Rede · Flemming Meyer (2009–2020) · 24.04.2008 Finanzierung der Universität Flensburg und Perspektiven für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit


Obwohl es eigentlich schon lange bekannt ist, schlug es dennoch ein wie eine Bombe, als Rektor Professor Dr. Dunckel in einer öffentlichen Sitzung des Bildungsausschusses der Stadt Flensburg die dramatische Unterfinanzierung der Universität Flensburg beklagte. Für diejenigen, die sich mit dieser Problematik befassen, waren die Zahlen, die Professor Dr. Dunckel erwähnte, natürlich keine Überraschung, aber zumindest auf die Flensburger Öffentlichkeit machte der Hilferuf der Universität großen Eindruck. Denn im Zusammenhang mit diesen Geldproblemen stellte er die berechtigte Frage nach der Zukunft der Universität und der damit verbundenen Perspektiven für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Professor Dunckel beziffert die Unterfinanzierung der Universität auf ca. 6 Millionen Euro jährlich und dies vor dem Hintergrund eines Landeszuschusses für das Jahr 2007 von 13.52 Mio. Euro. Zu diesen Zahlen kommt man, wenn man die Mittelausstattung der Universität Flensburg mit vergleichbaren Hochschulen in Norddeutschland unter Zuhilfenahme des Ausstattungs-, Kosten –und Leistungsvergleiches bei der derzeitigen Studierendenzahl nimmt.

Die Folgen dieser unzureichenden Mittelausstattung sind insbesondere ein Problem für die Personalstruktur, wo bei der Universität Flensburg ein unzureichender wissenschaftlicher Mittelbau zu verzeichnen ist. Das Verhältnis von Professoren zu Assistenten und zu wissenschaftlichen Mitarbeitern weicht vom Durchschnitt einer vergleichbaren Universität deutlich ab. Den Anforderungen der Lehre kann nur mit einem Rückgriff auf nebenberufliches Personal so gerade noch entsprochen werden. Darunter leidet natürlich die Forschung und Lehre und um ein hochwertigeres und effektives Niveau in diesem Bereich zu ermöglichen, müsste die Anzahl der Stellen laut Professor Dunckel für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Universität Flensburg deutlich erhöht werden.

Auch die mit der Unterfinanzierung verbundene Diskussion um eine Rückführung der Universität auf das Kerngeschäft der Lehrerausbildung ist natürlich fatal, weil damit die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Syddansk Universitet in Gefahr wäre. Denn gerade die deutsch-dänische Hochschulkooperation ist einer der Leuchttürme der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Region Schleswig-Sønderjylland und einer der Profilschwerpunkte der Universität Flensburg. Die Uni Flensburg darf also auf keinen Fall auf das Niveau einer PH zurückgestuft werden. Wenn die Landesregierung dies hier und heute klarstellt, ist ja schon viel gewonnen.

Selbstverständlich weiß auch der SSW, dass die verschiedenen Landesregierungen in den letzten Jahrzehnten sich bemüht haben, die Universität zu unterstützen. Ausreichend waren diese Bemühungen allerdings nicht. So wurden bei den Beratungen zum Haushalt 2007/2008 sogar die vollfinanzierten Vorschläge des SSW zur Erhöhung der Zuschüsse an die Universität Flensburg zurückgewiesen.

Die Landesregierung muss sich also strategisch entscheiden, wie sie sich die weitere Entwicklung der Universität Flensburg vorstellt und mit welchen Landesmitteln dies begleitet werden soll. Der SSW vertritt in diesem Zusammenhang die Auffassung, dass der Wissenschaftsminister in so einer entscheidende Fragen nicht einfach auf den neu gegründeten Universitätsrat verweisen kann, wie er es in einem Interview mit Flensborg Avis vor einigen Tagen tat.

Eine wichtige Frage ist zum Beispiel, wie der mögliche Rückgang an Lehrerstellen in wenigen Jahren mit anderen Studiengängen kompensiert werden kann. Hier bietet sich natürlich der weitere Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit der Syddansk Universitet im besonderen Maße an, weil dies sowohl die Profilbildung als auch die Attraktivität der Universität Flensburg stärken und weil auch die deutsch-dänische Region davon unmittelbar profitieren würde.

Es darf nicht weiterhin der Eindruck bestehen, dass die Zusammenarbeit der Uni Flensburg mit der SDU aus Kieler Sicht nur ein „ungeliebtes Kind“ ist. Die Kooperation mit der SDU in den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften, Kulturwissenschaften und besonders im Energie- und Umweltbereich – wo die Uni Flensburg mit Professor Hohmeyer sogar über einen Nobelpreisträger verfügt - ist hervorragend und verdient es weiter vertieft und ausgebaut zu werden. Für die Grenzregion ist diese Zusammenarbeit eine wichtige Zukunftsperspektive.

Die Landesregierung muss daher sicherstellen, dass die Universität Flensburg auch in Zukunft genügend finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um die erfolgreiche Zusammenarbeit mit unseren dänischen Nachbarn fortzusetzen. Die Landespolitik muss sich auch im Ergebnis grundsätzlich für einen weiteren Ausbau der Universität Flensburg entscheiden. Denn nur, wenn die Uni endlich eine kritische Größe erreicht, hat sie auf lange Sicht eine wirkliche Überlebenschance.

Dies hat auch die Erichsen-Kommission bereits in 2003 so gesehen, und nun ist es an der Zeit, dass die Landesregierung diese Tatsache endlich zur Kenntnis nimmt und handelt. Die Haushaltsberatungen 2009/2010 und die Verhandlungen über die Zielvereinbarungen für 2009 bis 2013 betrachtet der SSW als Gradmesser dafür, ob diese Landesregierung die Universität Flensburg wirklich will oder nicht.

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