Rääde · Flemming Meyer · 28.09.2005 Ganzjährige Verkehrsanbindung für Helgoland

Helgoland ist ein besonderes Stück Schleswig-Holstein. Die einzige Hochseeinsel unterliegt besonderen Verhältnissen, wenn man die Verkehrsanbindungen betrachtet. Was für Festländer völlig normal ist, nämlich die dauerhafte und regelmäßige Anbindung an das regionale und überregionale Verkehrsnetz, ist für die Helgoländer eben nicht selbstverständlich. Jedes Jahr von neuem müssen die Helgoländer um ihre Verkehrsanbindungen bangen. Der Schiffstransport von Personen und Gütern zur Insel beruht allein auf der Tradition einer Reederei und ist nicht so abgesichert, wie wir es uns wünschen würden.

Im nordfriesischen Wattenmeer finden wir eine ähnliche Lage wie auf Helgoland vor. Allerdings ist dort unter anderem auch der Kreis Nordfriesland vertraglich an der Finanzierung der Verkehrsleistungen beteiligt. Trotzdem ist auch dort der Verkehr zu den Inseln und Halligen von der touristischen Nachfrage nach Ausflugs- und Fährfahrten abhängig. Zu den Inseln rechnet sich das ganze noch, aber zu den Halligen treten auch schon erste Probleme auf.

Das Land hat aber hier eine besondere Verantwortung. Wenn wir Verkehrswegeinfrastruktur fördern, dann muss eine solche Infrastrukturförderung natürlich auch für die Häfen an der Westküste gelten. Hier wird die Gemeinde Helgoland ja auch unterstützt und dies begrüßen wir ausdrücklich. Aber es ist auch notwendig, die Verkehre selbst in einem gewissen Grad zu fördern, weil sie sonst nicht wirtschaftlich darstellbar sind. Hier kommt natürlich der Kreis Pinneberg als zuständiger Kreis ins Spiel, aber auch das Land hat hier eine Verantwortung. Im Schienenpersonennahverkehr ist das Land für die Versorgungsleistungen zuständig. Eine ähnliche rechtliche Zuständigkeit gibt es natürlich in der Frage des Schiffsverkehrs nicht. Aber trotzdem gibt es eine moralische Verpflichtung. Und die Erfüllung dieser Verpflichtung kostet dann auch Geld. Dabei darf die Landesregierung eben nicht nur darauf verweisen, dass eine rechtliche Verpflichtung nicht besteht, sondern es muss klar sein, dass die Bürgerinnen und Bürger auf Helgoland genauso gute Verbindungen haben müssen, wie wir sie auch für die Bürgerinnen und Bürger auf dem Festland garantieren.

Die Situation stellt sich jetzt so dar, dass nach und nach die Verkehrsanbindungen Helgolands immer schlechter werden. Eine Verbindung nach der anderen droht geschlossen zu werden. Wir können immer noch froh und dankbar sein, dass ein Reeder auch eine eigene unternehmerische Verantwortung darin sieht, die Insel vernünftig anzubinden. Aber wie lange kann man sich das noch leisten?

Gerade die Börtebootschifffahrt hat eine lange Tradition auf Helgoland und sie ist für viele Inselbewohner neben dem Tourismus eine notwendige Einnahmequelle. Deshalb ist es auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen wichtig, dass dieser Erwerbszweig gestärkt wird. Auf der Insel Helgoland gibt es nicht sehr viele Möglichkeiten Arbeit zu finden. Jede Möglichkeit, die den Inselbewohnern genommen wird, schadet auch der Wirtschaft auf der Insel. Eine Aufrechterhaltung und Verbesserung der Schiffsverbindungen würde also sowohl direkt als auch indirekt dazu beitragen, dass Arbeitsplätze und Einkommen für die Insulaner gesichert werden.

Ich glaube aber auch, dass die Problematik durchaus auch noch eine regionale Komponente hat. In den Sommermonaten wird die Insel zunehmend von Katamaranen aus Hamburg angesteuert. Im Winter beruhen die vier wöchentlichen Verbindungen vornehmlich auf Fahrten, die die Insel mit dem niedersächsischen Cuxhaven verbinden. Winterverbindungen von Schleswig-Holstein aus sind da fast Fehlanzeige. Wenn das Land Schleswig-Holstein im wahrsten Sinne des Wortes die Verbindung mit seinen Helgoländern aufrechterhalten will, dann muss die Landesregierung dafür sorgen, dass diese Verbindungen auch geschaffen beziehungsweise erhalten werden.

Wir haben im Sommer schon gute Verbindungen von Büsum aus, aber danach sieht es düster aus. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier in den Wintermonaten öfter Verbindungen bereitstellt. Aber auch auf touristischem Gebiet gibt es noch in den Sommermonaten Potentiale, die man möglicherweise einmal anstoßen sollte und die dazu führen könnten, dass die Verbindung der Helgoländer mit uns Festländern in Schleswig-Holstein nicht abreißt. Früher gab es regelmäßige Verbindungen von Husum nach Helgoland. Jetzt gibt es nur an seltenen einzelnen Terminen im Sommer die Möglichkeit, von Nordfriesland aus die Hochseeinsel zu besuchen. Ich glaube, es steckt mehr Potential in der Verbindung Husum-Helgoland als man möglicherweise annimmt. Bei den Überlegungen für eine ganzjährige und zuverlässige Verkehrsanbindung für Helgoland sollte man diesen Aspekt nicht außer Acht lassen. Eine Anschubfinanzierung einer Verbindung von Husum nach Helgoland könnte dazu beitragen, dass hier eine Stecke eingerichtet werden kann, die sich später auch selber trägt und die im Rahmen einer Mischfinanzierung dann auch dazu beiträgt, Fahrten in nachfrageschwächeren Zeiten mit zu finanzieren.

Wir sollten uns auf jeden falle alle Türen offen halten, um zu einer Lösung des Problems zu kommen und entsprechend mit allen Beteiligten – auch mit den Reedereien – darüber reden, ob und wie die Verbindungen nach Helgoland verbessert werden können.

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