Rede · Jette Waldinger-Thiering · 13.12.2018 Lehrkräftegewinnung: Gutes Geld für gute Arbeit

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 49+51 - Bericht zur Lehrkräftegewinnung und Bericht über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2017/2018 (Drs. 19/760, 19/974 und 19/1047)

„Lehrerberuf muss vor allem durch faire Bezahlung attraktiver werden“

(270-2018) Für den SSW ist die Lehrkräftegewinnung ein zentrales Zukunftsthema. Ohne genügend gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer kann es natürlich auch keinen guten Unterricht geben. Doch leider zeigen beide hier vorliegenden Berichte deutlich, mit wie vielen Unsicherheiten wir es hier zu tun haben. Ganz offensichtlich wird kaum etwas durch so viele Faktoren und schwer kalkulierbare Entwicklungen beeinflusst, wie Prognosen zum Lehrkräftebedarf. Wirklich verlässliche Aussagen sind schwierig. Und die nötigen Ansätze, um mehr Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen, sind sehr vielfältig. Deshalb möchte ich mich vor allem auch für den sehr detaillierten Bericht zur Lehrkräftegewinnung bedanken.

Spätestens mit den absehbar wachsenden Schülerzahlen wird eins deutlich: Wir steuern bei der Versorgung mit Lehrkräften auf einen bedrohlichen Engpass zu. Neben dem berufsbildenden Bereich und den Förderzentren wird sich dieses Problem vor allem in den Grundschulen zeigen. Viele der Maßnahmen, die die Jamaika-Koalition ergreift, sind deshalb dringend notwendig und werden vom SSW unterstützt. Das gilt für die enge Einbindung der ausbildenden Universitäten genauso, wie für die Stärkung der Wertschätzung oder für die Verbesserung der Lehrergesundheit. Alles sinnvoll und im Grunde selbstverständlich. Auch den Ansatz, den wachsenden Lehrkräftebedarf in erster Linie durch grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer zu decken, teilen wir natürlich. Aber wenn wir ehrlich sind, dann ist es ja auch keine neue Erkenntnis, dass wir möglichst gut ausgebildete Lehrkräfte brauchen, um einen Unterricht von hoher Qualität zu sichern.

Sowohl im Bericht wie im vorliegenden Konzept zur Lehrkräftegewinnung werden also wichtige Schritte genannt. Und doch muss ich zugeben, dass ich bei diesem Thema nicht wirklich sorgenfrei in die Zukunft schaue. Vor allem die derzeit laufende Neuordnung der Lehrerbildung trägt gerade nicht zu einer bedarfsgerechten Versorgung bei. Die strikte Trennung der Lehrämter verhindert ja gerade den flexiblen Einsatz der Lehrerinnen und Lehrer. Und auch kurzfristige Maßnahmen wie die Stärkung des Quer-, Seiten- und Direkteinstiegs sind alles andere als eine qualitätssichernde Maßnahme. Aus Sicht des SSW müssen nichtausgebildete Lehrkräfte in der Schule eine absolute Ausnahme bleiben. Noch dazu bekommt diese Gruppe ja längt nicht die fachliche Begleitung, die sie eigentlich bräuchte. Das kann also allerhöchstens eine Notlösung sein.

Doch vor allem die Annahme, dass wir aufgrund des bundesweiten Lehrermangels nicht auf Wettbewerb mit anderen Ländern setzen sollten, halte ich für falsch. Sie ist sogar fahrlässig, weil wir durch Untätigkeit weiter an Boden verlieren. Gerade im Grundschulbereich machen andere Länder ja längst vor, wie es geht. Die viel zu lange Übergangsphase bis zur vollständigen Umstellung auf A 13 ist strategisch äußerst unklug. Hier wird eine große Chance vertan, den Beruf der Grundschulehrkraft attraktiver zu gestalten. Dabei müssen wir dringend junge Leute für genau diesen Bereich gewinnen. Mit der Entscheidung, Teile der Lehrerschaft noch bis zum Jahr 2026 warten zu lassen, schafft sich unser Land einen enormen Wettbewerbsnachteil.
Ich denke niemand will ernsthaft bestreiten, dass weite Teile der öffentlichen Verwaltung ein Nachwuchsproblem haben. Das geht im Grunde auch aus beiden Berichten hervor. Für den SSW ergibt sich daraus die klare Notwendigkeit, die Attraktivität des Lehrerberufs deutlich zu steigern. Und hier spielen die Bezüge nun mal eine ganz wesentliche Rolle. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich zu A 13 für alle kommen. Für den SSW ist das nicht zuletzt eine Frage der Gerechtigkeit. Deshalb haben wir auch dieses Jahr wieder die entsprechenden Haushaltsanträge gestellt. Doch die Gelegenheit, hier ein wichtiges Signal zu senden, hat Jamaika leider wieder verpasst. 

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