Rede · Flemming Meyer (2009–2020) · 26.03.2009 Situation der Werften in Schleswig-Holstein

Ein sichtbarer Indikator für die wirtschaftliche Situation eines Landes ist immer das Transportgewerbe. Denn die wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich als erstes auf jede Art von Fracht- und Güterverkehr aus. Die Finanz- und Wirtschaftskrise schlägt als erstes dort zu Buche, wo Fracht und Güter bewegt werden. Wer sich heute die großen Logistikzentren anschaut, stellt fest, dass viele LKWs stillstehen. Das gleiche Bild sehen wir in den Häfen, wo die Schiffe frachtlos vor sich hindümpeln. Und da die Liegeplätze in den Häfen nicht ausreichen werden, wird bereits nach Ausweichplätzen gesucht.

Die Schifffahrt gerät nun in wirtschaftlich schwere See, in die sie sich nicht unbedingt selbst hineinmanövriert hat.
Sie hat in den letzten Jahren durchaus gut verdient, als die globale Wirtschaft boomte. Entsprechend gut sahen die Auftragsbücher unserer Werften aus. Nun muss die Schifffahrtsbranche selbstkritisch erkennen, dass in dieser Zeit zu viele Schiffe gebaut wurden. Doch wer stellt sich in Zeiten einer boomenden Wirtschaft schon hin und spricht von Überkapazitäten. Mal ehrlich, alle haben bei dieser Blase mitgemacht. Und solange es gut lief, war dies natürlich kein Problem.
Doch die Blase ist geplatzt und diese Situation hat natürlich auch Auswirkungen auf die Werften. So hat der „Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V.“ Anfang Februar des Jahres deutlich gemacht, dass die deutschen Seeschiffwerften bereits in 2008 massive Auftragseinbußen hinnehmen mussten. Und was die Zukunft bringen wird, kann heute noch niemand vorhersagen. Eins ist aber sicher, rosig wird es nicht.
Aber es sind nicht nur die Werften. Auch die gesamte Zuliefererindustrie wird die Wucht dieser Krise zu spüren bekommen.

Wie die Situation der Werften hier im Land aussieht, ist nicht klar. Wie fit sind unsere Werften und was können sie noch zusetzen? In einem Artikel des SHZ war nachzulesen, dass kaum ein Unternehmen Auskünfte über ihre aktuelle Auftraglage gibt. Weder HDW, Lürrsen-Werft noch die Peterswerft sahen sich in der Lage eine Prognose abzugeben. Derartige Auskünfte können uns nicht zufrieden stellen. Eine klare Einschätzung der Situation von Seiten der Werften wäre für die Politik durchaus wünschenswert, damit wir wissen, womit wir es noch zu tun bekommen.
Einzig und allein, die Flensburger Schiffbaugesellschaft hat in dem Artikel mitgeteilt, dass die Bestellungen noch bis Anfang 2013 reichen. Zumindest scheint es noch einen zu geben, der den Überblick über seine Bücher nicht verloren hat.
Welchen Wert diese Bestellungsliste letztendlich aber haben wird, sei noch dahingestellt. Denn die Werften leisten eine Vorfinanzierung auf den weitaus größten Teil des Kaufpreises. Angesichts der Übervorsicht bei den Kreditvergaben bei den Banken, wird es aber immer schwieriger die Vorfinanzierung auf die Beine zu stellen.

Wie sollen wir den Menschen im Land klar machen, dass Milliarden für Banken ausgegeben werden, um diese zu retten und damit sie ihr Geschäft weiter betreiben können, wenn sie auf der anderen Seiten die Kreditgeschäfte erschweren. Das passt nicht zusammen. Hier sind die Banken gefordert.

Aber nicht nur die deutschen Werften sind von der Krise betroffen. So haben bereits Länder wie China, Süd-Korea oder Norwegen angekündigt, finanzielle Maßnahmenpakete oder Rettungsfonds für die Werften einzurichten. Angesichts der bereits unterschiedlichen Ausgangslagen bei staatlichen Werftenhilfen, halte ich es für sinnvoll, auf derartige Maßnahmen im Ausland entsprechend zu reagieren. Hier dürfen wir unsere Werften nicht allein lassen. Daher müssen wir sehen, ob wir die Vergabe von öffentlichen Schiffsaufträgen so steuern können, dass unsere Werften im Wettbewerb eine Chance haben.

Wichtig aus Sicht des SSW ist aber, wenn es zu Unterbeschäftigung kommen sollte – wovon wir derzeit wohl ausgehen können – dass die Beschäftigten jetzt nicht entlassen werden. Hier sollten von den Werften Maßnahmen ergriffen werden, um die Menschen weiter zu qualifizieren und fortzubilden. Statt reflexartig mit Entlassungen zu reagieren – soweit ist es ja Gott sei dank noch nicht - sollten andere Wege aus der Krise gesucht werden.
Auch sollten die Werften auf Forschung, Entwicklung und Innovation zu setzen. In diesem Zusammenhang unterstützen wir die Forderung der IG Metall Küste, auch das Fördervolumen der Innovationsbeihilfen zu verdoppeln. Auch auf diese Art und Weise könnten wir unsere Werften für den Wettbewerb fit halten.

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