Rede · 05.07.2018 Pflegekräfte müssen gut von ihrer Arbeit leben können

Flemming Meyer TOP 20 +28 - Anträge zur Pflegeassistenzausbildung und zu Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen

„Gute Bedingungen für Pflegekräfte bedeuten Lebensqualität für Pflegebedürftige“

Die Rahmenbedingungen für unsere Pflegefachkräfte haben wir an dieser Stelle schon oft diskutiert. Ich denke, wir sind uns alle darin einig, dass es hier noch deutlich Luft nach oben gibt. Aus meiner Sicht ist die Wertschätzung für die sozialen Berufe insgesamt zu gering. Das wird am Beispiel der Pflege besonders deutlich. Niedrige Löhne, eine hohe Arbeitsbelastung und eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehören leider für viel zu viele zum Alltag. Nicht wenige Pflegende verlieren durch diese Arbeitsbedingungen die Lust oder den Mut, überhaupt noch weiterzumachen. Dabei können wir uns eine solche Entwicklung überhaupt nicht leisten.

Im Pflegebereich wird Tag für Tag unheimlich wichtige Arbeit geleistet. Egal ob  es um die Arbeit mit Kindern-, Kranken- oder alten Menschen geht: In allen Bereichen fördern die Pflegekräfte die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Menschen. Ihr Einsatz bedeutet also ganz konkret ein Plus an Lebensqualität für die Betroffenen. Diese Tatsache sollten wir uns alle immer wieder klar machen. Und deshalb darf uns diese Arbeit auch gerne noch deutlich mehr wert sein. 

Wenn es um die Zukunft der Pflege geht, spielt die Reform der Ausbildung natürlich eine wichtige Rolle. Aus Sicht des SSW muss hier trotz unterschiedlichster Interessen immer die Qualität im Vordergrund stehen. Dabei ist hoffentlich allen klar, dass auch diese Zusammenführung der Ausbildungen nicht schlagartig alles verbessern wird. Ich persönlich kann auch so manche Kritik und Befürchtung nachvollziehen. Aber den Ansatz der SPD, diese Reform auf Bundesebene dann auch als Chance für die Pflegeassistenzausbildung bei uns im Land zu nutzen, halten wir für richtig. Denn auch Pflegeassistenten haben selbstverständlich ein Recht auf eine fundierte Ausbildung und einen angemessenen Lohn. 

Machen wir uns nichts vor: Eine wirklich menschenwürdige Pflege zu organisieren ist und bleibt eine enorme Herausforderung. Die Bevölkerung wird bekanntlich immer älter. Damit steigt auch die Zahl derjenigen, die auf Pflege angewiesen sind. Wir brauchen also nicht nur heute sondern langfristig mehr Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren und sich hier engagieren wollen. Deshalb müssen wir dringend auch durch bessere Arbeitsbedingungen dafür sorgen, dass sie dauerhaft in ihrem Beruf bleiben. Natürlich spielt hier die Frage der Vergütung eine zentrale Rolle. Aber auch viele der Punkte, die die Jamaika-Koalition in ihrem Antrag nennt, sind zielführend. Uns ist bei all dem nur sehr wichtig, dass Pflegekräfte gut von ihrer Arbeit leben können. Und wir wollen, dass sie echte berufliche Perspektiven und eine Ausbildung bekommen, die ihnen Sicherheit in der Berufsausübung gibt. 

So groß die Herausforderungen in der Pflege auch sind. An einem Punkt müssen wir aufpassen: Die Frage einer menschenwürdigen Pflege darf nicht auf quantitative Kriterien verkürzt werden. Ich halte es für sehr gefährlich, wenn man nur danach fragt, wie viele Pflegebedürftige zu erwarten sind und wie viele Pflegekräfte wir für ihre Versorgung brauchen. Das ist als Basis eine durchaus wichtige Frage. Aber das reicht eben nicht, wenn Pflege menschlich sein und menschlich bleiben soll. Diesem Anspruch werden wir nur gerecht, wenn wir deutlich mehr als nur die Versorgung der körperlichen Grundbedürfnisse im Blick haben. 

Eine menschenwürdige Pflege ist mit Akkordarbeit nicht möglich. Sie braucht Zeit und Platz für Zwischenmenschlichkeit und Zuwendung. Den Raum hierfür zu schaffen und dauerhaft zu sichern, ist unsere eigentliche Kernaufgabe. Das ist ganz sicher nicht einfach. Aber hierzu gibt es keine Alternative. Die vorliegenden Anträge verfolgen unter anderem auch dieses Ziel. Ich sehe hier wichtige Schritte zur Entlastung der Pflegenden. Und auch wenn nachhaltige Verbesserungen ein wirklich dickes Brett sind, gehen wir damit in die richtige Richtung. Deshalb kann der SSW beide Anträge unterstützen. 

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