Rääde · Flemming Meyer · 20.02.1997 Verbot von Tierarzneimitteln

Mit dem Antrag zum Verbot von Tierarzneimitteln von Bündnis 90/Die Grünen liegt heute dem Schleswig-Holsteinischen Landtag einen Papier vor, daß in dieser Form schon längst von den verantwortlichen Gremien auf Bundes- und EU-Ebene hätte beschlossen werden müssen.

Im Vordergrund steht dabei natürlich der Begriff der Resistenzen gegen Antibiotika. Dadurch daß Krankheitserreger durch die massenhafte Antibiotikaverfüttung in der Tiermast häufig in den Kontakt mit diesen Arzneien kommen, entwickeln sich Stämme, die gegen die betreffenden Wirkstoffe immun sind. Erkranken Menschen durch solche Krankheitserreger, die in der Regel mit Antibiotika behandelt werden, dann wirken die Arzneien nicht mehr. Die krankheits-verursachenden Bakterien oder Viren sprechen nicht mehr auf das Antibiotikum an. Für den Menschen kann so etwas tödliche Folgen haben. Im manchen Fällen sehen Ärzte sich völlig außerstande, der Patientin oder dem Patienten zu helfen.

Die Tatsache, daß solche Resistenzen auftreten können, ist schon länger bekannt. Bisher ist aber wenig gegen die Ursache - die Antibiose für Tiere - unternommen worden. Und wenn etwas unternommen wird, dann geschieht es in der Regel im Schneckentempo.

Nehmen wir das Beispiel Vancomycin. Vancomycin ist ein Antibiotikum für Menschen, das nur in besonders harten Fällen angeordnet wird. Man hat es sich lange als eine Art „Wunderwaffe“ zurückgehalten, damit nicht so schnell Resistenzen entstehen können. Mittlerweile hat man aber trotzdem verstärkt Resistenzen gegen Vancomycin gefunden. Sie sind entstanden, weil ein anderes Antibiotikum, das an Tiere verfüttert wurde, Resistenzen provoziert hat. Heute lassen sich schon in Wasserwerken die Vancomycin-Resistenzen nachweisen - von Lebensmitteln ganz zu schweigen.
Das medizinische Ergebnis ist, daß Ärztinnen und Ärzte langsam ihre letzten Vielzweckwaffen verlieren, und Patienten häufiger nicht mehr geholfen werden kann.

Das politische Ergebnis dieses Wissens ist bisher, daß man die auslösende Tierarznei im letzten Jahr in Dänemark verboten hat, daß ein Verbot in Deutschland hoffentlich in diesem Jahr kommt, und daß die EU meint, erst in einigen Jahren ein Verbot aussprechen zu müssen. Eine solche Vorgehensweise der Politik setzt fahrlässig Menschenleben aufs Spiel.

Selbst wenn man von der konkreten Gefährdung des Menschen durch die Arzneimittel absieht, was schwer fällt, dann ist es für mich immer noch fragwürdig, ob derartige Stoffe routinemäßig in der Tiermast Verwendung finden sollten. Es kann nicht sein, daß Tiere mit starken Medikamenten gefüttert werden, damit sie möglichst viel Fleisch auf den Rippen haben und nicht an ihren schlechten Lebensbedingungen erkranken.

Ich werde den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen unterstützen. Nur ein komplettes Verbot von routinemäßiger, prophylaktischer Anwendung von antimikrobiellen Medikamenten und Futter-mittelzusätzen in der Tierhaltung wird das Problem lösen können. Anderenfalls wird die Politik der Praxis in der Tierhaltung immer wieder hinterherlaborieren - zum Schaden von Mensch und Tier.

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