Rede · 11.10.2007 Situation des UK S-H


Kaum erfährt die vom Wissenschaftsminister und seinem Staatssekretär propagierte Privatisierung des UK S-H Gegenwind, häufen sich die negativen Schlagzeilen: Angeblich illegale Lebertransplantationen, angebliche Vorteilsnahme bei leitenden Mitarbeitern und verschwundene Unterlagen lassen das UK S-H, den Vorstand und die Mitarbeiter in einem unprofessionellen Licht erscheinen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jost de Jager wird mit den Worten zitiert: „Wir sehen mit großer Sorge, dass die hervorragende Arbeit der über 10.000 Mitarbeiter am UK S-H ins Zwielicht gezogen wird“. Das ist schon eine ziemlich merkwürdige Doppelbotschaft, die da ausgesandt wird und so mancher UK S-H Mitarbeiter wird sich vermutlich die Frage stellen, was denn einen Verkauf oder eine Privatisierung notwendig macht, wenn man doch in der Vergangenheit - wie zitiert - eine hervorragende Arbeit geleistet hat.

Zumindest haben die medienwirksam verbreiteten Vorwürfe dazu beigetragen, dass der Vorstand des UK S-H dabei ist, sich aufzulösen. Genau der Vorstand, der sich vehement gegen die Privatisierung und damit auch gegen den eigenen Aufsichtsratsvorsitzenden gestemmt hat, steht im Regen und flüchtet sich ins Trockene nach außerhalb Schleswig-Holsteins. Wie heißt es so schön: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Offensichtlich sind aber andere Unikliniken von der Leistungsfähigkeit und der Management-Qualifikation der UK S-H Vorstandsmitglieder überzeugt und bieten ihnen entsprechende Positionen an. So schlecht, wie uns weisgemacht wurde, kann deren Arbeit in den letzten Jahren also nicht gewesen sein. Wir verlieren hochqualifiziertes Führungspersonal, weil wir immer noch nicht für Sicherheit im Sinne der Beschäftigten sorgen. Der Aderlass wird sich auf weiteren Managementebenen und beim Fachpersonal fortsetzen, wenn nicht endlich Ruhe und Zuverlässigkeit eintritt.

Dem Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein tut dies alles nicht gut. Das UK S-H ist die einzige Uniklinik im Land, das einzige Krankenhaus der Maximalversorgung und zudem größter Arbeitgeber in Schleswig-Holstein. Forschung und Lehre und eine hervorragende medizinische Versorgung sind das Pfund, mit dem Schleswig-Holstein wuchern könnte und sollte. Dieses sollte sich das Land auch etwas kosten lassen. Nicht umsonst kommt vom VdAK der Vorwurf, dass UK S-H sei in den letzten Jahren kaputt gespart worden.

Hatte nicht auch der Vorstand des UK S-H einen Bau-Masterplan entwickelt, um die Leistungen zukünftig wirtschaftlicher erbringen zu können? War das Land bereit, das UK S-H hierbei finanziell ausreichend zu unterstützen? Jeder kann sich vor dem Hintergrund des Privatisierungswahns diese Frage selbst beantworten.

Noch ein Wort zum Sanierer: Offensichtlich sieht auch Herr Schleifer die Möglichkeit, das UK S-H ohne Privatisierung zu sanieren und unterstützt den Vorstand in dieser Position. Das freut uns. Schön wäre aber auch, wenn uns einmal jemand sagen würde, was die Sanierungsberatung wirklich kostet und welche Beratungsunternehmen an der Sanierung beteiligt sind und ob das UK S-H auf Empfehlung von Herrn Schleifer neue Mitarbeiter eingestellt hat, die ihn in seiner Arbeit unterstützen. Wie Staatssekretär de Jager im Ausschuss bereits angekündigt hat, will er die Zahlen zur Verfügung stellen, die von Seiten des UK S-H für Beratung und Forschung eingestellt wurden. Für diese Transparenz bedanken wir uns ausdrücklich.

Die Position des SSW zur Situation des UK S-H ist klar:
• Wir wollen keine Privatisierung der einzigen Uniklinik im Land – auch nicht durch die kalte Küche, indem man den sich auflösenden Vorstand durch privates Management ersetzt, um schon mal die Weichen für das Jahr 2010 zu stellen.
• Das UK S-H braucht ausreichende finanzielle Unterstützung und die Rückendeckung des Landes, um konkurrenzfähig zu bleiben und seine Leistungen weiterhin hervorragend und wirtschaftlicher als bisher erbringen zu können.
• Es muss endlich Ruhe und Kontinuität hergestellt werden, damit die Mitarbeiter nicht weiter verunsichert und damit demotiviert und ausgelaugt werden.
• Die Landesregierung sollte sich gut überlegen, ob sie die Position des pflegerischen Vorstandes klammheimlich verschwinden lassen will. Die Pflege ist eine wichtige Berufsgruppe und wird noch mehr an Bedeutung gewinnen, da sie immer mehr ärztliche Tätigkeiten übernehmen wird. Andere Länder machen es uns vor.

Ansonsten bleibt nur noch einmal zu sagen: Ohne Unterstützung des Landes geht es nicht. Und die Landesregierung sollte nicht vergessen: Das UK S-H braucht das Land, aber das Land braucht auch das UK S-H. Ich hoffe, das ist allen Verantwortlichen klar.

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