Tale · Jette Waldinger-Thiering · 22.02.2018 Unterrichtsbericht nutzen, um den Schulalltag zu verbessern!

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 18 - Bericht der Unterrichtssituation weiterentwickeln

Sehr geehrte Damen und Herren, 

Den Bericht über die Unterrichtssituation kategorisch weiterzuentwickeln finden wir sehr sinnvoll. Uns geht es vor allem um die Situation der Quereinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. 

Wir haben steigende Schülerzahlen, mehr Unterrichtsstunden in der Grundschule, den Ausbau von Ganztagsschulen. Und schließlich steht auch noch die Umstellung von G8 auf G9 bevor. Und all das bei ständigen Klagen der Lehrkräfte über Termin- und Leistungsdruck und kräftefordernde zusätzliche Aufgaben. 

Das bestätigt ja auch zumindest der Ersteindruck der Selbsteinschätzungsumfrage unserer Lehrkräfte, die das Bildungsministerium im November letzten Jahres gestartet hat. 

Man kann sicherlich noch überlegen, woran es liegt, dass nur 9.100 von 30.400 Lehrkräften antworten. Aber mit Sicherheit festhalten lässt sich ja schon einmal Folgendes: 

Zwei Drittel der Lehrkräfte stehen unter Termin- und Leistungsdruck.

Mehr als die Hälfte empfinden die zusätzlich anfallenden Aufgaben als belastend. 

93 Prozent empfinden den Lärm, dem sie ausgesetzt sind, als besonders anstrengend. 

Fast 80 % der Lehrkräfte gehen krank zur Arbeit.

Das Bildungsministerium macht daraus die Presseinformation „Lehrer sind zufrieden“ -  Das ist schon etwas wagemutig! 

Der Lehrkräftemangel springt uns förmlich an und wir brauchen Möglichkeiten, diese Situation aufzufangen. Die derzeitige Landesregierung setzt bekanntlich zuversichtlich auf den Quereinstieg. 

Für den Quereinstieg in die Berufs- oder Förderschule brauchen die Bewerberinnen und Bewerber den Master- oder Magisterabschluss oder ein Diplom in einem dringend benötigten Fach. Für die berufsbildenden Schulen ist zusätzlich eine mindestens einjährige förderliche berufspraktische Tätigkeit vonnöten.

Für den sogenannten Seiteneinstieg in alle Schularten hingegen wird neben den Magister-, Master, oder Diplomabschluss eine mehrjährige praktische Berufserfahrung vorausgesetzt. Dabei kann dann auch eine unbefristete Weiterbeschäftigung oder ein Beamtenverhältnis angestrebt werden. Den Direkteinstieg lasse ich einmal außen vor. 

In den Fächern, in denen wir einen besonders großen Mangel haben, gibt es also bei uns in Schleswig-Holstein die Möglichkeit, nach einem abgeschlossenen Studium und Berufserfahrung, sich durch Fortbildungskurse in Pädagogik und Didaktik für die Arbeit an Schulen zu qualifizieren. 

Damit haben wir es nicht mit komplett fachfremden Menschen zu tun, sondern ja auch durchaus mit fachlich bereits im Vorfeld Geeigneten. 

Uns interessiert, wie viele der Quereinsteiger und Seiteneinsteigerinnen schon eine pädagogische Vorbildung im Sinne einer Erzieherausbildung oder eines pädagogischen Anteils im Studium haben.   

Deswegen haben wir auch gefordert, dass mit der Erweiterung des Berichts zur Unterrichtssituation explizit auf die Menschen eingegangen wird, ohne die wir zurzeit nicht auskommen.

Unsere Lehrkräfte sind auf unterschiedliche Weisen sehr stark gefordert. Wir sollten sie dementsprechend unterstützen. 

Abschließende erlaube ich mir noch einen anderen Hinweis: 

Sie kommen nicht darum herum, die Attraktivität des Berufsbildes insgesamt zu steigern. Und das geht zwar auch mit den sogenannten weichen Faktoren. Es reicht aber nicht aus. 

Wir verlieren den Wettbewerb mit den anderen Ländern, wenn wir unseren Grundschullehrkräften nicht endlich das zahlen, was sie verdienen. Nicht umsonst haben wir dazu auch einen gegenfinanzierten Haushaltantrag formuliert. Während alle anderen Parteien sich da lange sehr zurückhaltend gezeigt haben, fordern wir schon seit einem Jahr sehr laut: A13 für Grundschullehrkräfte. 

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