Tale · Flemming Meyer · 17.06.2009 Förderbescheid für das Maritime Science Center

Man sollte wissen, wann das Spiel aus ist. Die Fraktionen von CDU und SPD haben deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht länger gewillt sind, die Planung des Maritimen Science Centers zu unterstützen. Der Finanzausschuss des Landtages hat sein Votum abgegeben. Damit ist das Urteil gefällt. Das Maritime Science Center Kiel war von Anfang an ein Fliegender Holländer, der immer wieder an die harten Klippen der Realität schlug. Jetzt ist er gestrandet, und das ist gut so.

Das Maritime Science Center war ein Projekt, das man am besten mit „nice to have“ beschreiben könnte. Es war schön und groß und hätte ohne Zweifel der Landeshauptstadt eine herrliche Attraktion hinzugefügt. Wahrscheinlich deshalb hat es für die CDU und die SPD lange eine untergeordnete Rolle gespielt, dass das MSC finanziell ein Luftschloss war, das stets auf – vorsichtig ausgedrückt – sehr optimistischen Annahmen beruhte. Es war von Anfang an klar, dass ein großes Risiko bestand, dass diese Einrichtung von der öffentlichen Hand dauerhaft hätte alimentiert werden müssen. Es wären enorme Besucherzahlen notwendig gewesen, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu sichern. Wir haben mittlerweile eine Vielzahl von Gutachten gesehen, die alle zu unterschiedlichen Besucherzahlen kamen, je nachdem was für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderlich schien. Seriös sieht anders aus. Wenn aber die Besucherzahlen nicht Stimmen, dann entsteht eine Finanzierungslücke für den laufenden Betrieb, die nicht von den betriebswirtschaftlich arbeitenden Betreibern übernommen worden wäre. Sie hatten im Vertrag nämlich einen Notausgang eingebaut. Wäre alles gut gegangen, dann hätte die Tochter eines amerikanischen Konzerns 8 % Unternehmerlohn einbehalten. Hätte das MSC einen Unterschuss erwirtschaftet, dann hätte der Betreiber nach 6 Monaten aussteigen können und die Allgemeinheit wäre auf dem MSC und der Zeche sitzen geblieben. Auch das ist nicht unbedingt seriös.

Zum anderen ist es eine Tatsache, dass Science Center nicht einmal gebaut werden und dann für immer fertig sind. Alle Erfahrungen zeigen, dass sie nur überlebensfähig sind, wenn sie alle paar Jahre für Unsummen umgestaltet und erweitert werden. Auch diese so genannte „Reattraktivierung“ war für das MSC wirtschaftlich kaum darstellbar. Es sei denn, die Öffentlichkeit wäre wieder mit Millionen eingesprungen, und das können wir heute nicht. Die CDU und die SPD haben daher vollkommen Recht: In der aktuellen Finanzkrise kann sich Schleswig-Holstein schon gar nicht mehr leisten, ein so teures Spielzeug mit 26 Millionen Euro zu fördern und mit Steuermitteln am Leben zu halten.

Hinzu kommt, dass Besucher nun einmal nicht vom Himmel fallen. Deshalb war mit diesem Plan auch immer die Sorge verbunden, dass andere Einrichtungen in Schleswig-Holstein mit sinkenden Besucherzahlen rechnen mussten. Aus Kiel wurde zwar immer wieder betont, dass das MSC ein ganz anderes Konzept verfolge, das der Phänomenta oder dem Multimar Wattforum keine Konkurrenz mache. Aber wer zum Beispiel die Phänomenta in Flensburg kennt, weiß, dass solche Einrichtungen nicht zuletzt von Schulklassen leben, die zu hunderten jedes Jahr nach Flensburg pilgern, um das Science Center zu besuchen. Die Zahl der Klassenfahrten richtet sich aber nicht nach der Zahl der Science Center. Das MSC hätten so den anderen Einrichtungen in Schleswig-Holstein das Wasser abgegraben, die ebenfalls mit öffentlichen Fördermitteln angeschoben wurden.

Der SSW kann also die Forderung der Grünen nicht unterstützen, dass Wirtschaftsminister Biel den Förderbescheid für das MSC trotzdem unterschreiben soll. Man kann ein totes Pferd nicht dadurch wiederbeleben, dass man ihm eine neue Geburtsurkunde ausstellt. Das Maritime Science Center in Kiel wäre finanziell nur überlebensfähig, wenn es von der öffentlichen Hand permanent mit Geld gefüttert würde – Geld, das nur aus neuen Krediten kommen kann. Das kann sich aber weder das Land noch die Stadt Kiel leisten. Deshalb ist die Entscheidung der Großen Koalition goldrichtig.

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