Rääde · Flemming Meyer · 15.12.2004 Kooperation von Schule und Jugendhilfe

Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe ist einer der entscheidenden Bausteine, wenn es darum geht, unseren Schülerinnen und Schülern einen optimalen Start ins Leben zu geben. Denn gerade in der Kooperation zwischen qualifizierter schulischer Ausbildung und individueller Förderung der sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen liegt ein großes Entwicklungspotential, das wir auch in Schleswig-Holstein verstärkt weiterentwickeln sollten. Dabei scheint es inzwischen eine große Einigkeit darüber zu geben, dass die Schulen verstärkt auch außerhalb des Unterrichts für die Kinder da sein müssen, dass die Jugendhilfe auch in den Schulen stattfinden soll. Es muss darum gehen, dass die Menschen aus beiden Bereichen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen gemeinsam daran arbeiten, den Familien eine verlässliche Betreuung zu bieten, ihnen möglichst gute Startchancen ins Leben zu sichern und individuellen und sozialen Problemen vorzubeugen.

Nicht nur auf Bundesebene hat der Themenkomplex Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule beachtliche Dynamik in den Bereichen Praxis und Forschung erfahren, sondern auch in Schleswig-Holstein wird die Verbesserung der Kooperation von Jugendhilfe und Schule seit Jahren mit besonderer Priorität bearbeitet. Das geht klar und deutlich aus dem Bericht der Landesregierung hervor, der einen guten Überblick über die Erfahrungen in diesem Bereich seit dem letzten Bericht aus dem Jahre 2001 gibt.

Ein besonders wichtiger Aspekt erscheint mir zu sein, dass es jetzt auf fast allen Ebenen – regional oder landesweit – in Schleswig-Holstein gemeinsame Arbeitsgruppen oder Projektteams zwischen den Schulverantwortlichen und den Trägern der freien und der öffentlichen Jugendhilfe gibt. In diesen Arbeitsgruppen oder Teams kann man konkrete Projekte in Gang setzen oder aufgetretene Probleme der laufenden Zusammenarbeit besprechen. Diese tragen entscheidend dazu bei, auch die Kommunikationsprobleme zu minimieren, die es ja unbestritten zwischen den Schulen und insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern der freien Jugendhilfe gegeben hat oder immer noch gibt. Dabei ist es natürlich wichtig, dass gerade die Schule offen ist für die sehr engagierte freie Jugendhilfe.

Sozusagen das Minimum ist die Möglichkeit der Betreuung für alle Kinder außerhalb des Schulunterrichts. Die Eltern müssen sich zumindest darauf verlassen können, dass ihre Kinder nicht auf der Straße stehen und sinnvoll beschäftigt werden. Dieses ist bisher nicht flächendeckend gewährleistet, aber die Landesregierung hat mit ihrer Förderung von Ganztagsbetreuungsangeboten einen großen Schritt in diese Richtung getan.

Die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe kann viel leisten, wenn es wirklich darum geht, die verschiedenen Zielsetzungen der beiden Bereiche miteinander in einem Konzept für die Kinder und Jugendlichen zu verbinden. Allerdings ist auch blauäugig, wer nicht erkennt, dass der Bereich der Jugendhilfe allein schon aufgrund der im diesem Bereich niedrigeren Gehälter und aufgrund der dort üblichen Praktiken - wie Ehrenamt, geringfügige Beschäftigung und Honorarkräfte - ein Vorwand für Kosteneinsparungen sein kann. Betreute Grundschule und Ganztags­schule soll aber keine reine Aufbewahrung zum Billigtarif ohne ausreichend gesicherte pädagogische Qualität sein.

Die optimale Lösung liegt also dazwischen, ist ein pädagogisch wertvolles Angebot, das den Kindern eine optimale Freizeitgestaltung gestattet und den Eltern die Berufstätigkeit ermöglicht. Das gilt noch mehr, wenn die Angebote auch noch mit der Hoffnung verbunden sind, bestimmten Gruppen bessere Lebenschancen zu vermitteln - z. B. bei besonderen Bemühungen um die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Einwandererfamilien. Gerade hier kann eine bessere Verzahnung von Schule und Jugendhilfe etwas bringen. Das zeigen auch die vielen Beispielen von interessanten und positiven Projekten der Zusammenarbeit von Schulen und Jugendhilfe, die im Bericht der Landesregierung dargestellt werden

Langfristig wird es darauf ankommen, dass die Landesregierung ein konkretes Konzept erstellt wie dann z.B. die offene Ganztagsschulen in die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule integriert werden soll. Dazu sollte dieses Thema auch bereits in der Lehrerausbildung aufgenommen werden. Die Landesregierung spricht in ihrem Bericht selber an, dass die Fortbildung von Fachkräften in Schule und Jugendhilfe intensiviert werden muss, um die Zusammenarbeit weiter zu verbessern. Wir meinen, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer bereits in ihrer Ausbildung mit den Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe bekannt gemacht werden sollen. – Zum Wohl unserer Kinder und Jugendlichen.

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