Rääde · Flemming Meyer · 23.03.2006 Grundlagen für Wachstum im Tourismus schaffen

Der Bericht geht sehr umfangreich auf die Fördermöglichkeiten ein, die touristische Betriebe in Schleswig-Holstein nutzen können. Schon in den vergangenen Jahren ist der Tourismus massiv mit Fördermitteln unterstützt worden und die neue Landesregierung und wohl auch zukünftige Regierungen werden diesen Weg weiter fortführen. Schaffe ich hier Investitionen und vernünftige Grundlagen, dann wirkt sich das in hohem Maße auch in Arbeitsplätzen aus. Diese Arbeitsplätze können im Rahmen der Globalisierung nicht ins Ausland verlagert werden. Deshalb trägt gerade der Tourismus zur Stärkung der Binnenkonjunktur bei, die ja Deutschlands Sorgenkind ist. Somit ist jede Investition in den Tourismus eine sehr nachhaltige Investition, die die Binnenkonjunktur stärkt und in besonderer Weise Arbeitsplätze schafft und absichert. Vor diesem Hintergrund wird die grundsätzliche Festlegung der Landesregierung, im Tourismus einen Schwerpunkt weiterhin vorzusehen, vom SSW begrüßt.

Wir haben schon in der Vergangenheit festgestellt, dass wir in unserem Land besonderen Nachholbedarf haben, wenn es um größere Ferienanlagen und auch Indoorangebote geht. Weiter haben wir auch festgestellt, dass zentrale Angebote, die eine weiträumig verteilte Klientel anspricht, sehr gut angenommen werden, weil die Menschen immer mobiler geworden sind. Das heißt, dass größere Investitionen vonnöten sind, wenn man im Wettbewerb bestehen möchte. Hier gibt es, wie man auch im Bericht nachlesen kann, durchaus viel versprechende Ansätze.

Ich möchte auf ein Beispiel eingehen, das zeigt, dass ein Ort durchaus neue Wege gehen könnte, ohne seine ursprüngliche Klientel zu verlieren. In Friedrichstadt hat man eine Infrastruktur, die vorwiegend auf Tagestourismus mit kulturhistorischem Hintergrund ausgelegt ist. Dies ist auch gut nachzuvollziehen, schließlich handelt es sich hier um eines der wenigen Stadtdenkmale in Norddeutschland.
Nachdem man sich nun in den letzten Jahrzehnten vorwiegend darum bemüht hat, das Stadtdenkmal zu erhalten, werden jetzt immer mehr Ideen geschmiedet, wie man den Tourismus im Ort auf eine breitere Basis stellen kann. Das hat dazu geführt, dass ein privater Unternehmer jetzt in eine Miniatur-Modellbahnanlage investiert und man beispielsweise auch über noch bessere Angebote für Sportboottouristen in der Grachtenstadt nachdenkt. Weiter versucht man, nördlich der Altstadt am anderen Treeneufer eine Golfanlage zu etablieren. Hier bewegt sich also etwas und man setzt alles daran, mit Investitionen und größeren Vorhaben die vor Ort tätigen Betriebe zu unterstützen. Solche Initiativen müssen unterstützt werden, damit sich hier in einer eigentlich strukturschwachen Region ein kräftiger Wirtschaftszweig entwickeln kann.

Allerdings wird man diesen Schwung und die Professionalität nur aufrechterhalten können, wenn man eine voll funktionsfähige Verwaltung vor Ort mit einer hauptamtlich tätigen Leitung vorhält. Danach sieht es derzeit aufgrund der Vorgaben der Verwaltungsstrukturreform und der Verhandlungen, die vor Ort gelaufen sind, nicht aus. Dieses Beispiel soll also auch zeigen, dass falsche Entscheidungen der Landesregierung durchaus auch mittelbare Auswirkungen auf die Entwicklung des Tourismus haben können. Was man auf der einen Seite aufbaut, reißt die Landesregierung hier wieder ein, weil gute Verwaltungsstrukturen unnötig zerstört werden.

Der Tourismus lebt aber nicht nur von konkreten Investitionen in die Infrastruktur, sondern auch von so genannten weichen Faktoren. Der Touristiker nennt diese Faktoren auch Oft Alleinstellungsmerkmale. Die intakte Natur mit Nationalpark, Naturschutzgebieten und auch Naturerlebnisräumen ist ein solcher Faktor. Aber auch der kulturelle Tourismus spielt hier eine Rolle. Gerade hier verfügen wir mit der sprachlichen Vielfalt über einen einmaligen Reichtum, den es nicht nur aus ideellen Gründen zu fördern gilt, sondern der auch aufgrund von touristischen Erwägungen förderungswürdig ist. In Nordfriesland gibt es die ersten Schritte in die richtige Richtung. Nachdem schon immer Straßennamen und auch Namen von Hotels oder gastronomischen Betrieben friesischsprachig waren und wir als Land Schleswig-Holstein ja zweisprachige Beschilderungen in Nordfriesland einführen, gibt es immer mehr Institutionen, die den touristischen Wert dieses kulturellen Reichtums erkannt haben, ohne dass man dafür seine Seele verkaufen muss. Die Bahnhöfe in Nordfriesland sind durch die Deutsche Bahn AG und die private NEG zweisprachig deutsch-friesisch ausgeschildert worden und die private NOB sagt die Bahnstationen sowohl mit ihrem deutschen als auch mit dem friesischen Namen an. Dies führt auch gerade zu einer touristischen Unverwechselbarkeit, die für die betreffende Region unheimlich wichtig ist.

Daher kann die Schlussfolgerung nur sein, dass die regionalkulturellen Elemente: friesisch, dänisch und plattdeutsch eben auch aus touristischer Sicht förderungswürdig sind. Das machen uns Rätoromanen in der Schweiz, Waliser in Großbritannien oder auch Westfriesen in den Niederlanden schon vor und dies sollte auch in dem zukünftigen Konzept der Landesregierung, das ja Ende Juni vorgestellt werden soll, eine herausgehobene Stellung einnehmen.

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