Rääde · Sybilla Nitsch · 22.03.2024 Attraktivität der Bahn steigern

„Schließlich geht’s um die Taktung und die Anschlüsse für die Fahrgäste. Diese können sich nach stundenlangem Warten auf Bahnsteigen nicht dazu verhalten, wer wer ist, und wie die Verantwortlichkeiten verteilt sind. Sie wollen schlichtweg Antworten. Hier zu koordinieren, das ist unsere Pflicht.“

Sybilla Nitsch zu TOP 20 - Runden Tisch für einen attraktiven Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Schleswig-Holstein einberufen (Drs. 20/2012 + 20/1976)

Die Mobilitätswende ist in aller Munde. Hier im Parlament eint uns diese, und auch wissen wir, dass der Ausbau unseres Schienenverkehrs erheblichen Investitionen bedarf.
Am 1. Februar dieses Jahres hat die Landesregierung zusammen mit der Deutschen Bahn den „10-Punkte-Plan für besseren Bahnverkehr“ vorgestellt. Dieser Plan lässt hoffen, denn ohne eine funktionierende Infrastruktur, fährt am Ende kein Zug und das Angebot fehlt. Es sei angemerkt, viel Neues kam nicht auf den Plan.
Aber liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht nur um die Infrastruktur und das gute Zureden, dass es irgendwann attraktiver wird, Bahn zu fahren. Der Plan macht deutlich, die kommenden 7 Jahre wird viel passieren, das ist gut, wird aber auch dazu führen, dass überall im Land mit zahlreichen Einschränkungen zu rechnen ist. 
Der jetzige Modus, den wir auch als Politik spüren; oh es wird gebaut, jetzt schauen wir mal, wie wir reagieren und entwickeln den Plan, wenn das Problem da ist, der wird auf Sicht schief gehen. Gerade die vergangenen Monate haben gezeigt, wie angespannt die Situation ist.
Es kostet einiges an Vermittlungskunst, den Schienenverkehr bei den Menschen im Land anzupreisen. Es entstehen Akutsituationen und gesamte Räume werden zeitweise gar nicht bedient. 
Die treuen Fahrgäste gehen an ihre Grenzen und steigen nach und nach wieder aufs Auto um, wenn sie es können, so gehen auf jeden Fall die Erzählungen. 
Fahrgäste berichten über unhaltbare Zustände, Zugausfälle, mit langen Wartezeiten an Bahnhöfen, die kaum ein Service anbieten, mit fehlender Kommunikation und mangelhafter Beschilderung. 
Und ja, ab und an ist auch Licht am Ende des Tunnels, beispielsweise sehen wir an den Akkuzügen, die z.T. schon im Einsatz sind, dass sich Warten lohnt. 
Laut der NDR fragt-Gemeinschaft, ergab eine Umfrage im letzten Jahr mit rund 15.000 Norddeutschen, dass der ÖPNV insgesamt bei dem jetzigen Zustand bei einer 4- (nach Schulnoten) landet.
Die größten Nachteile sind auf dem Land schlechte Verbindungen und die geringere Flexibilität als das Auto. In der Stadt sind es vor allem die Verspätungen.
Die drei größten Vorteile sind, laut Umfrage, Entspannung, schont das Klima, weniger Stress als Autofahren.
Bei uns in SH wird deutlich, was schon viele Studien belegt haben. In den kreisfreien Städten Kiel, Neumünster und Flensburg fühlen sich die Leute recht gut angebunden, in den Südkreisen wird’s schon schlechter zw. 40 und 50% und in den Nordkreisen fühlen sich 60 – 68 % schlecht angebunden. 
Wir vom SSW sind uns sicher, die Projekte aus dem „10-Punkte-Plan“ der Regierung werden langfristig die Attraktivität des Schienenverkehrs steigern. Kurz- und mittelfristig muss aber auch was passieren, hier setzt die Idee des Runden Tisches an. Wir schlagen vor, dass an den Bereichen Betriebsabläufe, Baustellen- und Verspätungsmanagement und Sauberkeit gearbeitet wird. 
Schaffen wir es nicht, die Fahrgäste des Schienenpersonenverkehrs von der Sache zu überzeugen, dann springen diese ab. Der Nutzen muss im Zentrum stehen. Am Ende nützt uns das beste Prestigeprojekt im Bahnverkehr nichts, wenn keiner mitfahren möchte. 
Die Gemengelage ist mit dem Wettbewerb auf der Schiene eine andere geworden.
Wir haben mittlerweile viele Unternehmen, die unsere Verbindungen bedienen. Hier ist unserer Meinung nach, auch ein großer Knackpunkt, denn die Koordination nimmt unheimlich viel Zeit in Anspruch. Daher sollten auch die Unternehmen mit an den Tisch, um proaktiv dabei zu sein. 
Die Fahrgastverbände haben bereits im Dezember einen Runden Tisch gefordert. 
Schließlich geht’s um die Taktung und die Anschlüsse für die Fahrgäste. Diese Personen können nach stundenlangem Warten auf Bahnsteigen sich nicht dazu verhalten, wer wer ist, und wie die Verantwortlichkeiten verteilt sind. Sie wollen schlichtweg Antworten. Hier zu koordinieren, das ist unsere Pflicht. Erklären hilft nicht mehr weiter. So nehmen wir als SSW die Stimmung im Land war. 
Deshalb fordern wir einen „Runden Tisch für einen attraktiven Schienenpersonenverkehr in Schleswig-Holstein“.

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