Rede · 29.09.2000 Bewirtschaftung der Hamburger Hallig

Das Thema um die Bewirtschaftung der Hamburger Hallig hat in Nordfriesland für sehr viel Wirbel gesorgt und lässt die Wellen dort wieder einmal sehr hoch schlagen. Der Nationalpark ist aufs neue ins Gerede gekommen. Es währe wünschenswert und gut, wenn endlich Ruhe an der Westküste einkehren würde.
Grundsätzlich begrüßt der SSW den Schritt, die Vermarktung des Nationalparks und Informationen über den Nationalpark an die Nationalpark-Service GmbH zu übertragen. Diese Art von landes- bzw. westküstenweitem Besucherservice aus einem Guss zu machen macht Sinn, da somit ein Wiedererkennungseffekt an der ganzen Küste erreicht wird. Als seinerzeit die Nationalpark-Service Gesellschaft ins Leben gerufen wurde, war das sicherlich eine schwere Geburt. Daher ist es um so erfreulicher, dass mittlerweile erreicht wurde, dass Vertreter von Land, den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen sowie der Umweltverbände hier an einem Tisch sitzen und eng zusammenarbeiten.
Die Entscheidung des Umweltministers - die Bewirtschaftung der Hamburger Hallig in die Hände der Service Gesellschaft zu legen - war mit Sicherheit nicht von bösem Willen oder gar Ignoranz bestimmt. Ich kann gut nachvollziehen - wenn in dieser Sache die Fakten gegeneinander abgewägt werden - dass man hier zu dem Resultat kommen kann, die Bewirtschaftung der Hamburger Hallig an die Nationalpark-Service Gesellschaft zu übertragen. Gleichwohl bin ich der Auffassung, dass die Hamburger Hallig einen Sonderfall darstellt. Es handelt sich bei diesem Streit nicht um den klassischen Streit, wo es um Interessen von Nationalpark-Nutzern und -Schützern geht.
Die Gaststätte auf der Hamburger Hallig wird nicht nur in den Sommermonaten von Nationalparkbesuchern aufgesucht, sondern sie wird besonders in den Wintermonaten von der Bevölkerung aus den benachbarten Kögen besucht, da dies die einzige Gaststätte in der näheren Umgebung ist. Daher herrscht hier der Wunsch nach einer großen Gaststube, guten sanitären Einrichtungen und einer ordentlichen Betreiberwohnung für die Gaststätte, damit der Gastwirt vor Ort sein kann. Dat schal alln´s Hand un Fot hemm. - Eine Runde Sache eben. Doch damit wären allerdings alle Platzreserven des Hauses voll erschöpft. Dies gilt jedoch nicht für die gesamte Hallig. Es befinden sich weitere Gebäude auf der Hallig, die vorwiegend als Unterkunft oder Aufenthaltsort für die dort tätigen Umweltschutzorganisationen dienen. In diesen Gebäuden sind noch Platzreserven vorhanden, um auch weitere Einrichtungen unterzubringen. Es ist somit aus meiner Sicht nicht dringend erforderlich, dass der Nationalpark-Service in irgendeiner Weise in der Gaststätte beheimatet wird. Man verzichtet insofern zwar auf den Synergieeffekt, dass die Gastwirte über den Nationalpark informieren und mögliche Artikel aus dem Nationalpark-Sortiment verkaufen können. Aber man gewinnt gleichzeitig die Chance, mit den vor Ort tätigen Naturschutzverbänden eine gute Informationsmöglichkeit - sowohl inhaltlicher als auch räumlicher Art - aufzubauen.
Es bleibt noch möglicherweise der legitime Wunsch, die Nationalpark-Service GmbH auf ökonomisch sicherere Beine zu stellen, indem sie unter anderem die Gaststätte verpachtet und die Pachteinnahmen erhält. Hier stellt sich die Frage, ob es sich angesichts der zu erwartenden Pachteinnahmen lohnen würde, die Akzeptanz des Nationalparks vor Ort noch stärker auszuhöhlen. Ich persönlich halte diesen Preis für zu hoch. Immerhin sind die Kommunen, die sich in dem neuen Zweckverband organisieren wollen, laut Presseberichten bereit, die Renovierung der Gaststätte selbst zu tragen. Nach Schätzungen, beläuft sich die Summe hierfür auf ca. 200.000 Mark. Selbst bei einer möglich Co-Finanzierung ist dies doch auch ein erheblicher Schritt auf das Land zu. Dies sieht man in Nordfriesland ebenso, weshalb sich der Kreistag Nordfriesland auch mit Mehrheit für eine Bewirtschaftung durch den Zweckverband ausgesprochen hat.
Daher ist der SSW der Auffassung, dass eine Bewirtschaftung des Gebäudes durch den Zweckverband in diesem Fall eine durchaus akzeptable Lösung wäre. Allerdings mit einer Einschränkung. Man muss aber gleichzeitig absichern, dass die Information über den Nationalpark und dessen Vermarktung auf der Hamburger Hallig durch die Nationalpark-Service Gesellschaft zu erfolgen hat, damit hier für Einheitlichkeit und Professionalität gesorgt ist. So ist auch unser Änderungsantrag zu verstehen, wobei zu berücksichtigen ist, dass mögliche Maßnahmen nur im Einvernehmen mit den vor Ort tätigen Umweltverbänden durchgeführt werden. Die vor Ort tätigen Umweltverbände dürfen auf keinen Fall irgendeine Konkurrenz aus dem Hause der Nationalpark-Service Gesellschaft erhalten, weil sonst wirklich ein wichtiges Argument in der Diskussion um den Nationalpark ad absurdum geführt werden würde.
Unser Änderungsantrag zum CDU-Antrag ist ein Kompromißvorschlag, der genauer festlegen soll, was die Beteiligten vor Ort dürfen und was sie nicht dürfen.

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