Rede · Jette Waldinger-Thiering · 20.02.2015 Hospize und palliativmedizinische Versorgung in Schleswig-Holstein

Hospize und palliativmedizinische Angebote werden immer wichtiger - doch trotz der guten Versorgungssituation gibt es noch viel zu tun

Die CDU sagt es in ihrem Ursprungsantrag zu diesem Bericht klar und unmissverständlich: Zu einem menschenwürdigen Leben gehört auch ein humanes Sterben. Das ist in meinen Augen absolut richtig. Humanes Sterben bedeutet für die meisten Menschen, dass sie in ihrer letzten Lebensphase eben nicht aus ihrem vertrauten Umfeld herausgerissen, sondern dort betreut und begleitet werden, wo sie sich zuhause fühlen. Dies geschieht häufig auch durch ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie sind eine tragende Säule des gesamten Hospiz- und Palliativbereichs. Und gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung halte ich es für ein großes Glück, dass immer mehr Menschen dazu bereit sind, sich haupt- oder eben auch ehrenamtlich für Sterbende und unheilbar Kranke einzusetzen. All diesen Menschen möchte ich bei dieser Gelegenheit für ihren großen Einsatz danken.

Eins ist mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Nicht zuletzt weil Ehrenamtler im sensiblen Bereich der Sterbe- und Trauerbegleitung eine so wichtige Rolle spielen, hält der SSW eine professionelle Unterstützung dieser engagierten Menschen für ungeheuer wichtig. Zwar bestätigt der Bericht meinen Eindruck, dass es hier in Schleswig-Holstein eine gute Versorgungssituation und vor allem auch ein ausreichendes Maß an Begleitung für Ehrenamtler gibt. Als Beispiel lassen sich hier die verschiedenen Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung nennen. Und doch bleibt es für uns eine unverändert wichtige Aufgabe, die wir nicht aus dem Blick verlieren dürfen, und an die ich deshalb auch an diesem Punkt erinnern will.

Wenn wir von Sterbe- und Trauerbegleitung reden, dann reden wir ja bei weitem nicht nur über die letzten Tage oder Stunden eines sterbenden Menschen. Die Phase, in der unheilbar Kranke und ihre Angehörigen von ihrem Schicksal wissen und begleitet werden wollen, ist oft viel länger, als die meisten unmittelbar denken. Umso wichtiger ist der Einsatz der hier tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um den Schwerstkranken ein schmerzfreies und würdevolles Leben zu ermöglichen. Hierdurch und durch die soziale Begleitung der Kranken und ihrer Angehörigen wird in dieser letzten Phase ganz konkret zu ihrer Lebensqualität beigetragen. Ich denke, diese Arbeit lässt sich gar nicht hoch genug bewerten.

Was mich mit Blick auf die Hospiz- und palliativmedizinische Versorgung in Schleswig-Holstein freut, ist die Konstanz, mit der alle Landesregierungen der vergangenen 20 Jahre dieses wichtige Thema vorangetrieben haben und bis heute vorantreiben. Gerade weil die finanzielle Situation des Landes schon seit längerem angespannt ist, will ich hier also auch unseren Vorgängern ausdrücklich für ihren Einsatz danken. So konnte zum Beispiel im Zeitraum zwischen 2007 und 2010 ein flächendeckendes Netz von spezialisierten, ambulanten Angeboten für schwerstkranke und sterbende Menschen aufgebaut und etabliert werden. Dieses ambulante Netz leistet einen sehr wertvollen Beitrag zur insgesamt guten Versorgungssituation und ist mittlerweile nicht mehr wegzudenken.

Aus Sicht des SSW ist eins völlig klar: Was bei der Versorgung kranker Menschen gilt, gilt bei der Versorgung von Schwerst- und Sterbenskranken allemal: Ihre Wünsche und Bedürfnisse und ihre Lebensqualität müssen im Zentrum unserer Bemühungen stehen. Und selbst wenn eben keine Aussicht mehr auf Lebensverlängerung oder Heilung besteht, haben diese Menschen natürlich ein Recht auf Zuwendung, Betreuung und höchstmögliche Lebensqualität. Dies sicherzustellen ist eine Daueraufgabe, die wir selbstverständlich auch in Zukunft erfüllen wollen und erfüllen werden. 

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