Tale · 09.06.2016 Wir wollen in Pflegequalität investieren

Flemming Meyer zu TOP 26 - Für eine integrative Pflegeausbildung

„Die Reform der Pflegeausbildung ist notwendig und wird sich langfristig auszahlen“

Ich denke die Sachlage im Bereich Pflege ist wirklich hinlänglich bekannt. Ich persönlich erinnere mich zum Beispiel sehr genau an Kreistagsdebatten Anfang der neunziger Jahre, in denen schon vom Pflegenotstand die Rede war. Auslöser der Debatte war damals der Wunsch, unser kreiseigenes Pflegeheim zu privatisieren, aber eines wird deutlich: Schon damals - vor über 20 Jahren - war man sich darin einig, dass der Pflegeberuf attraktiver werden muss.

Egal ob bessere Bezahlung, weniger Arbeitsverdichtung, flexiblere Rahmenbedingungen oder ein grundsätzlich höheres Ansehen: All diese Dinge waren schon damals in der Diskussion. Und für all diese Dinge gilt, dass hier ganz offensichtlich verdammt dicke Bretter zu bohren sind. Denn auch wenn schon viel passiert ist und manche Verbesserung erreicht wurde: Ein echter Durchbruch ist bis heute nicht gelungen. 

Ich will ganz ehrlich sein und gerne zugeben, dass auch durch die Zusammenführung der Ausbildungen vermutlich nicht schlagartig alles besser wird. Denn nicht nur die Ursachen für die Probleme im Pflegebereich sind vielschichtig, sondern auch die Lösungsansätze. Aber auch die Diskussion für oder gegen eine generalistische Ausbildung wird bekanntlich schon sehr lange geführt. Und auch wenn die Ergebnisse der Modellversuche nicht ausschließlich positiv sind, ist die Mehrheit der Berufsverbände in der Pflege doch für diesen Weg. Der SSW ist jedenfalls zuversichtlich, dass eine Reform der Ausbildung auf längere Sicht zu den nötigen Verbesserungen führen wird. 

Selbstverständlich haben wir es im Pflegebereich - wie so oft - mit völlig unterschiedlichen Interessen zu tun. Schon allein deshalb ist diese Reform natürlich nicht unumstritten. Aber eins ist trotz der Kritik nicht von der Hand zu weisen: Die Aufgabenüberschneidung zwischen den einzelnen Pflegeberufen ist groß und nimmt sogar noch weiter zu. Gerade wenn wir es wirklich ernst meinen mit dem Ansatz „Ambulant vor Stationär“ und wenn wir die immer kürzere Verweildauer in den Krankenhäusern sehen, macht eine hochqualifizierte und zukunftsorientierte gemeinsame Ausbildung Sinn. Immer mehr Menschen werden ambulant versorgt. Und das Spektrum an Aufgaben reicht hier von Kindern über demenzielle Erkrankungen bis hin zur „klassischen“ Altenpflege.

Wenn wir uns die Situation der gesundheitlichen Versorgung in unserem Flächenland genau ansehen, wird doch eins ganz deutlich: In der Stärkung des ambulanten Sektors und in einer damit einher gehenden Kompetenzerweiterung für Pflegefachkräfte liegen große Chancen. Auch vor diesem Hintergrund ist es also unheimlich wichtig, die Pflege durch eine qualitativ hochwertige Ausbildung durchlässig und zukunftsfest zu machen. Und ganz nebenbei bemerkt: Nicht nur mit Blick auf die ambulante Versorgung sondern ganz grundsätzlich macht es einfach keinen Sinn, dass die verschiedenen Pflegeberufe noch immer völlig unterschiedlich entlohnt werden. Auch hier wird die Zusammenlegung langfristig zu einer Verbesserung führen.

Für uns als SSW ist klar: Wir brauchen nicht nur mehr Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, sondern auch eine Pflege von unverändert guter Qualität. Und ich denke, zu beidem kann diese Reform einen Beitrag leisten. Denn trotz der gemeinsamen Ausbildung der Kranken-, Alten-, und Kinderkrankenpflege wird ja nicht etwa auf Praxisbezug und Spezialisierung verzichtet. Nach meinem Verständnis ist nicht geplant, eine Pflegeausbildung light zu schaffen, sondern in Qualität zu investieren. Natürlich wird uns das etwas kosten. Aber das ist gut angelegtes Geld. Denn wer gut gerüstet in den Beruf startet, hat bekanntlich auch eine höhere Arbeitszufriedenheit und bleibt länger in seinem Job. Und ich denke, daran sollten wir alle ein Interesse haben.

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