Rede · Flemming Meyer (2009–2020) · 26.01.2007 Technologietransfer in Schleswig-Holstein ausschöpfen & Bericht Innovationsstiftung

 
Der Bericht zum Technologietransfer macht deutlich, dass hier noch sehr viel Brach liegt. Das bitte ich aber nicht als allgemeine Kritik zu verstehen, sondern eher als Hinweis auf unsere Strukturen. Das Land Schleswig-Holstein ist kein großer Industriestandort wie Nordrhein-Westfalen oder Technologiestandort wie Bayern oder Baden-Württemberg. Deshalb ist hier bei uns natürlich die Ausgangslage eine ganz andere. Dieses wurde auch schon von den bisherigen Regierungen erkannt und deshalb haben wir inzwischen eine Auswahl verschiedenster Institutionen und Organisationen, die sich mit diesem Feld befassen. Trotzdem bleibt erst einmal festzuhalten, dass man nicht erwarten kann, dass hier ein bunter Strauß von verschiedensten Kooperationen zwischen Hochschulen und der Wirtschaft stattfinden. Das setzt nämlich eine genügende Anzahl auch größerer Unternehmen voraus, die es so bei uns nicht gibt.

Umso erstaunlicher ist es, was sich in den vergangenen Jahren unter den beiden letzten Regierungen an Infrastruktur für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft herausgebildet hat. Ein entscheidender Schritt zur einer noch engeren Verzahnung der Angebote von Wissenschaft und Wirtschaft war die gemeinsame Unterbringung unserer Institutionen im „Haus der Wirtschaft“ in Kiel. Durch die räumliche Nähe im und um das „Haus der Wirtschaft“ sind die ohnehin schon engen Kontakte noch enger geworden. Inzwischen kann man auch den kurzen Dienstweg zwischen den jeweiligen Mitarbeiterschaften nehmen. Das alles trägt zu mehr Flexibilität und Schnelligkeit bei. Ein entscheidender Vorteil dieses kleinen aber feinen Netzwerks. Diesen Vorteil gilt es zu nutzen und auf den Vorarbeiten der Vorgängerregierung aufzubauen.

Ein besonderes Augenmerk möchte ich hierbei auf die Innovationsstiftung lenken. Diese Stiftung befasst sich nicht nur – aber auch – mit Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Vielmehr soll die Innovationsstiftung auch neue Zukunftstechnologien fördern, die vielleicht jetzt noch nicht marktfähig sind, es aber einmal werden können. Und in dieser Funktion soll sie vornehmlich Technologien fördern, die besonders auf Schleswig-Holstein zugeschnitten sind. Dies ist beispielsweise die Meerestechnik; aber vor allem sind es die erneuerbaren Energien. Hier setzt die Innovationsstiftung vor allem auf den Bereich Bioenergie. Das Projekt ProBioEnergy hat das Ziel, die allgemeine Öffentlichkeit für dieses Thema einzunehmen. Dabei kann man auch hervorragend die Projekte nutzen, die jetzt schon von der Stiftung gefördert worden sind und die die Tür zu einer neuen Energiegewinnung ein Spalt weit aufmachen. Nach Holzpellets und synthetischen Kraftstoffen wird sich die Innovationsstiftung auch zunehmend mit Biogas und entsprechender Stromerzeugung beschäftigen. Wenn wir hier einen Wissensvorsprung erreichen können, wird dies zum Beispiel viele Möglichkeiten zur Anpassung der Landwirtschaft auf den Strukturwandel ermöglichen.

Gleiches gilt im Übrigen auch für die industrielle Biotechnologie. Hier geht es weniger um Energiegewinnung als vielmehr um klassische Nahrungsmittelerzeugung – allerdings mit neuen Verfahren und neuer Technik. Auch hier lässt sich ein Vorsprung gewinnen, wenn wir diesen Weg politisch unterstützen. Allerdings muss man dazu sagen, dass es hier irgendwann dann nicht mehr nur um chemische Verfahren oder die Erzeugung von Lebensmittel- und Futtermittelzusätze geht, sondern der Schritt zur grünen Gentechnologie dann nur noch ein immer kleinerer Schritt sein  wird. Ob wir als Land diesen Schritt gehen sollen, ist zumindest nicht ausdiskutiert und ich erhoffe mir eigentlich auch von den Erkenntnissen in diesem Bereich eine noch breitere Basis, um abgewogen entscheiden zu können. Letztendlich wird aber der Verbraucher entscheiden müssen, ob er sich auf diesen Bereich der grünen Gentechnik einlassen will.

Ein Wort noch zu Energieeinsparungen. Hiermit ist ebenfalls richtig Geld zu verdienen. Die Technologien in diesem Feld werden mit dazu beitragen, dass wir in Zukunft unsere Klimaziele erreichen können. Deshalb ist schon jetzt Forschung und Wissenstransfer in diesem Bereich nötig, damit unsere Baufirmen über das notwendige Knowhow verfügen, um diese Techniken auch anbieten zu können. Ich bin mir sicher, dass hier ein riesiges Potential liegt, das allerdings erst dann gehoben werden kann, wenn die Hochschulen eine gewisse Vorarbeit geleitet haben. Deshalb ist dieser Schwerpunkt der Innovationsstiftung ebenfalls ein überaus wichtiger Baustein in der allgemeinen Wirtschaftsstrategie des Landes.

Ich bin davon überzeugt, dass wir noch lange nicht am Ende der Erfolgsstory der Innovationsstiftung und der anderen Fördereinrichtungen angekommen sind. Aber wir dürfen nicht stehen bleiben und abwarten, sondern wir müssen handeln und unsere Institutionen immer wieder den Erfordernissen des Marktes anpassen. Deshalb gehen wir als SSW unvoreingenommen in die Überlegungen, ob man die ISH, die WTSH und die Patent- und Verwertungsagentur noch enger miteinander verzahnen soll. Auf jeden Fall ist es aber wichtig, dass wir mit den Einrichtungen Zielvereinbarungen schließen, damit wir auf einer vernünftigen Basis entscheiden können und die Betroffenen wissen, welche politischen Ziele wir verfolgen wollen.

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