Rääde · Jette Waldinger-Thiering · 15.12.2022 Alle jungen Menschen haben das Recht auf eine berufliche Perspektive

„Das Ziel muss sein, allen jungen Leuten ein attraktives Angebot für ihre berufliche Zukunft zu machen.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 11 - Landesweite und flächendeckende Einrichtung von Jugendberufsagenturen (Drs. 20/363)

Ich denke spätestens mit dem externen Evaluationsbericht zu unseren Jugendberufsagenturen haben alle verstanden, welchen Wert diese Einrichtungen haben. Seit dem Start der ersten JBA vor 6 Jahren hat eine stetig wachsende Zahl junger Menschen von diesem Beratungsangebot profitiert. Aus Sicht des SSW ist klar, dass sich die organisatorische Zusammenführung der Agenturen für Arbeit, der Jobcenter, der Jugendämter und der Schulen bewährt. Die enge Zusammenarbeit von allen, auf die es beim Übergang von Schule zu Beruf ankommt, hilft nachweislich dabei, mehr junge Menschen vor Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu bewahren. Das ist eine unheimlich wichtige Aufgabe und in jedem Einzelfall, in dem die Vermittlung gelingt, ein Riesenerfolg. Nicht zuletzt, wenn man bedenkt, dass wir mit rund 8 Prozent noch immer eine viel zu hohe Schulabbrecherquote haben.

Als Bildungspolitikerin kann ich nur immer wieder betonen, wie wichtig die Aufgabe ist, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive für die Aufnahme eines Berufs oder einer Ausbildung zu geben. Gerade junge Menschen brauchen eine echte Chance auf gute Bildung, auf ein eigenes Einkommen und auf ein selbstbestimmtes Leben. Und die vertrauensvolle, fallbezogene Zusammenarbeit im Rahmen einer Jugendberufsagentur macht hier oftmals den entscheidenden Unterschied. Denn hier übernehmen Akteure wie etwa Schule oder Arbeitsverwaltung gemeinsam Verantwortung, statt sie sich im Zweifel gegenseitig zuzuschieben. Das ist deutlich zielführender als der klassische Verschiebebahnhof. Und es sorgt vor allem dafür, dass deutlich weniger junge Menschen im Gewirr der verschiedenen Rechtskreise verloren gehen. 

Deshalb freue ich mich darüber, dass die Zahl der Jugendberufsagenturen seit dem Start im Jahr 2016 stetig gestiegen ist. Allerdings scheint diese Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit etwas ins Stocken zu geraten. Vor diesem Hintergrund ist der Antrag der SPD, Jugendberufsagenturen landesweit und damit wirklich flächendeckend einzuführen, völlig richtig. Wir müssen möglichst überall im Land für kurze Wege zu diesen Angeboten sorgen. Und wir müssen möglichst flächendeckend Möglichkeiten schaffen, um junge Menschen in ihrer Lebenswelt abzuholen und optimal zu fördern. Das bedeutet letztlich auch, dass neben Arbeitsverwaltung, Jugendhilfe und Schulen in den JBA’s auch die Wirtschaft und Kommunen so eng wie möglich zusammenarbeiten müssen. Das Ziel muss sein, allen jungen Leuten ein attraktives Angebot für ihre berufliche Zukunft zu machen.

Uns allen sollte klar sein, dass die Effekte der Arbeit unserer Jugendberufsagenturen nur schwer messbar sind. Doch wer sich in Schulen oder am Ausbildungsmarkt umhört, wird nicht nur feststellen, dass die Arbeit längst Früchte trägt, sondern auch, dass sie durch Mund-zu-Mund Empfehlung an Reichweite gewinnt. Das ist gut so und diese Entwicklung sollten wir auch durch weitere Jugendberufsagenturen fördern. Deshalb unterstützen wir den vorliegenden Antrag sehr gerne. Und doch muss ich auf eins hinweisen: Selbst wenn wir in allen Kreisen und kreisfreien Städten eine JBA hätten, wären damit natürlich nicht alle Probleme im Übergang Schule-Beruf gelöst. Denn unabhängig von der Organisationsstruktur sind die Ressourcen stark begrenzt. Es muss allen klar sein, dass Jugendberufsagenturen nicht plötzlich sozialpädagogische Einzelfallbegleitung leisten können und damit alle anderen Angebote überflüssig machen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Jugendberufsagenturen keine eigenständigen, voll ausfinanzierten Institutionen sind. Ihre Finanzierung erfolgt auch in Zukunft über die begrenzten Budgets der verschiedenen Rechtskreise. Aus diesem Grund gibt es an den verschiedenen Standorten nach wie vor viel Ungewissheit und auch Unsicherheit. Dabei ist natürlich klar, dass eine dauerhafte finanzielle Unterstützung entscheidend für den Erfolg und den dauerhaften Erhalt dieser Angebote ist. Deshalb sollten wir nicht nur überlegen, wie wir mehr Jugendberufsagenturen ins Leben rufen können. Sondern wir sollten auch gemeinsam versuchen, die wertvolle Arbeit der Jugendberufsagenturen langfristig abzusichern.

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