Rede · Flemming Meyer (2009–2020) · 07.09.2018 Wolfmanagement und runden Tisch weiterentwickeln

Flemming Meyer zu TOP 22 - Mensch und Tier vor Problemwölfen schützen

„Für den SSW sage ich deutlich, Wölfe haben einen hohen Schutzstatus und unterliegen dem Artenschutz. Und das ist auch richtig so. Und daher ist es an uns, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten, die Voraussetzungen für ein Nebeneinander von Wolf und Mensch in unserer Kulturlandschaft zu schaffen.“

Seit es die ersten bestätigten Sichtungen und Funde von Wölfen hier in Schleswig-Holstein gibt, wurde das Thema um den zurückkehrenden Wolf sehr kontrovers diskutiert. Nicht zuletzt durch bestätigte Bissvorfälle hat die Diskussion verständlicherweise an Emotionalität zugenommen. Es ist schwer bei diesem Thema auf einer sachlichen Ebene zu bleiben, insbesondere wenn wir uns mit Betroffenen unterhalten, die ihre gerissenen Tiere entsorgen mussten oder einschläfern mussten. 

Nachdem der Wolf in Schleswig-Holstein als ausgestorben galt und seine Rückkehr in 2007 erstmalig bestätigt wurde, wurde in 2010 der erste Wolfsmanagementplan in Schleswig-Holstein erstellt. Dies geschah unter Einbeziehung der Naturschutzverbände, dem Jagdverband und Vertretern der Landwirtschaft. Daraus resultierte seinerzeit die Wolfsrichtlinie, die unter anderem die Entschädigung von Wolfsschäden unbürokratisch regeln sollte. Bis dahin war Schleswig-Holstein durchaus gut aufgestellt, um eine Wiederbesiedlung einzelner Wölfe zu ermöglichen. Nachdem die Zahl bestätigter Wolfsnachweise in den Jahren gestiegen ist wurde das Wolfsmanagement zuletzt 2015 gestärkt. Dieser Plan beinhaltet ein Maßnahmenpaket, das die verschiedenen Aspekte rund um den Wolf berücksichtigt. Es gibt qualifizierte Ansprechpartner im Land – sogenannte Wolfsmanager, es gibt eine wissenschaftliche Begleitung und klare Reglungen bezüglich der Entschädigungszahlungen. Und ich bin der Auffassung, dass wir mit dem Managementplan in Schleswig-Holstein gut aufgestellt sind.

Nichts desto trotz muss der Managementplan stetig evaluiert werden und dann gegebenenfalls neuen Sachverhalten angepasst werden. Dies kann aber immer nur ein fließender Prozess sein. 

Wir brauchen dafür ein landesweites Monitoring, um entsprechend das Management zu justieren und weiterzuentwickeln, um daraus Ziele zu formulieren und Konzepte zu entwickeln. Dafür ist es auch wichtig, dass sich die Beteiligten – von Naturschutz- und Jagdverbänden, Tierhaltern und Züchtern sowie Wissenschaft und Politik – regelmäßig zusammensetzen und gemeinsam erarbeiten, wie wir mit dem Wolf umgehen wollen.

Wir haben keine verlässlichen Erfahrungen mit dem Wolf in der Zivilisation beziehungsweise in der Kulturlandschaft. Daher müssen die gesammelten Erfahrungen und Daten genutzt werden, um zu definieren, was es für ein solches Tier bedeutet sich in einer modernen Kulturlandschaft und Zivilisation zu bewegen. Wenn wir über die Rückkehr des Wolfes reden und dabei den Artenschutz in den Vordergrund stellen, muss aber auch die Frage erlaubt sein, in welchen Gebieten der Wolf eine artgerechte Umgebung vorfindet. Findet er sich in einer modernen Kulturlandschaft zurecht ohne sein Wesen zu verändern, im Sinne von, er verliert seine Scheu vor der Zivilisation. 

Auch wenn für den Menschen keine unmittelbare Gefahr vom Wolf ausgeht, weil er die direkte Begegnung mit dem Menschen meidet, lassen sich solche Situationen letztendlich nicht ausschließen. Hier sage ich ganz deutlich, verliert ein Wolf die Scheu vor dem Menschen, muss gehandelt werden. Gleiches gilt für einen Wolf, der sein Beutespektrum auf Haus- und Nutztiere ausgerichtet hat. Für solche Fälle brauchen wir qualifizierte Ansprechpartner im Land – die auch handlungsbefugt sind. 

Mag sein, dass die Definition für solche Wölfe –sogenannte Problemwölfe – neu erarbeitet werden muss. Aber das sollte dann entsprechend von Fachleuten geschehen. Dafür haben wir gute Erfahrungen mit dem runden Tisch gemacht. 

Für den SSW sage ich deutlich, Wölfe haben einen hohen Schutzstatus und unterliegen dem Artenschutz. Und das ist auch richtig so. Und daher ist es an uns, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten, die Voraussetzungen für ein Nebeneinander von Wolf und Mensch in unserer Kulturlandschaft zu schaffen. Wolfmanagement und der runde Tisch sind hierfür bestens geeignete Instrumente und die sollten wir weiter stärken.

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