Rede · Flemming Meyer (2009–2020) · 10.10.2007 Bericht 2006 der „Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf“


Die Tätigkeitsberichte des Stiftungsrates über die Arbeit der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen werden meistens direkt in den Bildungs- und Kulturausschuss überwiesen.  Dagegen ist nichts einzuwenden, denn dort gehören sie ja auch hin. Dennoch macht es Sinn, dass wir uns mindestens einmal pro Legislaturperiode auch im Plenum mit der Situation unserer Landesmuseen befassen. Ob dies über den Bericht geschehen soll oder besser an Hand einer anderen Art von Vorlage, das möchte ich gerne im Ausschuss diskutieren. Angemessen wäre eine etwas größere Debatte allemal, da der Kulturbereich zu den Kernaufgaben der Landespolitik gehört. Und wünschenswert wäre wie gesagt, wenn die Vorlage für so eine Debatte strategischer ausgerichtet wäre.

Der vorliegende Bericht tut dies ansatzweise auch, sein Hauptaugenmerk aber hat er – gemäß Auftrag – auf das Tätigkeitsjahr 2006 gelegt. Dazu eine Anmerkung: Es ist schon beeindruckend, wie sich die Arbeit der Landesmuseen in den letzten Jahren weiter entwickelt hat. Das geschieht mit sehr viel Engagement, mit einer äußerst dünnen Personaldecke und sehr viel Kreativität in finanzieller Hinsicht. Dies alles kommt dem Land als Ganzes zugute – auch den Menschen, die mit Kultur nicht viel am Hut haben, denn die Arbeit der Landesmuseen stärkt letztlich auch den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein.

Vieles von dem, was sich 2006 noch „in Arbeit“ befand, ist mittlerweile abgeschlossen worden: Der Barockgarten und die Fachbibliothek der Landesmuseen für Kunst und Kulturgeschichte sind eröffnet und auch die Rekonstruktion weiterer Wikingerhäuser schreitet zügig voran. Ich bin sicher, dass sich diese neuen Attraktionen auch positiv in den Besucherzahlen der Museen nieder schlagen werden. Insgesamt zeigt dies alles aber deutlich, wie viel geleistet werden muss, um die Attraktivität der Landesmuseen weiter zu steigern.

In Klammern bemerkt bin ich davon überzeugt, dass sich mit dem Konzept der Attraktivitätssteigerung auch die Situation des Jüdischen Museums verbessern wird. Ich sage dieses bewusst auch vor dem Hintergrund der Debatte um die Umsetzung der Personaleinsparkonzepte der Landesregierung. Aus Sicht des SSW besteht kein Zweifel, dass gut arbeitende Museen dem Land – in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht – mehr Nutzen bringen als das automatische Einsparen von Personalstellen. Zumal der Bericht auch eindrucksvoll belegt, mit wie viel Energie Sponsoren gewonnen und Drittmittel eingeworben werden.

Daher unterstützt der SSW auch jede Bestrebung der Landesregierung, den Kulturbereich auf Regierungsebene zu stärken. Es wäre wünschenswert, wenn die Kultur wieder eine eigene Ministerin oder einen eigenen Minister bekäme. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist es dennoch, die ehrenamtlich besetzte Stelle unserer Kulturbeauftragten Caroline Schwarz in eine hauptamtliche Stelle umzuwidmen. Um allen Missverständnissen vorzubeugen füge ich aber gleich hinzu, dass es aus Sicht des SSW nicht zu akzeptieren wäre, wenn Frau Schwarz – als hauptamtliche Kulturbeauftragte – dann weiterhin als ehrenamtliche Minderheitenbeauftragte tätig sein sollte. Das geht nicht, denn damit ging die ganze Idee einer außerhalb des Regierungsapparats stehenden Minderheitenbeauftragten verloren.

Und noch eine minderheitenpolitische Anmerkung möchte ich loswerden: Aus dem Bericht des Stiftungsrates geht hervor, dass die Ausstellung des Haithabu Museums modernisiert werden soll. Das findet uneingeschränkt unsere Unterstützung. Dabei muss aber unbedingt auch sichergestellt werden, dass wir in der Ausstellung endlich auch mehrsprachige Texte erhalten – in Deutsch, Englisch und Dänisch, um es genau zu sagen. Was in anderen Museen (z.B. im Nationalmuseum Kopenhagen) möglich ist, sollte auch bei uns machbar sein. Zumal die Zusammenarbeit zwischen dem Haithabu Museum  und dem Museum der dänischen Minderheit am Danewerk in den kommenden Jahren noch enger sein wird.

Und noch ein Stoßseufzer: Die Ausstellung des Volkskunde Museums zu Schleswig-Holsteinischen Erinnerungsorten wurde in keinster Weiser dem Ansatz gerecht, dass die drei in Schleswig-Holstein beheimateten Minderheiten auch Teil der Landesgeschichte sind und auch zu den Erinnerungsorten beigetragen haben.

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