Tale · Jette Waldinger-Thiering · 16.12.2021 Unsere jungen Menschen brauchen gerade jetzt gute Zukunftsaussichten

„Wir wollen und brauchen junge Menschen, die trotz der Pandemie Lust auf die Zukunft haben.“

Jette Waldinger-Thiering zu  TOP 15 -vEuropäisches Jahr der Jugend 2022 zur Chance für junge Menschen in Schleswig-Holstein und im gesamten Ostseeraum machen (Drs. 19/3404 (neu))

Gerade in diesen Zeiten ist es ein richtiges und wichtiges Signal, dass das kommende Jahr 2022 das „Europäische Jahr der Jugend“ werden wird. Wohlklingende Absichten reichen jedoch nicht aus – wir müssen dieses Europäische Jahr alle miteinander mit Leben füllen. 

Dazu muss man sagen, dass die Pandemie alle hart getroffen hat. Auch – und gerade – unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben einen sehr hohen Preis gezahlt. Verreisen, im Ausland studieren oder arbeiten, ja selbst im Alltag Freunde treffen – auf all das mussten sie monatelang verzichten. Hinzu kamen Sorgen um den Schulabschluss, den Arbeitsplatz oder die Aufnahme eines Studiums. 

Es ist daher völlig richtig, im nächsten Jahr den Fokus noch intensiver auf unsere jungen Generationen und ihre Bedürfnisse zu richten. 
Die EU hatte ihre Jugendstrategie ja bereits angepasst und auch ihre Jugendprogramme massiv aufgestockt. Ganz prominent und eines unserer Herzensanliegen ist dabei ja das ERASMUS+ Programm. Mit mehr Mitteln ausgestattet, nachhaltiger, inklusiver, vielfältiger – ERASMUS+ bringt unsere jungen Leute in Europa zusammen. Zuletzt ja leider vornehmlich virtuell oder immerhin schon wieder als hybrides Programm, aber wir hoffen natürlich, dass bald auch wieder physische Austausche möglich und normal werden. 
Gleichzeitig haben sich die digitalen Formate natürlich bewährt und müssen weiter genutzt und ausgebaut werden. Medienkompetenz, kritisches Denken und Hinterfragen sind und bleiben elementar wichtige Fähigkeiten, die wir weiter gezielt fördern müssen. Wir wollen, dass unsere jungen Menschen vielfältig interessiert, gut ausgebildet und gut informiert sind. Denn so werden sie eingeladen, befähigt und ermutigt, sich aktiv und konstruktiv in die Weiterentwicklung unseres gemeinsamen Europas einzubringen. 

Im Kern geht es uns um folgende Botschaft: Wir wollen und brauchen junge Menschen, die trotz der Pandemie Lust auf die Zukunft haben. In die Gesellschaft, in Kultur- und Bildungsaktivitäten, in den grenzüberschreitenden Austausch und ja, auch in politische Gremien und Veranstaltungen. Es gibt schon viele tolle Formate und Veranstaltungen – diese müssen wir aufrechterhalten und noch stärker bewerben. 
Unser Anspruch muss es sein, hier jede und jeden zu motivieren und mitzunehmen. Dazu braucht es eine engmaschige und engagierte Infrastruktur an geschulten Ansprechpartnern, Projekten und der entsprechendes Marketing. Dies gilt insbesondere für Bildung und Ausbildung.

An dieser Stelle darf man gerne einmal zu unseren Nachbarn in Dänemark blicken: So ist es in dänischen Bildungseinrichtungen üblich, dass es Ansprechpartner gibt, die eigens für die Austauschprogramme zuständig sind. Entsprechend umfassend ist die Vorbereitung, Anwerbung und Organisation von Austauschen. Bei uns hingegen übernehmen diese Aufgaben zumeist angestellte Lehrkräfte neben ihrer anderweitigen Vollzeittätigkeit; natürlich ist derartiges Engagement wertzuschätzen, aber für eine flächendeckende Anwerbung reicht dies nicht aus. Hier könnten wir uns also mal wieder etwas von den dänischen Strukturen abschauen.

Zum Stichwort „Ausbildung“ ist anzumerken, dass es in Dänemark nicht nur gern gesehen ist, sondern aktiv gefördert wird, wenn man einen Teil der Ausbildung im Ausland absolvieren möchte. Dänische Arbeitgeber wissen eine solche Auslandserfahrung sehr zu schätzen und kümmern sich inzwischen in immer größerer Zahl auch aktiv um einen solchen Austausch ihrer Schützlinge. Bei uns ist dies hingegen immer noch ein recht außergewöhnlicher Aspekt im Lebenslauf; wer hierzulande ein halbes Jahr der Ausbildung im Ausland verbracht hat, hat zwar einen echten Pluspunkt auf seiner Seite, gilt aber auch noch immer als eine glückliche Ausnahme. Auch hier können wir noch engagierter daran arbeiten, dass ein solcher Ausbildungsweg noch viel mehr Auszubildenden offen steht. 

Noch kurz zum Jamaika-Alternativantrag: Dieser listet ja leider nur auf, was es schon länger gibt, was überparteilicher Konsens ist. Es bleibt der Eindruck, dass hier lediglich ein Alternativantrag um eines Alternativantrages willen vorgelegt wurde. 

Insgesamt brauchen unsere jungen Menschen gerade jetzt gute Zukunftsaussichten. Denn vom Klima bis hin zum Digitalen – unsere EU ist auf den Enthusiasmus, das Engagement und die Expertise unserer jungen Generationen angewiesen.

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