Tale · Lars Harms · 25.02.2022 Es gibt noch viel zu tun auf Helgoland

„Weer drenn ip Lunn. Wieder zu Hause auf Helgoland.“

Lars Harms zu TOP 19 - 70. Jahrestag Wiederbesiedelung Helgolands (Drrs. 19/3627)

Nächste Woche, am 1. März, ist es 70 Jahre her, dass Helgoland wieder besiedelt wurde. Am kommenden Dienstag werden die Kirchenglocken der St. Nicolai-Kirche auf dem Oberland läuten. Auf der größten Glocke ist zu lesen: Weer drenn ip Lunn. Was auf Friesisch so viel heißt wie: Wieder zu Hause auf Helgoland. Am 1. März 1952 durften die Helgoländerinnen und Helgoländer endlich wieder auf ihre Insel zurückkehren. Was hier von Bund, Land und Kreis geleistet wurde, verdient Anerkennung. Wir als SSW begrüßen daher die Initiative der Antragssteller, heute aus diesem Anlass, hier im Parlament über die besondere Geschichte Helgolands zu sprechen. Was jedoch auch erwähnt werden muss, ist in diesem Zusammenhang die entscheidende Vorarbeit, die geleistet wurde, um eine Wiederbesiedelung überhaupt realisieren zu können. Und das ist ausschließlich der Dank an die zivilgesellschaftliche Kraft, sich hier deutlich und mit Nachdruck positioniert hat. Aus dem Handeln der jungen Generation im Dezember 1950, wurde bald eine größere Bewegung, die schließlich bis in den deutschen Bundestag hineinragte und mit dem einstimmigen Beschluss zur Freigabe Helgolands endete. Dieses Engagement darf nicht in Vergessenheit geraten und verdient Würdigung und Respekt. Auch von uns als Vertreter des schleswig-holsteinischen Landtags. 

Doch nun zurück zur Gegenwart Helgolands und zur Zukunft der Insel. Im Antrag ist von einem Wachstumskurs die Rede. Und in der Tat bin auch ich beeindruckt, von der Entwicklung der letzten Jahre. So wurde etwa ein medizinisches Versorgungszentrum errichtet in dem vier Ärztinnen und Ärzte mit ihrem Team arbeiten. Zudem ist es gelungen, die zahnärztliche Versorgung durch einen Facharzt zu sichern. Auch eine Ganztagsschule ist schon gelebte Praxis auf Helgoland. Kitakinder können über einen Zeitraum von neun Stunden betreut werden, was ist in Ortschaften mit 1.500 Einwohnern leider immer noch etwas Besonderes ist. Flug- und Seehafen sind in Schuss. Neuer Wohnraum wurde geschaffen. Es fehlt an nichts, könnte man meinen. Doch dem ist leider nicht so. Seit nun mehr als zwei Jahren gibt es keine friesische Lehrkraft mehr auf Helgoland. Weder an der Schule, noch in der Kindertagesstätte können Kinder und Jugendliche Helgoländisch lernen. Das ist bitter. Zwei Jahre sind im Leben eines Kindes eine Ewigkeit. Man stelle sich einmal vor, der Mathematikunterricht würde zwei, drei Jahre ausfallen. Der Aufstand wäre groß. Das Halunder ist aus Sicht des SSW nichts, worauf man mal verzichten kann. Wer es ernst meint, mit dem Verfassungsbeitrag, muss das Friesische stärker fördern.  Die Möglichkeiten dazu hat das Land bereits. Dabei ist es weder besonders teuer, noch hochkomplex. Gerade beim Halunder gilt: Eine Lehrkraft kann einen bedeutenden Unterscheid machen. Wir als SSW fordern daher eine Zulage für Friesischlehrer, ähnlich den Zuschüssen für Lehrkräfte in weniger nachgefragten Regionen. Daher kann ich nur an die Landesregierung appellieren, hier dringend für Nachbesserung zu sorgen. 

Lassen Sie mich abschließend noch kurz auf das AquaVentus Projekt und die  
schleswig-holsteinische Wasserstoffstrategie zu sprechen kommen. Wir als SSW legen Wert darauf, dass in Bezug auf die Umsetzung ein adäquater Austausch mit der Kommune sowie mit der Bevölkerung vor Ort stattfindet. Schließlich ist sie besonders von den möglichen Veränderungen betroffen, im positiven, wie im vielleicht auch negativen. Zudem können sie Folgewirkungen meist besser einschätzen, als Außenstehende. Sorgen wir daher alle gemeinsam dafür, dass wir als Politik im Gespräch bleiben, um die Lebensgrundlagen der einzigen Hochseeinsel Deutschlands zu schützen und weiter zu entwickeln. Es ist zu früh, um sich auf den Erfolgen auszuruhen. Es gibt noch viel zu tun. Wir als SSW wollen dazu gerne unseren Beitrag leisten. 

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