Rede · Flemming Meyer (2009–2020) · 23.03.2017 Eine Skandalisierung der Praktika innerhalb der Landesregierung hat überhaupt keine Grundlage

Flemming Meyer zu TOP 37 - Gute Arbeit für Praktikanten

Ein gutes Praktikum funktioniert im Idealfall wie eine Brücke: ein Brücke aus der Arbeitslosigkeit hinein in einen Job, oder vom Studium auf den Arbeitsmarkt oder von der Schule in den Ausbildungsbetrieb. Ich kenne mehrere Handwerksbetriebe, die das Praktikum zur Voraussetzung für den Abschluss eines Ausbildungsvertrages machen. Sie wollen sich ein Bild davon machen, wie der zukünftige Kollege sich im betrieblichen Alltag bewährt und wie belastbar er oder sie tatsächlich ist. So etwas kann man aufgrund eines kurzen Bewerbungsgespräches nicht beurteilen. Die Abbrecherquote ist in diesen Betrieben niedriger, denn ein Praktikum gibt auch dem jungen Menschen einen guten Einblick in das Berufsfeld und die Aufgaben. Nach dem Schulgesetze gehört das Praktikum ausdrücklich zum Auftrag der Schule, die jungen Menschen zur Teilnahme am Arbeitsleben und zur Aufnahme einer hierfür erforderlichen Berufsausbildung befähigen soll. Diese Berufsorientierung kann man nicht in der Schule aus Büchern lernen, sondern eben nur in den Betrieben selbst.  Ergänzend wird das so genannte Praktikum Plus entwickelt, um die Jugendlichen beim Übergang von Schule in den Arbeitsmarkt besser zu unterstützen.  Die Jugendlichen ergänzen ihre praktischen Erfahrungen in einem Betrieb durch den Besuch einer beruflichen Schule; also ein vielversprechendes und vertiefendes Praktikum.

Es gibt auch negative Erfahrungen. Ein schlechtes Praktikum ist eine Sackgasse. Es dient nur den Interessen des Betriebes, dem mit einem Praktikanten eine billige Arbeitskraft zur Verfügung steht. Die Arbeitsagenturen kennen eine Reihe schwarzer Schafe, die unter falschen Voraussetzungen Standards unterlaufen. Das funktioniert nach der Regel: wo es etwas zu holen gibt, betätigen sich auch Betrüger. Auf diese Weise ist das Praktikum zu einem sehr schlechten Ruf gekommen. Bekanntgeworden sind monatelange, unbezahlte Praktika in der Marketing- und Medienbranche, die sich aus dem Bewerberüberschuss freigiebig bedienten.  

Eine funktionierende Kontrolle allerdings kann diesen Markt sehr schnell austrocknen. Die Arbeitsagenturen beobachten beispielsweis ganz genau, wohin sie Arbeitssuchende ins Praktikum vermitteln und was nach der Vermittlung passiert. Sollte sich zeigen, dass die Praktika ausgenutzt werden, wird die Vermittlung im Handumdrehen eingestellt.

Diese Standards sollten natürlich auch für die Landesregierung und ihre Behörden gelten. Ihnen kommt eine besondere Vorbildfunktion als Arbeitgeber zu. Die Mindeststandards bezüglich Bezahlung, Praktikumsinhalte und Praktikumsdauer sehe ich aber als gegeben an. Eine Skandalisierung der Praktika innerhalb der Landesregierung hat überhaupt keine Grundlage. Die Zahlen über Praktikanten zeigen, dass sich die Landesregierung dieser Verantwortung stellt. 

Wir konnten über diese Faktenlage allerdings noch nicht abschließend im Wirtschaftsausschuss beraten. Das ist zwar bedauerlich, aber angesichts des nahenden Endes der Legislaturperiode nicht überraschend.

Der SSW lehnt allerdings die Aufhebung der Ausschussüberweisung ab. Die antragstellende Fraktion der Piraten meint wohl, die Fraktionen im Landtag zu einer Art Schwur in Sachen Praktikum zwingen zu können, um damit wo möglich bei den Podiumsdiskussionen im Wahlkampf punkten zu können. Ich denke, dass sich das Thema dafür überhaupt nicht eignet. Eine sachliche Auseinandersetzung zu Praktikumsstandards des Landes steht noch aus.

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