Speech · 07.09.2018 Schafe sind Küstenschutz auf vier Beinen

Flemming Meyer zu TOP 35 - Situation der Schaf- und Ziegenhalter in Schleswig-HolsteinRede zu Protokoll gegeben

„Ich frage daher den Minister, welche Ausgleichzahlungen für Dürreausfälle für die Schafzuchtbetriebe geplant sind. Die Schafhalter haben schließlich die gleichen Rechte wie die anderen landwirtschaftlichen Betriebe.“

Schafe sind Küstenschutz auf vier Beinen. Das hat sich bewährt. Daraus erklärt sich auch, dass Schleswig-Holstein die größte Schafdichte hat. Schafe gehören an die Küsten und sind Teil der Kultur dort. In dem Bericht des Landwirtschaftsministers zeigt sich aber, dass der große Tierbestand bislang noch keine Entsprechung in den Vermarktungsstrukturen gefunden hat. Zusammengefasst: Viele Schafe, aber kaum Vermarktung. Auf Seite 9 wird nüchtern beschrieben, dass der Markt von Erzeugnissen aus der Schaf– und Ziegenhaltung „wenig organisiert“ sei. Das heißt im Einzelnen dass die Wolle verscherbelt wird; Milch und Milchprodukte werden in Nischen und mit viel Aufwand einzelner Betriebe eigenvermarktet und das Fleisch wird größtenteils exportiert. Diese Strukturen sind völlig unzureichend. Und das schon seit Jahren. 

Gerade bei Lämmerfleisch besteht erheblicher Nachholbedarf. Die Tiere haben nämlich unter den heimischen Vermarktungsfehlern zu leiden.  Die Tiere werden nämlich lebend an die Märkte nach Südeuropa gefahren, um erst dort geschlachtet zu werden. Der SSW fordert eine Höchstdauer von solchen Transport von vier Stunden. Die schleswig-holsteinischen Lämmer und Hammel werden dagegen nicht vier Stunden, sondern über ganze Tage in den Süden gekarrt. Da kann vom Tierwohl keine Rede sein. Unsere Forderung: Schlachtung und Vermarktung müssen vor Ort passieren. Und wenn hier das Fleisch nicht abgesetzt werden kann, muss es zumindest in der Nähe geschlachtet werden. Alles andere ist Tierquälerei. Der kann man nur mit Transportbeschränkungen begegnen. Entsprechende Regelungen sind überfällig. 

Dass dem Urlauber in nordfriesischen Restaurants neuseeländisches Lammfleisch serviert wird, während die Gäste die Schafherden auf den Deichen bewundern, werde ich wohl nie verstehen. Dabei beschreibt der Bericht, dass der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch in Deutschland gerade bei 42% liegt. Das macht es noch unverständlicher, dass friesische und dithmarscher Schafe nach Frankreich gefahren werden müssen. Verantwortlich sei der Markt, wird mir entgegengehalten. Ja,! Das mag stimmen. Der Markt muss kaum mit Transportkosten kalkulieren, weil der Transport einfach zu billig ist. Das ist wohl auch der Grund, warum die Aktivitäten der Erzeugergemeinschaft für Qualitätslämmer ruhen, wie der Minister auf Seite 11 berichtet. Qualität und Tierwohl sind wohl einfach zu teuer. 

Oder ist es der Beamtenstatus der Schafe, der Qualität und Tierwohl ins Hintertreffen geraten lässt? Schließlich machen staatliche Zuwendungen inzwischen den Löwenanteil des Betriebes aus. Der Gewinn aus Marktbedingungen, wie es malerisch im dem Bericht heißt (S. 13), ist bei den Schafbetrieben verschwindet gering. Immerhin wird in den letzten Jahren überhaupt etwas Gewinn verzeichnet. Die mangelnde Ertragskraft ist aber kein Schicksal. Die unerträgliche Ertragssituation für Wolle und Milch ist doch nicht Gott gegeben! Warum subventioniert der Steuerzahler jedes Tier mit durchschnittlich 231 Euro, aber zahlt als Verbraucher nur 6,99 Euro für Lammfleisch im Angebot beim Discounter? Das ist doch verkehrte Welt.

Ich hoffe, dass sich neue Landwirtschaftsminister dieses Themas annimmt.

Viele Schafhalter hatten im Sommer Probleme mit der Dürre, weil die Tiere kaum noch frisches Grün fanden. Das hat sich inzwischen verbessert. Aber der Markt für Futter ist leer gefegt, so dass die Versorgung der Schafe über den Winter gefährdet ist. Viele Landwirte wollen im Herbst keine Nachweidung durch die Schafe, sondern auf den Flächen lieber selbst Futter für die eigenen Tiere einfahren. Da bleibt für die Schafe dann nicht mehr viel. Ich frage daher den Minister, welche Ausgleichzahlungen für Dürreausfälle für die Schafzuchtbetriebe geplant sind. Die Schafhalter haben schließlich die gleichen Rechte wie die anderen landwirtschaftlichen Betriebe. Schafhalter sind keine Liebhaber, sondern auch sie müssen knallhart kalkulieren. Ansonsten werden wir uns wohl bald Alternativen für den Küstenschutz überlegen müssen.

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