Rääde · Flemming Meyer · 04.04.2003 Science Center Phänomenta erhalten und stärken

Im Herbst 2001 hat das Wirtschaftsministerium eine Machbarkeitsstudie für ein Science Center für Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben. Das Ergebnis wurde im Dezember 2002 von Minister Rohwer präsentiert: Die Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass die Standorte Kiel und Lübeck am besten geeignet sind. Die beiden anderen möglichen Standorte Flensburg und Tönning dürfen sich aber weiterhin bewerben.

Der SSW hat bisher keinen Hehl daraus gemacht, dass wir die Einrichtung eines weiteren Science Centers in Schleswig-Holstein ablehnen. Schleswig-Holstein verfügt mit der „Phänomenta“ bereits über ein funktionierendes Science Center, das sich international fachliche Anerkennung erarbeitet hat und beim Publikum auch gut ankommt.

Diese schleswig-holsteinische Erfolgsgeschichte würde man aber gefährden, wenn ein zweites Science Center in Kiel oder Lübeck eingerichtet wird. Es fällt uns schwer zu sehen, was das Wirtschaftsministerium umtreibt, denn obwohl es bereits ein erfolgreiches Science Center in Schleswig-Holstein gibt, hat das Ministerium geplant, als wäre dieses kaum existent. Wir haben schon verstanden, dass das Wirtschaftsministerium eine andere Ausrichtung wünscht, als die pädagogisch geleitete Darstellung der Naturwissenschaften. Die Phänomenta hat aber auch schon Pläne für eine konzeptionelle Erweiterung in einem „Science Area“ vorgelegt, die durchaus um die wirtschaftspolitische relevante Präsentation von Forschung und Technologie „made in Schleswig-Holstein“ erweitert werden könnte. Diese Erweiterung wäre auch um ein wesentliches wirtschaftlicher, als die Einrichtung eines neuen Centers.

Das gilt umso mehr als die Phänomenta zukünftig eine Kooperation mit dem „Danfoss Universe“ eingehen wird – einem dänischen 17-Millionen-€-Projekt, das bis 2005 auf der Insel Alsen entsteht. Dieser neue Technik-Erlebnispark – ein Science Center ganz im Sinne der Landesregierung – will sehr gern mit den Flensburgern zusammenarbeiten, weil er sich dadurch Synergieeffekte im Sinne von höheren Besucherzahlen verspricht. Mit dem sehr potenten Partner „Danfoss Universe“ bietet sich eine einzigartige Chance, ein Science Center für Schleswig-Holstein grenzüberschreitend zu verankern und die touristische Attraktion zu erhöhen. Diese Chance muss die Landesregierung aktiv nutzen.

Gegen den Standort Flensburg wird von der Machbarkeitsstudie des Wirtschaftsministeriums vor allem die fehlende Nähe zu den Besucherströmen angeführt. Dabei wird aber verkannt, dass die grenzüberschreitenden Potentiale bei weitem noch nicht erschlossen sind. Letztlich kann die Maximierung der Besucherzahl aber auch nicht das ausschlaggebende Kriterium sein. Ansonsten müssten alle Einrichtungen in Kiel oder an der A 7 bei Hamburg liegen. Auch das Argument, dass wenig große Technologieunternehmen in Flensburg ansässig sind, kann nicht gelten, denn ein Science Center, das die ganze technologische Palette des Landes darstellen soll, braucht unter allen Umständen überregionale Unterstützung – egal wo es liegt.

Jenseits aller Standortvorteile und -nachteile gibt es aber ein entscheidendes Argument: Die Phänomenta gibt es schon. Auf Dauer werden aber keine zwei Science Center in Schleswig-Holstein überleben und sich attraktiv weiter entwickeln können, dafür reichen die Besucherzahlen nicht aus. Ein Gutachten des Pestel-Institus aus Hannover kommt zu dem Ergebnis, dass ein neues Center in Kiel oder Lübeck für die Phänomenta zu großen wirtschaftlichen Einbußen führen würde. Die Einrichtung verlöre den Löwenanteil ihrer Besucher, weil das Publikum aus dem Süden dann nicht mehr den Weg nach Flensburg findet. Die bisher kostendeckend arbeitende Phänomenta wäre in ihrer Existenz gefährdet.

Deshalb können wir kein Science Center in jeder Ecke des Landes gebrauchen. Die Regierung plant auf der grünen Wiese, als wäre die Phänomenta nicht vorhanden. Schleswig-Holstein hat aber schon eine gut laufende Einrichtung, die die volle Unterstützung des Landtages und der Landesregierung verdient. Es ist wirklich absurd, in Kiel oder Lübeck ein neues Science Center mit Regionalfondsmitteln zu errichten und damit einer anderen – ursprünglich auch mit Fördergeldern gestarteten – Einrichtung das Wasser abzugraben. Deshalb muss der Landtag heute deutlich machen: Wir wollen keinen kannibalistischen Wettbewerb von Science Centern in Schleswig-Holstein.

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