Rede · 22.05.2015 Wölfe haben einen hohen Schutzstatus

Flemming Meyer zu TOP 32 - Kontakt zwischen Mensch und Wolf auf das geringstmögliche Maß reduzieren

„Es liegt an uns, die Voraussetzungen für ein Nebeneinander von Wolf und Mensch in unserer Kulturlandschaft zu schaffen.“

Die Diskussion um den zurückkehrenden Wolf wird bereits seit längerem sehr kontrovers und nicht immer sachlich in den betroffenen Bundesländern geführt. Auf der einen Seite wird er dämonisiert, auf der anderen Seite romantisiert – beides ist falsch. Der Wolf ist weder Dämon noch ist sein Wesen romantisch. Trotzdem polarisiert er, wie kein anderes Tier. Es gibt vielerlei Gründe warum dies so ist.

Richtig ist, der Wolf ist wieder da und er ist real und dazu müssen wir uns als Politik verhalten. Und es wird von uns erwartet, dass wir Antworten und Lösungen finden, wie wir mit dem Wolf umgehen wollen. 

Seit dem 19. Jahrhundert galt der Wolf bei uns als ausgestorben. Die erste Sichtung eines Wolfes gab es dann 2007. In 2010 wurde in Schleswig-Holstein der erste Wolfsmanagementplan aufgestellt unter Einbeziehung der Naturschutzverbände, dem Jagdverband und Vertretern der Landwirtschaft. Daraus resultierte seinerzeit die Wolfsrichtlinie, die unter anderem die Entschädigung von Wolfsschäden unbürokratisch regeln sollte, sowie eine gemeinsame Position zur Wiederbesiedlung Schleswig-Holsteins durch den Wolf. Damit waren wir zu dem Zeitpunkt gut aufgestellt. 

Die Situation hat sich seitdem aber geändert. Seit 2012 gibt es immer wieder verschiedene Nachweise von Wölfen bei uns im Land. Es gab gesicherte Spurenfunde, Wölfe die bei Verkehrsunfällen getötet wurden und es gab Fälle von gerissenen Schafen, die eindeutig Wölfen zugeordnet werden konnten. Zuletzt im Kreis Rendsburg-Eckernförde wo 28 Schafe getötet wurden. Für die betroffenen Tierhalter ist dies natürlich erschreckend und ängstigend zugleich, denn es trifft sie in ihrer Existenzgrundlage. Und die Berichterstattung über derartige Vorfälle lässt kaum jemanden unberührt. Die Diskussion um den Wolf wird dadurch neu angefacht und sie ist häufig emotional geprägt.

Langjährige Erfahrungen, wie mit dem Wolf – oder mit Wolfsrudeln – in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft umgegangen werden muss, haben wir leider nicht. Daher stellt uns die Situation vor neue Herausforderungen. Auf der Veranstaltung „Wölfe in Schleswig-Holstein“ wurde dies diskutiert. Die rege Beteiligung macht deutlich, dass das Interesse am Wolf in der Gesellschaft sehr groß ist.

Auf der Veranstaltung herrschte Einigkeit darüber, dass wir eine gute und fundierte Informationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit brauchen. Die Veranstaltung war dafür genau richtig. In diesem Sinne sehe ich auch den vorliegenden Antrag, den wir gerne im Ausschuss näher behandeln wollen. 

Neben der Öffentlichkeitsarbeit kommt es darauf an, das Monitoring und das Management fortzuführen. Wir brauchen das Monitoring, um entsprechend das Management zu justieren und weiterzuentwickeln, um daraus Ziele zu formulieren und Konzepte zu entwickeln. 

Wir brauchen aber auch den runden Tisch. Dort müssen sich die Beteiligten – von Naturschutz- und Jagdverbänden, Tierhaltern und Züchtern sowie Wissenschaft und Politik – zusammensetzen und gemeinsam erarbeiten wie wir mit dem Wolf umgehen wollen. Daher ist zu begrüßen, dass der runde Tisch wiederbelebt werden soll. 

Auch wenn für den Menschen keine unmittelbare Gefahr vom Wolf ausgeht, weil er die direkte Begegnung mit dem Menschen meidet, lassen sich solche Situationen letztendlich nicht ausschließen. Hier sage ich ganz deutlich, verliert ein Wolf die Scheu vor dem Menschen, muss gehandelt werden. Gleiches gilt für einen Wolf, die sein Beutespektrum auf Haustiere ausgerichtet hat. Für solche Fälle brauchen wir qualifizierte Ansprechpartner im Land – die auch handlungsbefugt sind. 

Ich möchte nicht missverstanden werden. Wölfe haben einen hohen Schutzstatus. Und das ist auch richtig so. Aber es liegt an uns, die Voraussetzungen für ein Nebeneinander von Wolf und Mensch in unserer Kulturlandschaft zu schaffen.

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