Tale · Flemming Meyer · 13.07.2007 Informatik als Unterrichtsfach


Von dem niederländischen Informatiker Edsger Wybe Dijkstra stammt der Satz „In der Informatik geht es genauso wenig um Computer wie in der Astronomie um Teleskope.“ Diesem Missverständnis sitzt die antragstellende FPD-Fraktion allerdings auf. Die junge Wissenschaft der Informatik hat zwar unsere Gesellschaft seit ungefähr 40 Jahren verändert, indem sie die Voraussetzungen für einen weltweiten Datenverkehr schuf, dennoch gehört sie keineswegs in den Kanon der „Allgemeinbildung“, wie der vorliegende Antrag suggerieren möchte. Informatik ist die Wissenschaft von der systematischen Verarbeitung von Informationen, insbesondere der automatischen Verarbeitung mit Hilfe von Rechenanlagen. Niemand wird das ernsthaft zur Allgemeinbildung rechnen. Der SSW lehnt die Einführung eines Schulfaches Informatik ab.

Das bedeutet keineswegs, dass Informatik unwichtig oder randständig ist. Der Auftrag der Schule ist allerdings eindeutig: die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, verantwortungsbewusst mit Datentechnik und mit Medien umzugehen. Nicht die Vermittlung der Informatik ist von Nöten, sondern die Vermittlung von Medienkompetenz. Wenn heute bereits Grundschüler selbstverständlich mit Maus und Tastatur hantieren, belegen sie damit eindrücklich, dass es ihnen egal ist, wie diese Maschinen funktionieren. Sie erschließen sich mittels interaktiver Programme neue Horizonte, ohne dabei - dank guter Vermittlung - die Realität aus den Augen zu verlieren. In der Schule geht es um eine nutzerorientierte Pädagogik, die die Grenzen eines Mediums ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln kann. Der Computer ist weder eine Wunderwaffe noch Teufelswerk, sondern ein alltägliches Arbeitsmittel wie der Stift, die Schere und ein Buch. Niemand muss ein Fernsehtechniker sein, um die manipulative Kraft des Fernsehens zu begreifen.

Der Antrag führt einen neuen Lehramtsstudiengang Informatik in Kiel an. Ich möchte darauf hinweisen, dass in der Lehrerausbildung weniger die Informatik, denn die Medienerziehung unumgänglich ist. Wir sollten dementsprechend sicherstellen, dass alle angehenden Pädagogen mit Medienerziehung vertraut gemacht werden und sie auch beherrschen. Medienbildung gehört zu den fachlichen und fachübergreifenden Bildungszielen und ist ein grundlegendes pädagogisches Erfordernis für alle Unterrichtsfächer, angefangen beim Sportunterricht, der mit Anschauungsvideos arbeitet, bis hin zu naturwissenschaftlichen Fächern, die mittels geeigneter Software das Fach erschließen helfen. Die Vermittlung von Denkprinzipien und einer fragenden und hinterfragenden Haltung ist das A und O eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Medien. Das sollten alle Lehrerinnen und Lehrer beherrschen, damit sie Kinder und Jugendliche dazu bringen, zu dem jeweils verwendeten Medium Fragen zu stellen. Auf diese Weise werden die Schülerinnen und Schüler ertüchtigt, auch beim privaten Medienkonsum nicht unkritisch zu sein.

Überlegter Medieneinsatz leistet also einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsverbesserung des Unterrichts, der allen Schülerinnen und Schülern zugänglich gemacht werden sollte. Damit steht die Medienerziehung im Vordergrund. Der SSW lehnt die Einführung von Informatik als Schulfach ab.

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