Rede · 29.06.2006 Pflegeportal Schleswig-Holstein

Noch 2004 hing der Himmel voller Geigen: die Arbeit der Pflegeberatungsstellen wurde allenthalben gelobt; die Zukunft schien gesichert. Doch inzwischen warten die Träger im Land auf ein Signal aus dem Sozialministerium, das allerdings noch auf sich warten lässt. Schlagzeilen wie „Pflegeberatung droht das Aus am Jahresende“ vom 7. Juni aus Mölln sind alarmierend. Und solche Schlagzeilen dürfen nach Auffassung des SSW eigentlich gar nicht erst entstehen. Wenn man politisch einig darüber ist, dass die Pflegeberatungsstellen gute Arbeit leisten, dann darf man diese auch nicht scheibchenweise in Frage stellen.

Doch wir reden ja hier über ein internetgestütztes Pflegeportal, über dessen Einrichtung die Landesregierung berichten soll. Was haben Beratungsstellen mit einem Pflegeportal zu tun? Sehr viel, wollen sie beide doch das gleiche: schnelle und zuverlässige Informationen über das regionale Pflegeangebot.

Mehr oder mehr wird das Internet zur Informationsquelle erster Wahl. Doch müssen wir uns darüber klar sein, dass gerade ältere Menschen doch eher persönliche Beratung nachfragen: sie greifen zum Telefon oder machen sich kurzerhand gleich auf den Weg zur Beratungsstelle.
Darum hat sich der SSW bereits vor zwei Jahren für die Verstetigung der Finanzierung der Beratungsstellen eingesetzt, um deren Angebot auch nach Ende der Modellphase  gewährleisten zu können. Das, was damals richtig war, ist nach zwei Jahren beileibe nicht überholt.

Zu keinem Zeitpunkt kann ein Internetangebot die persönliche Beratung ersetzen, vor allem die dialogische Struktur kann das Internet nur begrenzt gewähren. Dazu ist das Thema, von dem wir hier sprechen; Pflegebedürftigkeit nämlich, viel zu persönlich und entzieht sich auch ein Stückweit der Standardisierung. Wer sich über das Internet informieren möchte, der muss nicht nur über die technischen Voraussetzungen verfügen, sondern muss auch genau die richtigen Fragen stellen. Denn eine Datenbank gibt nur das preis, wonach sie gefragt wird. Die regionalen Pflegeportale im Netz informieren Interessierte über die Vielfalt des Angebots, bevor die Pflegebedürftigkeit eingetreten ist.

Ich persönlich würde sicherlich ein Pflegeportal nutzen, doch ich glaube nicht, dass das auf alle Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner zutrifft. Gleichwohl ist es wichtig das persönliche Beratungsangebot der Beratungsstellen zu ergänzen. Hier kann ein Pflegeportal wichtige Informationen bieten. Dabei ist es zum Beispiel wichtig einen Überblick über die Leistungsanbieter im ganzen Land zu bekommen. Oft sind der Wohnort der betroffenen und der Wohnort von verwandten nicht identisch. Je nach dem an welchem Ort nun die Leistung erbracht werden soll, muss eine Vergleichbarkeit der Angebote möglich sein, ohne das man von Beratungsstelle zu Beratungsstelle verwiesen wird. Hier kann ein Internetportal durchaus helfen. Zumal dann, wenn man auch gleich die Preise für die Leistungen genannt bekommt und erfährt, ob überhaupt noch Platzkontingente vorhanden sind.

Mir ist klar, dass ein Berichtsantrag keineswegs gleichzusetzen ist mit einem Antrag zur Einsetzung eines Portals. Und der SSW möchte auch eindringlich davor warnen, Ressourcen aufzuteilen. Aber wir müssen unser gutes Angebot in der Beratung von Pflegebedürftigen und deren Angehörige stetig verbessern. Wir sollten daher das derzeitige Angebot bei den unabhängigen Beratungsstellen erhalten und gleichzeitig nach und nach ein Portal zur Unterstützung dieser Beratungsleistungen entwickeln.

Ziel muss bleiben, ohne Wartezeiten umfassend, unabhängig und persönlich beraten zu werden. Je niedriger dabei die Zugangsschwelle ist, desto besser. Einer der wichtigsten Vorteile eines Portals ist dabei, dass es rund um die Uhr angeklickt werden kann. Wenn das Pflegeportal als eine Ergänzung und nicht als Erstattung für die unabhängigen Beratungsstellen aufgebaut werden soll, dann macht es nach Ansicht des SSW Sinn. Daher ist eine Untersuchung dieses Themas im Rahmen eines Berichtes nach unserer Auffassung ein guter Weg, um zu sehen, wie wir die Pflegedienstleistungen noch transparenter und leichter zugänglich machen können.

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