Rede · Lars Harms · 19.06.2014 Energiewende und Klimaschutz in Schleswig-Holstein

Energiewende und Klimaschutz dürfen keine Lippenbekenntnisse sein. Sie müssen verbindlich umgesetzt werden, aber immer auch im Dialog mit den Menschen.

 


 

Es sind große politische Herausforderungen, die die Energiewende an uns stellt. Weg von den fossilen Energieträgern hin zur Energie aus Erneuerbaren. Wie wir jüngst erfahren konnten, können wir bei uns im Land davon ausgehen, dass Schleswig-Holstein in diesem Jahr erstmals so viel Strom aus erneuerbaren Energien produzieren kann, wie das Land selbst verbraucht - sofern der Wind mitspielt. Sprich, die Möglichkeit einer 100%-igen Deckung aus dem Mix erneuerbarer Energien. Die rechnerische Möglichkeit ist da und damit ist es eine gute Nachricht. Wir können stolz sein auf das, was wir in Schleswig-Holstein bisher erreicht haben, denn es macht deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. 

 


 

Wir als SSW haben nie an diesen unseren Möglichkeiten gezweifelt. Schleswig-Holstein war und ist ein Windland mit geografisch hervorragenden Voraussetzungen – Onshore und Offshore. Wind ist und bleibt der Energieträger Nummer eins bei uns. Entsprechend hat sich die Windenergie auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor bei uns im Land entwickelt. Dies haben wir immer unterstützt. 

 


 

Aber wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange. Wir wollen, dass noch mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird. Aus dem Bericht geht hervor, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Schleswig-Holstein in den nächsten zehn Jahren auf mindestens 300% steigt. Das versetzt uns in die Situation, Strom zu exportieren der zu 100% aus Erneuerbaren erzeugt wird. Damit erreichen wir den Stand, den wir sonst nur mit den AKW‘s und Kohlekraftwerken hier im Land erreicht haben. Es ist also möglich, die ausgedienten Technologien zu ersetzen. Man muss es nur wollen.

 


 

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die damit zusammenhängende dezentrale Energieproduktion setzen natürlich voraus, dass dafür die notwendigen Netzkapazitäten geschaffen werden. Aus diesem Grund legt der Bericht auch seinen Schwerpunkt auf die Netzausbaustrategie des Landes. Zu den aus schleswig-holsteinischer Sicht großen Leitungen zählen: Die Westküstenleitung, Mittelachse und Ostküstenleitung sowie die großen Netze nach Norwegen (NordLink) und in die Ballungsgebiete nach Süddeutschland (SuedLink). Alle diese Vorhaben sind von der Bundesnetzagentur bestätigt.

 

Damit werden die Voraussetzungen geschaffen den Windstrom an der West- und Ostküste durchgängig einzuspeisen, um ihn in die Verbrauchszentren oder zu den Speicherkraftwerken Skandinaviens zu leiten. Das sind riesige Vorhaben, die sich nicht von heute auf morgen umsetzen lassen.

 

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man geneigt sein zu sagen, dass die „Entschleunigung“ beim Ausbau der Erneuerbaren Energien – insbesondere bei der Windenergie – durch die aktuelle Novelle des EEG den Vorteil hat, dass die Netzengpässe zumindest nicht mehr werden. Weil der Netzausbau bisher nicht immer Schritt halten konnte, mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Grundsätzlich muss es aber so sein, dass der Netzausbau und der Ausbau der Erneuerbaren Energien synchron verlaufen sollten. Daher ist es zu begrüßen, dass das Anschlusskataster der Schleswig-Holstein Netz AG ermöglicht, frühzeitig Netzengpässe zu erkennen, um den regionalen Netzausbaubedarf konkret nachvollziehen zu können. 

 


 

Wir haben immer gesagt, dass der Netzausausbau nur gelingen kann, wenn die Bevölkerung frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden wird. Dabei soll die Bevölkerung nicht nur über den Neu- oder Ausbau informiert werden. Wir wollen eine wirkliche Bürgerbeteiligung, bei der es auch darum gehen muss alternative Trassenführungen in Erwägung zu ziehen. Und dort wo es möglich ist, ist dem Erdkabel Vorrang einzuräumen. Der Dialogprozess an der Westküste ist ein gutes Beispiel dafür, dass dies so machbar ist. Dafür gebührt allen Akteuren Dank. 

 

Energiewende und Klimaschutz dürfen keine Lippenbekenntnisse sein. Sie müssen verbindlich umgesetzt werden, aber immer auch im Dialog mit den Menschen.

 

 


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