Rääde · Lars Harms · 10.04.2014 Horizonte öffnen, nicht nur für Akademiker!

„ Jeder soll die Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme bekommen, unabhängig von Ersparnissen, Herkunftsland oder Ausbildungsabschluss“

Dass wir in Schleswig-Holstein Fachkräfte willkommen heißen wollen und dies auch tun, darüber besteht Einigkeit. Dass dies gleichermaßen auch für Migranten und Flüchtlinge gilt, leuchtet unserer Meinung nach ein. Jedoch sollte an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht werden, dass man diese Gruppen nicht immer gleichsetzten kann. Denn für uns als SSW sollte auch selbstverständlich sein, dass wir alle Menschen in unserem Land willkommen heißen – unabhängig vom beruflichen oder Ausbildungsstatus. Denn nicht jeder Asylbewerber oder Migrant ist eine sogenannte Fachkraft. Er kann vielleicht auch nicht umgehend einen Status als Fachkraft erlangen. Trotzdem verdient dieser Berücksichtigung und Anerkennung.
Der vorliegende Antrag spricht von Fachkräftemangel, Blue Card und Hochschulabsolventen aus Drittstaaten. Wovon er nicht spricht ist das Anerkennungsgesetz. Ich bin mir sicher, dass wir einige Fragen von heute auch in die morgige Plenumsdebatte zum Anerkennungsgesetz mit einfließen lassen können, oder besser gesagt: sollten.

Der Antrag von heute nimmt einige Vorschläge aus Nürnberg auf. So hat der dortige Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge eine Eingangsprüfung noch vor dem eigentlichen Asylverfahren angeregt. So könnten Fachkräfte in seinen Augen raus gesammelt werden, um sich so ein wahrscheinlich erfolgloses Asylverfahren ersparen zu können. Rosinenpickerei könnte man dazu sagen. Wir vom SSW wollen weder gut ausgebildete Asylbewerber auf dem Arbeitsmarkt bevorzugen, noch wollen wir darüber urteilen, was eine „gute“ und eine „weniger gute“ Ausbildung ist. Das Verfahren wirkt beinahe so, als ob ein Asylbewerber mit einer „guten“ Qualifizierung aus wirtschaftlichen Gründen plötzlich mehr Wert ist, als ein Bewerber, der in seinem Lebenslauf weniger „gute“ Punkte vorzuweisen hat. Die Vorschläge des Präsidenten Schmidt sind aus unserer Sicht gut gemeint aber eben auch mit Vorsicht zu genießen, schließlich dürfen wir nie vergessen, worum es hier eigentlich geht: Nämlich um Menschen. Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, um sich bei uns eine stabilere Zukunft aufzubauen zu können. Dazu gehört unserer Meinung nach auch das Arbeiten. Ein Arbeitsplatz ist mehr als nur der Verdienst des täglichen Brots. Es kann zu einem sozialen Netzwerk werden und fördert die Akzeptanz und Integration mit Blick auf die Verbindung zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen.
Vor allem trägt ein Arbeitsplatz aber auch dazu bei, soziale Kosten zu verringern. Diesen Ansatz dürfen wir nicht vernachlässigen, denn die Erfahrung zeigt, dass die meisten Asylbewerber hier bei uns bleiben. Dann sollten wir auch Ihnen Möglichkeiten schaffen, dass sie auf eigenen Füßen stehen können. Für uns als SSW geht es darum, dass jeder der hierher kommt, die Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme bekommt und das unabhängig von Ersparnissen, Herkunftsland oder Ausbildungsabschluss. Jeder Tag zwischen Warteschleife und Verschiebebahnhof ist ein verlorener Tag. An dieser Stelle müssen Arbeitsvermittlung und Sprachkurse greifen. In diesen Fällen müsste es primär um Arbeitsvermittlung gehen und nicht um PC-Kursvermittlung. Des Weiteren ist wichtig, dass Sprachkurse umgehend angeboten werden und diese Sprachkurse sollten nicht nur unsere Sprache vermitteln, sondern auch die hiesige Kultur veranschaulichen. Wir müssen dazu beitragen, dass diese Menschen zu einer Perspektive in unserem Land gelangen können. Und das setzt voraus, dass alle die Chance auf Arbeit so früh wie möglich bekommen und dass wir ihnen die Möglichkeit geben, die deutsche Sprache zu lernen und sich die hiesige Kultur so schnell wie möglich anzueignen. Nur wenn wir ehrlich sind und anerkennen, dass die meisten Asylbewerber bei uns bleiben, werden wir eine vernünftige Integrationspolitik hin bekommen. Wir als SSW machen da keinen Unterschied zwischen gut qualifizierten und weniger gut qualifizierten Asylbewerbern. Uns geht es ausschließlich um Menschen.

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