Rääde · Flemming Meyer · 07.07.2010 Frauen in Führung

Ein gleichberechtigter Anteil von Frauen und Männern in den Vorstandsetagen, Professorenzimmern und Ministerbüros; das ist ein wichtiges Ziel. Dazu muss ein Maßnahmenbündel umgesetzt werden.
Ich nehme hier nur zu einem Aspekt des Antrages Stellung, da fünf Minuten Redezeit für alle Aspekte nicht ausreichend sind.

"Nichts ist so entscheidend für den Anstieg des Frauenanteils wie dieser selbst“, sagt Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard. Sie muss es wissen, denn sie erhielt 1995 den Medizin-Nobelpreis für ihre Forschungen über die genetische Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung. Professorinnen sind nicht nur Vorbilder für Studentinnen, sondern unterstützen diese als Mentorinnen. Je mehr Frauen in einem Bereich tätig sind, desto mehr folgen ihnen. Dass dann aus einem hohen Frauenanteil eine gleichmäßige Verteilung über alle Hierarchiestufen wird, stellt aber immer noch viele Organisationen vor eine große Herausforderung. Regelmäßig scheitern sie genau daran. Je größer eine Organisation bzw. ein Betrieb ist, desto geringer der Anteil der Frauen in den Führungsetagen. Beispielhaft seien hier die Universitäten genannt, denen die Frauen im Karriereverlauf regelrecht verloren gehen: kontinuierlich sinkt ihr Anteil bei Promotion zur Habilitation, bis es dann bei den Stellenberufungen für Professorinnen ganz dünn wird. Chefärztin in einem Krankenhaus zu sein, ist leider immer noch so exotisch wie studierende Frauen zu Sauerbruchs-Zeiten. Das ist ein Armutszeugnis für die deutsche Wissenschaftslandschaft.
Die Universitäten verfehlen regelmäßig ihre selbst gesteckten Gleichstellungsziele. Auch die Wirtschaft und die Politik verfehlen dieses.
Dies sind alt bekannte Tatsachen. In den letzten Jahren stellte sich ein gewisser Verdruss bei dem Thema ein. Vor allem die Männer argumentierten, dass doch alles mögliche in die Wege geleitet sei, aber die Frauen einfach nicht bereit seien, sich in die Mühlen der Verantwortung zu begeben, sondern lieber das private Glück genießen wollten.
Dann kam die Wirtschaftskrise. Jedem wurde klar, dass dafür die Zockerjungs der Banken verantwortlich sind. Die Diskussionsrunden im Fernsehen überschlugen sich: hätte es die Frauen besser gemacht? Tatsache ist, dass nach einer aktuellen DIW-Untersuchung in keinem der 162 untersuchten Unternehmen des Finanzsektors eine Frau den Vorstandsvorsitz inne hat.
Wir befinden uns also mitten in der Heldendämmerung. Auf einen Schlag spielen inhaltliche Gründe für die Förderung von Frauen eine Rolle. Nicht nur der Verband deutscher Unternehmerinnen sagt: Mit mehr Frauen in den Topetagen wäre die Krise niemals so schlimm geworden.
Die Unternehmen ziehen Konsequenzen und tun etwas: als erstes Dax-Unternehmen hat die Deutsche Telekom AG im März die Einführung einer Frauenquote von 30 Prozent für Führungspositionen angekündigt.
Doch das ist nicht ausreichend. Der Staat muss klare Vorgaben machen und das geht. Dies zeigt Norwegen, wo 2006 eine gesetzliche Frauenquote von 40 Prozent für Aufsichtsräte großer Unternehmen eingeführt wurde und seit 2008 verbindlich ist. In den Niederlanden wurde im Jahre 2009 vom Parlament eine Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte sowie für Vorstände beschlossen. Auch in Frankreich und Spanien sind gesetzliche Quotenregelungen beschlossen worden bzw. in Kraft getreten.
Jetzt ist Deutschland dran!
Die Justizminister werden sicherlich einen entsprechenden Vorschlag ausarbeiten, da bin ich zuversichtlich. Denn gerade im Justizdienst konnte in den letzten Jahren der Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich erhöht werden, was auch den Strukturen gut getan hat.
Der SSW unterstütztauch deshalb ausdrücklich die sanktionsfähige Quotenregelung.
In den fünf nächsten Jahren müssen Frauen und Männer gleichberechtigt in den Vorständen vertreten sein.

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