Tale · Flemming Meyer · 26.01.2006 Zukunft des Verkehrslandeplatzes Holtenau

 
Was den Flughafen Kiel-Holtenau angeht, haben uns jetzt die Realitäten noch mehr eingeholt als erwartet. Nachdem schon einige Linien ihre Flüge eingestellt hatten, hat nun auch noch die letzte Linie ihren Flugbetrieb aufgegeben und nun starten höchstens noch Cessnas mit 9 Sitzen von Kiel aus.

Auch mit Subventionen und allerlei Entgegenkommen kann man niemanden dazu bewegen, wirklich regelmäßig und eigenwirtschaftlich einen größeren Flugbetrieb von Kiel aus aufzunehmen. Selbst eine oder zwei echte Linien in Kiel werden aber nicht dazu führen, dass dieser Flughafen in Zukunft wirtschaftlich betrieben werden kann. Eine Finanzierung eines Ausbaus ist nicht zu begründen und nicht wirtschaftlich darstellbar. Deshalb ist es nur folgerichtig und zu begrüßen, dass die Landesregierung endlich die Pläne für den Ausbau von Kiel-Holtenau aufgegeben hat. Damit hat die schwarz-rote Landesregierung in dieser Sache mehr Mut bewiesen als die rot-grüne Vorgängerregierung.

Die Landesregierung hätte viel Geld für überflüssige Planungen sparen können, wenn sie gleich auf den SSW gehört hätte und die Pläne für die Startbahnverlängerung in Kiel-Holtenau aufgegeben hätte. Luftschlösser, die dazu auch noch unwirtschaftlich sind und Mensch und Natur belasten, sollten wirklich der Vergangenheit angehören. Statt also die knappen Fördergelder in solchen Luftschlössern wie der Fehmarn-Belt-Querung oder irgendwelchen Magnetschwebebahnen zu verplanen, sollte man nun endlich in Projekte investieren, die zukunftsweisend und vor Ort akzeptiert sind, wie zum Beispiel in den Ausbau des Offshore-Hafens in Husum oder in die bessere Anbindung der KERN-Region an den Flughafen Hamburg.

Man kann den Wirtschaftsraum Kiel viel besser und effektiver und bedarfsgerechter anbinden, wenn man andere Maßnahmen durchführt. Zu aller erst sollten die Kieler und ihr Umland endlich an ihren eigentlichen Flughafen angebunden werden – und das ist der in Hamburg-Fuhlsbüttel. Hier kann es viele Zwischenschritte geben, bis der Idealzustand erreicht wird. Zu allererst sollte geprüft werden, inwieweit wir die Busverbindung der Autokraft nach Hamburg hier noch verbessern können und welche Potentiale in einer solchen Verbindung stecken. In einem weiteren Schritt sollten wir uns dann daran machen wirklich ernsthaft zu überlegen, welche Schritte notwendig sind, um eine bessere Bahnanbindung an den Flughafen in Fuhlsbüttel und an die Hamburger Innenstadt zu schaffen.

Diese Anbindung an den Flughafen Fuhlsbüttel und weiter an das Hamburger Stadtzentrum, würde auch Pendlerströme auslösen, die das Projekt zusätzlich attraktiv machen könnten. Es wird so viel über die Zusammenarbeit mit Hamburg gesprochen, aber hier liegt seit Jahren ein Arbeitsbereich brach, weil man sich in Schleswig-Holstein nicht von seinem Prestige-Projekt trennen konnte und man nicht erkannte, dass wir in Fuhlsbüttel schon die Infrastruktur und noch viel mehr haben, die in Holtenau erst noch erbaut hätte werden sollen. Wenn uns wirklich an der Zusammenarbeit mit Hamburg gelegen ist, dann ist das ein Feld in dem wir nicht nur gut zusammenarbeiten können, sondern in dem es wirklich dringend geboten ist. Hier muss die Landesregierung tatsächlich in den nächsten ein oder zwei Jahren einen Schwerpunkt setzen, damit es hier voran geht.

Ein Flughafen lässt sich nun einmal bloß mit Charterverkehr wirtschaftlich betreiben. Dieser Charterverkehr sollte aber nicht in Holtenau zugelassen werden und außerdem hatte sich Lübeck hier am Markt schon etabliert. Für Kiel bliebt da nun einmal nichts über. Das bedeutet aber nicht, dass die Entwicklung in Kiel stehen bleiben wird. Die Stadt Kiel wird nur eben keinen teuer ausgebauten Flughafen innerhalb der Stadtgrenzen haben, sondern man wird eben weiterhin eine knappe Dreiviertelstunde fahren müssen. Das ist die gleiche Fahrtzeit, die die Münchner zu ihrem Flughafen aufwenden müssen.

Das Stichwort Charterverkehr bringt aber auch noch einen weiteren Standort ins Spiel – nämlich Schleswig-Jagel. Betrachtet man die Lage des Flughafens in Schleswig-Jagel, so liegt dieser zentral in Schleswig-Holstein, direkt an der Autobahn und an einer wichtigen Bundesstraße. Und darüber hinaus führt eine wichtige Bahnlinie direkt am Flughafen vorbei. Die vorhandenen Flächen sind groß, die Start- und Landebahn ist lang genug. Und die Infrastruktur mit Tower und Wartung ist auf dem neuesten Stand.

Es ist klar, dass sich manch einer in der Region Chancen ausrechnet und es ist auch klar, dass es dort in Teilen der Bevölkerung Widerstand gegen die Pläne gibt. Allerdings muss man ehrlich eingestehen, dass dieser Flughafen in Schleswig-Jagel eine echte Option sein kann. Es kann sein, dass er sich wirtschaftlich rechnet und es ist so, dass die Belastungen für die Bevölkerung vergleichsweise geringer sind als im dicht besiedelten Kiel-Holtenau.

Trotzdem muss man die Option des Ausbaus auch hier genau prüfen. Auch dieser Flugplatz lässt sich nur wirtschaftlich betreiben, wenn man sich auf Charterflugverkehr mit Großflugzeugen einlässt. Für uns als Land ist es dann wichtig abzuwägen, wie groß die Belastungen für die Menschen, die Natur und für den Tourismus in der Region sind und wie viel Arbeitsplätze geschaffen werden und welche Umsätze hier im Land getätigt werden. Und wichtig wäre, dass schon vor der Entscheidung für oder gegen eine zivile Nutzung des Flughafens klar ist, welche Gesellschaften mit welchen Zusagen, diesen Flughafen nutzen wollen. Man sieht schon, hier gibt es noch einige Wenns und Abers, die geklärt werden müssen, bevor man überhaupt sagen kann, dass Schleswig-Jagel Sinn macht.

Kommen wir aber noch einmal kurz auf Kiel-Holtenau zurück. Ausgangspunkt der Ausbaudiskussionen war seinerzeit, dass die Wirtschaft eine Luftanbindung für den Geschäftsreiseverkehr forderte. Diese Möglichkeit steht ihr bei einem Verkehrslandeplatz Kiel-Holtenau, wie wir ihn heute haben, immer noch offen, wenn sie ihn selbst bezahlt und dies nicht dem Steuerbürger überlässt.

Es ist nicht Aufgabe des Landes einen Verkehrslandeplatz zu betreiben. Wenn schon alles Mögliche privatisiert werden soll, dann sollte man vielleicht doch da anfangen, wo es wirklich Sinn macht. Deshalb sollte die Landesregierung mit der Wirtschaft Gespräche über die Übernahme des Verkehrslandeplatzes führen. Das wäre ein wirklicher Schritt hin zu einer nachhaltigen Förderung des Verkehrslandeplatzes in Kiel-Holtenau.
 

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