Pressemitteilung · 29.11.2006 "Killerspiele":Sozialpädagogen und Waffenkontrolle statt einem nicht kontrollierbaren Verbot

In der aktuellen Stunde des Landtages zu den „Auswirkungen von sogenannten Killerspielen auf die Gewaltbereitschaft von Kinder und Jugendlichen“ sagte die Vorsitzende des SSW des SSW im Landtag, Anke Spoorendonk, unter anderem:

„Die Ministerpräsidenten von Bayern und Niedersachen wollen ein Zeichen setzen und mit einer Bundesratsinitiative die so genannten „Killerspiele“ verbieten, die auch im Fall Emsdetten eine wichtige Rolle gespielt haben, weil der Täter sich scheinbar auch von Computerspielen dieser Art inspirieren ließ.

Dabei wird übersehen, dass bereits jetzt alle Computerspiele, die in Deutschland offiziell zu kaufen sind, von unabhängigen Gutachtern geprüft und klassifiziert werden müssen. Damit sind die Vorschriften des Jugendmedienschutzes im internationalen Vergleich relativ streng. 4% aller Computerspiele in Deutschland bekommen von den Behörden, dass Etikett „Keine Jugendfreigabe“.

Zum anderen wird man durch ein Verbot nicht verhindern können, dass Jugendliche diese Spiele weiterhin illegal von Internet herunterladen. Dazu kommt die Frage, ab wann dann ein Computerspiel wirklich als „Killerspiel“ einzuschätzen ist. Experten sagen, dass die Grenzen hier sehr fließend sind und dass diese Spiele je nach Lebenssituation unterschiedlich auf die Jugendlichen wirken. 

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn Jugendlichen der Zugang zu solchen Spielen effektiv erschwert wird. Schnelle und leichte Lösungen wird es hier aber nicht geben und das allein löst auch das Problem nicht wirklich. Die oft gestellte Frage, ob ein Verbot der so genannten Killerspiele nicht eine solche Gewalttat an Schulen verhindern kann, lenkt aus Sicht des SSW daher von der Ursachenfindung und -bekämpfung ab.

Wenn Jugendliche solche Handlungen begehen, dann liegt es zumeist daran, dass sie sozial vereinsamt sind und mit ihren Problemen keinen Ansprechpartner mehr finden. Es kommt also darauf an, dass das soziale Umfeld frühzeitig Alarmzeichen erkennt und diesen Jugendlichen hilft. 

Deshalb  unterstützt der SSW die Forderung der GEW, dass an Schulen mehr Sozialpädagogen und Schulpsychologen eingesetzt werden müssen. Der Aufbau solcher professioneller Strukturen wäre ein Ansatz, dem wir höchste Priorität geben sollten. Dazu sollten auch die Lehrer verstärkt und besser für schwierige „Schülerfälle“ ausgebildet werden.

Ein anderer Punkt, der bei dieser Diskussion nicht vergessen werden darf, ist die Frage der Verfügbarkeit von Waffen. Wenn es stimmt, dass der Täter die Waffen über das Internet gekauft hat, ist dies auch eine Problematik, die wir aufgreifen müssen. Eine Verschärfung der Waffengesetze und ein Ausbau der Waffenkontrolle hätte eine Bundesratinitiative wirklich verdient und würde am Ende mehr bringen, als ein Verbot von Killerspielen.“
 
 

Weitere Artikel

Pressemitteilung · Lars Harms · 12.09.2024 Das Grenzland wird lahmgelegt

Ab dem 16. September soll es wieder Grenzkontrollen auch an der Grenze zu Dänemark geben – so die Ankündigung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Diese lehnt der SSW entschieden ab und hat dazu heute einen Antrag eingereicht, in dem die Landesregierung dazu aufgefordert wird, sich gegen die Binnengrenzkontrollen im deutsch-dänischen Grenzland einzusetzen (Drucksache 20/2475). Dazu erklärt der innen- und rechtspolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Lars Harms:

Weiterlesen

Pressemitteilung · Lars Harms · 12.09.2024 Wohnungsbau: Bei „klimaneutral“ auch „sozial“ nicht vergessen

Zur heute vorgestellten Machbarkeitsstudie „Klimaneutraler Wohnungsbau in SH“ erklärt der wohnungsbaupolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Lars Harms:

Weiterlesen

Pressemitteilung · Christian Dirschauer · 12.09.2024 Minderheitensprachen vor Gericht – nicht zu machen mit der Bundesregierung?

Seit vielen Jahren setzt sich der SSW dafür ein, dass Minderheiten- und Regionalsprachen in Deutschland auch vor den Gerichten gebraucht werden dürfen. Nachdem die Initiative unter der Regierung Merkel auf einem sehr guten Weg war, droht sie nun überraschend zu scheitern. Aus diesem Anlass fordert die SSW-Landtagsfraktion die Landesregierung auf, eine Bundesratsinitiative zu starten, um das für den Minderheitenschutz so wichtige Thema nicht unter den Teppich kehren zu lassen (Drucksache 20/2464).

Weiterlesen