Rede · Jette Waldinger-Thiering · 23.02.2023 Wir müssen mit den Lehrkräften in den Dialog gehen

„Um unseren Kindern, den Schüler und Schülerin in Schleswig- Holstein eine gute Schulbildung zu ermöglichen und für sie Schule zu einem guten und fördernden Ort zu gestalten, muss schnell gehandelt werden.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 14 - Gute Arbeitsbedingungen für gute Lehrkräfte (Drs. 20/678)

Dass wir für unsere Lehrkräfte gute Arbeitsbedingungen schaffen müssen, um den Lehrkräftemangel entgegenzuwirken steht außer Frage. 
Und wie wir auch schon zur letzten Sitzung im Januar erläutert haben, ist der SSW der Meinung, dass Lehrkräfte dringend entlastet werden müssen. Langfristig gesehen- auch in Hinblick auf die
Pflichtunterrichtsstunden. Wir benötigen Evaluierungen darüber, was eine Vollzeit Lehrkraft aktuell leisten muss und was tatsächlich realistisch zu schaffen ist.
 Aber! Wir können nicht den zweiten vor dem ersten Schritt gehen. Wenn wir jetzt in der aktuellen Zeit des Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall auch noch anfangen Lehrergruppen in ihren Unterrichtszeiten zu reduzieren, dann spitzt sich die Problematik nur noch weiter zu.
Mit der Unterrichtspflichtreduzierung kann erst begonnen werden, wenn genug qualifizierte Lehrkräfte vorhanden sind.
Es ist, als wenn man mit einem kleinen Pflaster ein gebrochenes Bein heilen möchte, 
so können auch Poolstunden für klar definierte Sonderaufgaben Lehrkräfte in der momentanen Situation nur noch bedingt entlasten. 
Dann schauen wir doch mal was es heißt Seniorlehrkräfte zu reaktivieren, damit sie die Lehramtsstudenten unterstützen. Wieviel Seniorlehrkräfte sind überhaupt bereit zurück an die Schulen zu gehen? Das ist bisher völlig offen.  Und die Einsätze der Seniorlehrkräfte müssen auch angeleitet und koordiniert werden. Somit wird noch ein System im System geschaffen. Deshalb habe ich berechtigte Zweifel, ob das wirklich zur Entlastung führen kann. 
Immerhin reden wir mit diesem Antrag endlich mal über konkrete und zeitnah umzusetzende Maßnahmen, um die Schulen jetzt sofort zu entlasten und die angespannte Situation der Lehrkräfte zu entschärfen. 
Letztendlich müssen wir jetzt wirklich zügig alle guten Ideen umsetzten, die bisher zur Lehrkräfte Gewinnung genannt wurden. Angefangen mit der Beendigung der Kettenverträge. Angehende Lehrkräfte brauchen sichere Zukunftsperspektiven.  Ganz wichtig und schon so oft genannt- die Bezahlung der Lehrkräfte, die Rahmenbedingungen der praktischen Arbeit und die Inhalte des Studiums und der Weg zur Qualifizierten Lehrkraft anpassen und verbessern.  Auch die Lehrpläne müssen weiter dahingehend überprüft werden, ob hier vielleicht Inhalte den Lehralltag erschweren.
Damit junge Leute sich wieder für den Lehrberuf entscheiden, müssen sie sehen, dass jetzt und hier dafür gesorgt wird, dass sie im praktischen Alltag an den Schulen ein interdisziplinäres Team erwartet, dass den Lehrkräften den Rücken für ihre fachbezogenen Lehrtätigkeiten frei hält. Zum Beispiel mit kompetenter Schulsozialarbeit und mit einem gut aufgestellten Schulsekretariat oder zumindest ein Schulbüro mit einer Verwaltungskraft.
Da wir jetzt bei dem Thema sind – der Plan, dass man Schulleitungen durch Verwaltungskräfte an Schulen entlastet, wird mit meinen bisherigen Erkanntnissen mit nur fünf Planstellen für drei Jahre an einzelnen Modellstandorten erprobt. Diese Maßnahme wird in diesem Rahmen wohl keine große Wirkung zeigen.
Frau Ministerin, wir warten schon lange und sehnsüchtig auf die von ihnen angekündigten ersten Ergebnisse der Lehrkraftgewinnung. 
Es werden jetzt Millionen in die Allianz für Lehrkräftebildung gebuttert. Vor mehr als einem Jahr wurde dieses Gremium gegründet, in denen Schulleitungen, Lehrkräfte und Schüler leider nur im beratenden Kuratorium vorgesehen sind- und alle warten auf die Ergebnisse.
Um unseren Kindern, den Schüler und Schülerin in Schleswig- Holstein eine gute Schulbildung zu ermöglichen und für sie Schule zu einem guten und fördernden Ort zu gestalten, muss schnell gehandelt werden. 
Wir müssen mit den Haupakteuren, den Lehrkräften in den Dialog gehen, sie können am besten beurteilen welche Maßnahmen aktuell wirklich hilfreich sein können.

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