Rääde · Jette Waldinger-Thiering · 22.01.2020 Es besteht kein Informationsdefizit, sondern ein Ressourcendefizit

Für eine nachhaltige Bildung bedarf es gut ausgebildeter Lehrkräfte, Einbindung aller Beteiligten und die nötigen Mittel. Keinen einzigen dieser Punkte spricht der Antrag an.

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 11 - Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Drs. 19/1783)

Die SSW-Fraktion unterstützt alle Bemühungen zur nachhaltigen Entwicklung; auch und gerade im schulischen Bereich. Tatsächlich haben viele Schulen in Schleswig-Holstein bereits heutzutage sehr konkrete Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit ergriffen: so sollen Studienfahrten nicht mehr mit dem Flieger absolviert werden, die Küche wurde auf regionale Produkte umgestellt oder mit einer Schule in Kenia wird eine Partnerschaft gepflegt. Die Zukunftsschulen in Schleswig-Holstein bestechen allesamt durch Ideenreichtum und Initiative in Sachen Nachhaltigkeit. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und nicht zuletzt die Eltern entwickeln und leben nachhaltig. Denn sie wissen, dass in jungen Jahren die Grundlage für die spätere Lebensführung gelegt wird. 
Ein Jahr der Bildung für nachhaltige Entwicklung könnte all die Schulen erreichen, die bislang noch keine nachhaltigen Projekte umsetzen. Aber gibt es sie wirklich? Verstellt nicht der vorgestellte Antrag das, was an den schleswig-holsteinischen Schulen bereits jetzt sehr erfolgreich läuft? Das befürchte ich nämlich. Es besteht kein Informationsdefizit, sondern ein Ressourcendefizit.
Die Schulen in unserem Land benötigen konkrete Unterstützungsangebote bei ihrer nachhaltigen Arbeit so wie es das Programm „Hier für die Welt lernen“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vorbildlich zeigt. 80 Schulklassen profitieren von den kostenlosen Workshops, die zu Nachhaltigkeits-Lernmodulen gehören. Das finde ich sehr konkret und für die Lehrkräfte sicherlich eine sinnvolle Ergänzung der vermittelten Inhalte. Und genau diese Konkretisierung vermisse ich im vorliegenden Antrag. 
Schließlich führen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu Nichts weniger als der ökologischen Umgestaltung der Schule, die durch alle Beteiligten gemeinsam entwickelt wird. Erst nachhaltiges Schulleben bringt die nötige Glaubwürdigkeit des Lernstoffes und eben nicht Eintagsfliegen oder die Fehlinterpretation des Ganzen durch eine Stunde Nachhaltigkeit in der Woche. 
Früher hieß es mal: Wer nicht weiter weiß, bildet einen Arbeitskreis. Heutzutage muss es dann schon ein Kongress sein. Das ist zwar durchaus interessanter Ansatz, doch die konkreten Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind bekannt. 
Wir fangen hier doch nicht bei Null an: Für eine nachhaltige Bildung bedarf es gut ausgebildeter Lehrkräfte, Einbindung aller Beteiligten und die nötigen Mittel. Keinen einzigen dieser Punkte spricht der Antrag an. Leider erscheint mir das typisch für das Vorgehen der Landesregierung. Klimaschutz wird in Reden und in Infoflyern geradezu gehuldigt, aber haushaltsrelevante Beschlüsse zum Beispiel zur Sanierung der Schlei werden abgelehnt. Klimaschutz soll am liebsten nichts kosten. Und damit das nicht auffällt, gibt es eben solche Anträge.
Um dem Kongress möglichst gute Vorgaben machen zu können, sollten wir Expertenrat einholen. Wir haben im Bildungsausschuss eine Expertengespräch zum WiPo-Unterricht vereinbart, um die Herausforderung systematisch ausleuchten zu können. Ich gehe davon aus, dass genau das auch für die Umsetzung der Nachhaltigen Bildung der nächste Schritt sein sollte. Wir sollten die Fragen nach geeigneten Strukturen, anderen Lerninhalten und einer entsprechenden Lehrerfortbildung genau unter die Lupe nehmen und darauf fußend konkrete Maßnahmen entwickeln.

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