Tale · Jette Waldinger-Thiering · 18.06.2021 Rede zu Protokoll gegeben Medizinische Forschung und Produktion hier erhalten

„Das Ziel muss sein, dass wir die Forschung wie auch die Produktion möglichst direkt hier vor Ort ansiedeln, dass wir unsere klugen Köpfe hierbehalten, mit Ressourcen ausstatten und nachhaltig fördern, um uns einerseits gar nicht erst in Abhängigkeiten zu begeben und um andererseits an einer fairen Wirkstoffverteilung mitwirken zu können.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 32 - Covid-19 Medikamentenforschung in Deutschland und Europa weiter ausbauen (Drs. 19/3086)

Die weltweite Impfkampagne ist endlich angelaufen, doch der Weg hin zur sogenannten „Herdenimmunität“ ist noch immer lang. Und Impfen alleine reicht ja auch leider nicht aus, um das Coronavirus nachhaltig zurückzudrängen. Es werden dennoch Menschen an Covid-19 erkranken bzw. sind es schon und haben mit zum Teil schweren Krankheitsverläufen und Langzeitfolgen zu kämpfen, die bislang noch nicht ausreichend gut erforscht werden konnten. Das liegt ja in der Natur der Sache. Neben dem Impfen ist daher auch die Entwicklung und Produktion von geeigneten Medikamenten gegen Covid-19 ein zentraler Schlüssel in der Bekämpfung der Pandemie. Der vorliegende Antrag geht daher in die richtige Richtung. 

Nur gemeinsam bekommen wir die Pandemie in den Griff. Aber sollte die EU hier wirklich alles zentral regeln – auch ausgerechnet dann, wenn es schnell gehen sollte? Die Mühlen auf europäischer Ebene mahlen nun mal noch langsamer als schon auf nationaler Ebene.
Schauen wir uns das Management bei der Impfstoff-Zulassung an: Tatsächlich war Corona jetzt ja der erste Fall, bei dem entwickelte Impfstoffe nicht zuerst über nationale Behörden zugelassen und anschließend auf europäischer Ebene angemeldet, geprüft und schließlich zugelassen wurden, sondern andersherum. Die EU hat die verschiedenen Impfstoffe geprüft und schließlich für alle Mitgliedstaaten zugelassen. Dies sollte ein EU-weit einheitliches Vorgehen ermöglichen und einem sogenannten „Impfnationalismus“ vorbeugen. Inzwischen scheren ja aber einige Mitgliedstaaten schon wieder aus und entscheiden doch wieder national, welche Impfstoffe sie bei sich zulassen wollen und welche sie verbannen. Bei Medikamenten wird es im Zweifelsfall wohl ähnlich laufen. Es kann daher wohl diskutiert werden, ob man die Erstentscheidung über Zulassungen – für Impfstoff wie für Medikamente – nicht doch besser in den nationalen Agenturen belässt. Optimal wäre natürlich, wenn europäische wie nationale Agenturen so eng zusammenarbeiten, dass Zulassungen in etwa zeitgleich erfolgen können. Die Forderung nach einer Verschlankung der Prozesse, natürlich ohne an unseren hohen Standards an die Arzneimittelsicherheit zu kratzen, können wir daher unterstützen.

Gute und sichere Arzneimittel zu entwickeln, braucht Zeit. Und Ressourcen. 
Während die Impfstoffe in Rekordzeit entwickelt und zugelassen wurden, tut sich die Medikamentenforschung jedoch noch schwer damit, ein wirksames Mittel gegen Covid-19 zu finden. Eine „echte“ Covid-19-Therapie gibt es bislang nicht. Aber es gibt hoffnungsvolle Ansätze. Und auch wenn es womöglich nie das eine, vollumfängliche Allheilmittel geben wird, so muss die Forschung hier dennoch optimal gefördert werden, um zumindest vorbeugende und verlaufsmildernde Wirkmittel entwickeln zu können.

Sie haben etwas auf sich warten lassen, aber immerhin gibt es nun entsprechende Initiativen: So hat die Europäische Kommission kürzlich ihre Strategie für COVID-19-Therapeutika vorgestellt, die den gesamten Lebenszyklus von Medikamenten umfassen soll. Und auch die Bundesregierung hat nach viel Kritik ja endlich ein millionenschweres Forschungsprogramm zur Entwicklung von Corona-Medikamenten aufgelegt. Beide Initiativen begrüßen wir sehr. Denn das Ziel muss doch sein, dass wir die Forschung wie auch die Produktion möglichst direkt hier vor Ort ansiedeln, dass wir unsere klugen Köpfe hierbehalten, mit Ressourcen ausstatten und nachhaltig fördern, um uns einerseits gar nicht erst in Abhängigkeiten von komplexen Zulieferungsketten sowie von anderen Staaten zu begeben und um andererseits an einer fairen Wirkstoffverteilung proaktiv mitwirken zu können. Der Anspruch, die Forschung wie auch die Produktion für Medizinprodukte und Medikamente in Europa und Deutschland massiv auszubauen, ist daher insgesamt völlig richtig – nicht nur in Hinblick auf Covid-19, sondern in Bezug auf diese sensible Branche insgesamt.

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