Rääde · Flemming Meyer · 08.10.2010 Unterstützung der Einführung und Verbreitung der „Workplace Policy“ in Unternehmen und Verbänden

Für die Frauenorganisation Terre de Femmes ist klar: indem Unternehmensführungen häusliche Gewalt verurteilen, holen sie das Thema häusliche Gewalt aus der Tabuzone. Das ist eine Ergänzung zu der bisherigen Arbeit gegen häusliche Gewalt. In England und USA gibt es dazu inzwischen eine breite Bewegung. Die Unternehmer tun das dort nicht aus reiner Menschenliebe, sondern, weil es eine Win-Win Situation ist. Eine Mitarbeiterin, die zuhause geschlagen und misshandelt wird, kostet: durch Krankheitstage und durch Ausfälle in der täglichen Routine. Das Private ist betrieblich! Das war übrigens auch der Titel der entsprechenden Fachveranstaltungen zum Thema.
In Deutschland kann man allerdings nur eine Handvoll Unternehmen recherchieren, die sich dieser Politik angeschlossen haben. Das hat zweierlei Gründe: zum einen unterschätzen viele immer noch das Ausmaß häuslicher Gewalt in unserem Land und zum zweiten: die Begrifflichkeit ist umständlich und unverständlich.

Gerade Letzteres lässt sich leicht ändern. Schwerer ist es dagegen, möglichst viele Unternehmen zur Ächtung von häuslicher Gewalt zu bewegen.
Der SSW ist aus diesem Grund davon überzeugt, dass öffentliche Verwaltungen mit gutem Beispiel vorangehen müssen. In Berlin ist dies teilweise schon geschehen: dort heftete beispielsweise das Bezirksamt Charlottenburg an die Lohnabrechnungen eine Information, an wen sich Betroffene im Falle häuslicher Gewalt wenden können. Über 2.300 Mal wurde diese Information verbreitet. Die Reichweite dieser und anderer Maßnahmen wird derzeit wissenschaftlich untersucht.
Die Behörden in Schleswig-Holstein könnten ebenfalls diesen Weg gehen. Ich warne allerdings gerade beim Thema Häusliche Gewalt vor Aktionismus. Die betroffenen Frauen sind in besonderem Maße auf verlässliche Strukturen angewiesen, die sie langfristig unterstützen und begleiten.
Damit sind wir dann wieder einmal mitten in den Haushaltsberatungen. Denn eine effektive Politik gegen häusliche Gewalt muss solide finanziert werden, damit Beratungsstellen, Frauenhäuser und andere Institutionen ihr Knowhow weiterentwickeln können und die Strafverfolgungsbehörden immer auf dem neuesten Stand sind.
Letztlich geht es darum, Frauen aus dem Weg aus ihrer Opferrolle heraus zu begleiten und zu unterstützen, die Kinder zu schützen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Dazu benötigen wir selbstverständlich klare Worte, damit das täterschützende Tabu endlich der Vergangenheit angehört. Und zwar vom Chefarzt genauso wie vom Abteilungsleiter und vom Handwerksmeister.
Daneben bleiben wir aber auch angewiesen auf professionelle Strukturen.
In Schleswig-Holstein sind diese Strukturen: KIK, Frauenhäuser und Notruf und viele andere, die Frauen in dieser Situation unterstützen. Schleswig-Holsteins nutzt konsequent das Mittel der Wegweisung der Täter – auch das ein Schritt in die richtige Richtung.
Die gesellschaftliche Ächtung von Gewalthandlungen - und genau da ist die Workplace Policy ein wichtiger Baustein - kann nur von uns allen ausgehen.

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