rede · Lars Harms · 14.11.2014 Wir wollen neue Wege gehen, um jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen
Jette Waldinger-Thiering zu TOP 23 - Keinen Jugendlichen verlieren - Kooperationen vor Ort unterstützen - Jugendberufsagenturen auf den Weg bringen
Drs.
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Das Thema Jugendberufsagentur beschäftigt uns nicht zum ersten Mal - und das aus gutem Grund. Denn wir haben uns als Koalition im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik zwar das ehrgeizige Ziel gesetzt, möglichst alle Menschen mitzunehmen. Doch die Zahl der Schulabbrecher und die Zahl der jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz ist hierzulande noch immer zu hoch. Aktuelle Zahlen aus der vergangenen Woche belegen dies ganz eindeutig: Über 1800 Bewerber haben in Schleswig-Holstein bis Dato keinen Ausbildungsplatz bekommen. Das sind 240 mehr als noch vor einem Jahr. Dem gegenüber stehen mindestens 2500 unbesetzte Lehrstellen. Die Gründe hierfür sind natürlich vielfältig. Aber eins ist für den SSW völlig klar: Nur weil die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland im europäischen Vergleich niedrig ist, dürfen wir uns in dieser Frage ganz gewiss nicht zurücklehnen.
Ganz im Gegenteil: Wir müssen uns noch stärker darum bemühen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive in eine Ausbildung zu geben. Gerade junge Leute müssen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, auf gute Bildung und ein selbsterzieltes Einkommen haben. Keiner soll verlorengehen oder zurückgelassen werden. Diese Formulierung ist zwar nicht neu und trotzdem ist sie hochaktuell. Und um diesem Ziel ein gutes Stück näher zu kommen, müssen wir vor allem an den Nahtstellen zwischen Schule und Ausbildung sowie Ausbildung und Beruf ansetzen.
Mit Blick auf diese Herausforderung haben der Prüfbericht und auch die Anhörung deutlich gezeigt, dass Jugendberufsagenturen nach Hamburger Vorbild ein vielversprechender Ansatz sind. Unabhängig von strukturellen Unterschieden und Problemen stand für den SSW von Beginn an fest, dass wir die Einrichtung solcher Agenturen unterstützen. Denn auch wenn das Instrument oder das Modell Jugendberufsagentur ganz sicher nicht alle Probleme rund um die Jugendarbeitslosigkeit lösen kann, scheint uns der Ansatz einer rechtskreisübergreifenden Betreuung absolut lohnend. Und ich denke, schon allein weil die bisherigen Maßnahmen zur Vermeidung von Jugendarbeitslosigkeit nicht immer so effektiv sind, wie wir es uns wünschen, sollten wir uns unbedingt auch neuen Mitteln und Wegen öffnen.
Trotz aller Schwierigkeiten bei der Übertragung des Hamburger Modells auf das Flächenland Schleswig-Holstein ist doch eins glasklar: Den jungen Menschen, die von Arbeits- und Perspektivlosigkeit bedroht sind, können wir durch die möglichst enge Vernetzung und Zusammenarbeit der relevanten Akteure ganz konkret helfen. Die Vermittlungsquoten und die geringe Zahl der jungen Menschen in Hamburg, die im Übergang Schule-Beruf verloren gehen, sind in meinen Augen mehr als beeindruckend. Es ist also eigentlich völlig einleuchtend und trotzdem noch lange nicht selbstverständlich, dass Arbeitsverwaltung, Jugendhilfe aber auch Wirtschaft und Kommunen im Sinne dieser jungen Leute so eng wie möglich zusammenarbeiten müssten. Und genau das wollen wir mit unserem Antrag erreichen.
Ich habe es bereits erwähnt: Wir sehen Jugendberufsagenturen zwar als ein wichtiges Instrument aber sicher nicht als Allheilmittel. Wir brauchen auch in Zukunft vielfältige Möglichkeiten, um junge Menschen in ihrer Lebenswelt abzuholen und optimal zu fördern. Und mit Blick auf ihre Betreuung und die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit im Sinne einer Jugendberufsagentur müssen wir das Rad ja nicht neu erfinden. Wir haben vielerorts gut funktionierende Strukturen, an denen wir selbstverständlich festhalten wollen und werden. In vielen Regionen und vielen Städten wird Jugendlichen und jungen Erwachsenen schon nach dem Prinzip der „Hilfe aus einer Hand“ geholfen. Diese Strukturen wollen wir unbedingt ausbauen, um noch mehr jungen Menschen echte Perspektiven zu eröffnen.