Speech · 10.06.2016 Zu einem menschenwürdigen Leben gehört auch ein humanes Sterben

Flemming Meyer zu TOP 28 - Mehr stationäre Plätze und eine umfassendere finanzielle Unterstützung für ehrenamtlich Tätige im Hospiz- und Palliativwesen

„Die vergleichsweise gute Versorgungssituation darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viel Arbeit vor uns liegt“

Das Hospiz- und Palliativwesen beschäftigt uns aus guten Gründen regelmäßig. Denn wir alle werden immer älter. Und leider steigt damit auch die Zahl der Schwer- und Schwerstkranken. Diese Menschen und ihre Angehörigen sind ganz einfach auf entsprechende Angebote angewiesen. Es ist und bleibt unsere Aufgabe, hier für bedarfsgerechte Strukturen zu sorgen. 

Ganz ohne Frage gehört zu einem menschenwürdigen Leben auch ein humanes Sterben. Und human heißt hier für die allermeisten, dass sie in ihrer letzten Lebensphase da begleitet werden wollen, wo sie sich zuhause fühlen. Ich denke, wir alle können diesen Wunsch gut nachvollziehen. Und für den SSW ist deshalb völlig klar, dass der Anspruch auf eine möglichst wohnortnahe Versorgung in diesem Bereich erfüllt werden muss.

Beim Thema Hospiz- und Palliativversorgung stehen wir natürlich nicht am Anfang. Im Gegenteil: Die Konstanz, mit der alle Landesregierungen der vergangenen 20 Jahre dieses wichtige Thema vorangetrieben haben, ist in meinen Augen wirklich bemerkenswert. So konnte trotz der schwierigen Finanzlage unter anderem ein flächendeckendes Netz von spezialisierten, ambulanten Angeboten aufgebaut werden. Trotzdem haben wir nicht zuletzt durch den Runden Tisch zur Hospiz- und Palliativversorgung wichtige Hinweise von ausgewiesenen Experten erhalten, die wir berücksichtigen müssen. Das ist der Grund für unseren Antrag.

Eine zentrale Erkenntnis des Runden Tisches ist, dass wir in Schleswig-Holstein im Bereich der stationären Hospizplätze unterversorgt sind. Mit 66 Betten in 6 Einrichtungen liegen wir sogar recht deutlich unter der Empfehlung des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands. Maßgabe sind bekanntlich 50 Betten pro 1 Million Einwohner. Es liegt also auf der Hand, dass wir hier dringend etwas ändern müssen. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir beim Ausbau sehr genau auf die regionale Verteilung achten. So können wir sicher gehen, dass diese Hospizbetten dann auch möglichst flächendeckend zur Verfügung stehen. Und gerade weil wir uns ja grundsätzlich einig sind, hoffe ich, dass wir hier auch schnell zu den nötigen Verbesserungen kommen werden. 

Wir dürfen uns bei der Frage der ausreichenden Versorgung nichts vormachen: So wichtig diese stationären Plätze auch sind - ohne das überwältigende ehrenamtliche Engagement wären wir mehr als aufgeschmissen. Unsere Ehrenamtler sind und bleiben hier eine tragende Säule. Ich halte es für ein großes Glück, dass sogar immer mehr Menschen dazu bereit sind, sich haupt- oder ehrenamtlich für Sterbende und unheilbar Kranke einzusetzen. Auch wenn ich immer wieder höre, dass man auch sehr viel zurückbekommt, ist dieser Job sicher nicht einfach. Aus Sicht des SSW kann man diesen Menschen jedenfalls nicht oft genug für ihren Einsatz danken. Das ist völlig klar.

Doch gerade weil ehrenamtlich engagierte Menschen im sensiblen Bereich der Sterbe- und Trauerbegleitung eine so wichtige Rolle spielen, ist es eben nicht mit Lob und Dank getan. Nein, es ist und bleibt unheimlich wichtig, sie professionell zu unterstützen. Auch hier geht es nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Natürlich gibt es viele Angebote und verschiedene Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung. Aber die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen ist sehr anspruchsvoll und fordernd. Und genau wie für die Trauerarbeit mit Hinterbliebenen, braucht man für dieses Engagement natürlich Wertschätzung, aber auch Begleitung und Weiterbildung. Hier gibt es durchaus Ansatzpunkte, um die Situation zu verbessern. Deshalb wollen wir zum Beispiel eine Koordinierungsstelle einrichten und den Zugang zu den vorhandenen Angeboten erleichtern.

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