Tale · Flemming Meyer · 28.05.2008 Belastungs- und qualitätsgerechte Ausgestaltung des verkürzten gymnasialen Bildungsganges (G8)


Der vorliegende Bericht stellt in komprimierter Form die Überlegungen der Landesregierung zur Ausgestaltung des neuen 8jährigen Gymnasiums vor. Der Bericht ist gut, weil er nicht einseitig ist und somit auch deutlich macht, wo es „Risiken und Nebenwirkungen“ gibt. Dabei möchte ich auf drei Punkte eingehen:

1.Punkt
Mit den Erfahrungen der Klaus-Groth-Schule in Neumünster, die in einem Modellversuch vollständig auf G8-Jahrgänge umgestaltet wurde, geht zum einen hervor – was aus anderen Projekten und Modellversuchen bekannt ist – dass nämlich die Motivation entscheidend ist. Den Schülerinnen und Schülern wird somit auch bestätigt, dass sie leistungsfähiger und aktiver war als erwartet. Übergeordnet betrachtet bedeutet dies – so auch im Bericht nachzulesen – dass für das Gelingen von G8 „mehr Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler für den Lernfortschritt erforderlich“ ist.
Daran ist aus Sicht des SSW erst einmal nichts auszusetzen, denn das sollte eigentlich ein wesentliches Ziel pädagogischer Arbeit insgesamt sein. Dafür müssen dann aber auch die Rahmenbedingungen stimmen – nicht zuletzt, wenn das 8jährige Gymnasium zur Regel wird.

2.Punkt
Die Auswertung des Modellversuches an der Klaus-Groth-Schule gibt bereits einen ersten Hinweis, dass die lernschwächeren Schüler bei G 8 nach dem Unterricht besonders gefördert werden müssen. Im Bericht heißt es dazu: „Nicht ausgeschlossen wurde die Möglichkeit, dass es schwieriger sei, schwächere Schülerinnen und Schüler zu integrieren.“ Wenn wir nicht wollen, dass der kurze Weg zum Abitur nur den Kindern aus besseren Familien offen steht und alle anderen Schüler auf das Abitur in die beruflichen Schulen verwiesen werden, müssen wir mit anderen Worten ernsthafte Anstrengungen unternehmen, damit professionelle Angebote an Nachmittag zur Verfügung stehen. Soll heißen: Wenn die offenen Ganztagsschule ausschließlich auf der Kooperation von Vereinen basiert und sich auf das Ehrenamt der Eltern stützt, dann wird sie eben nicht den Anforderungen gerecht, die an sie gestellt werden. – Auch wenn es um Ganztagsangebote an Gymnasien geht.

3.Punkt
Der Bericht enthält eine Gründliche Übersicht über die Möglichkeiten, die mit den neuen Kontingentstunden gegeben sind. Dass mit den Kontingentstunden für die einzelnen Schulen mehr Gestaltungsspielraum geschaffen werden könnte, sieht auch der SSW. Fest steht aber auch, dass die Kontingentstunden ihre Handhabbarkeit erst noch beweisen müssen. Die GEW hat in Baden-Württemberg die dortigen Kontingentstunden sehr kritisch gesehen, weil die Kontingentstundentafeln nur abhängig von pädagogischen Überlegungen eingesetzt werden sollten. Stattdessen würden sie oft als Manövriermasse benutzt. Ohne konkrete Leitlinien sind der Beliebigkeit und Intransparenz im schulischen Bildungssystem Tür und Tor geöffnet, sagt die GEW in Baden-Württemberg.
Der SSW wird die Entwicklung der Kontingenzstunden aufmerksam verfolgen. Ich möchte an dieser Stelle nicht verhehlen, dass die Kontigentstunden zwar die Autonomie der einzelnen Schulen stärken, aber ohne fachliches Korsett nicht die geforderten Ziele umsetzen können.

Auf die Vorgaben der Kulturministerkonferenz bin ich in meinem Beitrag nicht eingegangen. Interessant fand ich aber die Feststellung, dass in allen Bundesländern weiterhin das Abitur nach 9 Jahren möglich sein wird. Hier in Schleswig-Holstein gilt dies bekanntlich für Gemeinschaftsschulen und für das Abitur an Beruflichen Schulen. Es gibt also weiterhin einen strukturellen Spielraum. Für den SSW heißt dies im Umkehrschluss, dass wir am Ball bleiben mit unserem Ziel, eine Schulreform aus einem Guss zu bekommen. – Eine Schulreform, die zum einen auch das Gymnasium mit einbezieht und zum anderen die Gemeinschaftsschule als Fundament hat. Nur noch eine Bemerkung zum Schluss. Die Qualität der Bildungsgänge wird nicht durch zentrale Prüfungen „gesichert“, wie es in dem Bericht so schön heißt, sondern durch eine gute inhaltliche und pädagogische Konzeption. Die Prüfungsergebnisse zeigen dann an, ob die Konzepte bei den Schülern angekommen sind.

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