Tale · Lars Harms · 26.01.2022 Wo der Kampf gegen die Konsequenzen des Klimawandels konkret wird

„Wir sehen die Notwendigkeit, die Wasser- und Bodenverbände mit ihrer Expertise ins Boot zu holen. Das sind die Praktiker vor Ort, die die Gegebenheiten kennen.“

Lars Harms zu TOP 17 - Bericht zur Strategie für die Zukunft der Niederungen bis 2100 (Drs. 19/3466)

Im April des letzten Jahres wurde über den Beginn der „Projektstrategie Niederungen“ durch das MELUND berichtet. Bei dem Vorhaben geht es um ein zeitlich, räumlich und finanziell umfassendes Projekt. Zeitlich: es geht um die Strategie für die Zukunft der Niederungen bis 2100. Räumlich: es geht um rund 25% der Landesfläche – wobei besonders die Westküste, die Elbmarschen, die großen Flussniederungen sowie die tiefliegenden Flächen an der Ostseeküste betroffen sind. Finanziell: hier gibt es keine abschließenden Zahlen, aber genannt wurde bereits ein Investitionsvolumen von 500 Millionen Euro bis zum Jahr 2050 für die Infrastruktur der Wasser- und Bodenverbände. Darüber hinaus steht eine Anpassung des Vertragsnaturschutzes zu Gunsten der Betroffenen im Raum, die aber nicht näher beziffert werden kann. Und dabei reden wir nicht von Peanuts. Wie gesagt, im Ausschuss wurde einmal über die Aufnahme der Arbeit an der Strategie berichtet und heute gibt es einen mündlichen Bericht über die Eckpunkte. Das ist auch gut so, aber es reicht nicht. Angesichts des beschriebenen Umfanges brauchen wir fundierte Daten und Fakten und etwas mehr als Eckpunkte. Als Parlament müssen wir uns ein umfassendes Bild davon machen können, was die Landesregierung vorhat. Daher erwarte ich, dass hier noch nachgeliefert wird.
Es herrsche ein Anpassungsbedarf bei der landwirtschaftlichen und wasserwirtschaftlichen Infrastruktur in den Niederungen Schleswig-Holsteins, das war seinerzeit der Tenor im Ausschuss. Grund dafür ist in erster Linie der Klimawandel mit seinen entsprechenden Auswirkungen. 
Das heißt, auf rund 25% der Landesfläche müssen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft neu gedacht werden. Dort muss Hochwasserschutz großflächig betrachtet werden. Die Schaffung von Retentionsräumen, um vom Hochwasser gefährdete Gebiete zu schützen, ist dafür durchaus ein probates Mittel. Aber die Entwässerung dürfen wir nicht außer Acht lassen. 
Ich will nicht unbedingt sagen, dass dieses Projekt, alles Vorherige auf den Kopf stellt, aber wir haben in Schleswig-Holstein immer dafür gesorgt, dass das Wasser nicht über uns hereinbricht, sprich Küstenschutz. Und wir haben immer dafür gesorgt, dass das Wasser schnell aus dem Land verschwindet, sprich Schöpfwerke und Siele. Es wird also nicht einfach und es wird sehr viel Überzeugungsarbeit erfordern, den Menschen – gerade in den betroffenen Regionen – dies zu erklären. Denn gerade im Bereich des Wassermanagements wird es für viele Landwirte bedeuten, dass sie ihre Flächen dann nur noch mit Gummistiefeln betreten können. Entsprechend sinkt dann auch die landwirtschaftliche Nutzbarkeit. 
Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, in Bezug auf den Klimawandel, sind gewaltig und umfangreich. Das ist unbestritten und daher gut und richtig, dass Schleswig-Holstein sich langfristig auf die Veränderungen einstellt und entsprechende Lösungsansätze erarbeitet. 
Die Fehler der Vergangenheit, gerade in Bezug auf die Flurbereinigungen oder die Bauleitplanung zeigen deutlich, dass hier etwas geschehen muss. Extreme Niederschläge führen heute zu Hochwassern, weil das Regenwasser nicht entsprechend abgeleitet werden kann. Hier müssen wir also genau schauen, wie und wo das Wasser in solchen Fällen ausweichen kann.
Aber auch in Bezug auf die Treibhausgasemissionen können und müssen wir mehr tun. Der biologische Klimaschutz ist hier das Stichwort. Für die Moore haben wir bereits Projekte, um sie zu vernässen und sie zu revitalisieren, damit sie als Kohlenstoffspeicher dienen. Aber genauso haben Wälder und Grünlandflächen ihren Wert als CO2-Speicher. In den Bereichen, wo Landwirte ihre Flächen in den Niederungen nur noch eingeschränkt nutzen können, müssen im Gegenzug Kompensationen stattfinden. Daher ist es wichtig, den Anpassungsbedarf zu ermitteln und zu kommunizieren. Wir sehen aber auch die Notwendigkeit, die Wasser- und Bodenverbände mit ihrer Expertise ins Boot zu holen. Das sind die Praktiker vor Ort, die die Gegebenheiten kennen. 
Für uns als SSW steht fest, für dieses Projekt brauchen wir mehr Informationen, damit wir uns ein klares Bild von dem machen können, was das Land plant.

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