Rede · 12.12.2007 Ermäßigter Mehrwertsteuersatz erhalten und weiterentwickeln


Die Diskussion über den Sinn des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes ist so etwas wie  ein Dauerbrenner. Jüngst wurde er von Finanzminister Wiegard wieder entdeckt, als er  die Abschaffung des ermäßigten Satzes forderte. Angesichts der größten Steuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik, die  Anfang des Jahres insbesondere durch die massive Erhöhung der Mehrwertssteuer zum Tragen kam, ist es schon verwunderlich, dass der Finanzminister dieses Thema jetzt aufgreift. Zumal er ja gleichzeitig dafür plädiert hat, die Unternehmen durch Steuersenkungen zu entlasten und eine Erhöhung der Erbschaftssteuer weiterhin ablehnt.

Wir verstehen zwar, dass der Finanzminister bei der immer noch schlechten Finanzlage unseres Landes verzweifelt nach neuen Steuereinnahmen sucht. Allerdings fragen wir uns, warum es immer wieder die so genannten Ottonormalverbraucher sein müssen, die zusätzlich steuerlich belastet werden sollen.  Das lehnt der SSW ab.   

Denn der ermäßigte Mehrwertsteuersatz betrifft ja insbesondere die Lebensmittel. Wenn man bedenkt, wie die Preise bei den Lebensmitteln angestiegen sind – und weiter ansteigen werden, dann würde ein Wegfall des ermäßigten Satzes für viele Familien ein richtiges Problem darstellen. Denn zurzeit haben wir es bei den Lebensmitteln mit Preissteigerungen in einer Größenordnung zu tun, wie wir sie seit vielen Jahren nicht mehr hatten. Auch deshalb ist die Inflationsrate im vergangenen Monat ja erstmals seit Langem wieder über 3% gestiegen.

Zugleich zeigen aktuelle Untersuchungen, dass das Lohnniveau der Beschäftigten in Deutschland bestenfalls gleich oder schlimmstenfalls sogar rückläufig ist. Eine Abschaffung des ermäßigten Mehrsteuersatzes in der jetzigen Situation würde also breite Teile der Bevölkerung hart treffen.

Richtig bleibt aber dennoch, dass es für einige Produkte – wie Hundefutter oder Schnittblumen – einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz gibt, der sich sachlich kaum noch vertreten lässt. Wir können uns daher dem Antrag der Grünen, der eine Beibehaltung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Lebensmittel fordert,  anschließen und befürworten ebenfalls, dass die Landesregierung eine Initiative mit Ziel, zu einer transparenteren Regelung in dieser Frage zu kommen, in den Bundesrat einbringt.

Ob man allerdings – wie von den Grünen gefordert –  den „Warenkorb“, wofür der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gilt, durch weitere Kriterien ergänzen sollte, halten wir für zweifelhaft.  Es geht aus unserer Sicht eher darum, in diesem Bereich aufzuräumen und die Waren von der Liste zu streichen, die eigentlich keinen ermäßigten Mehrwertsteuersatz mehr verdienen.

Weitere Artikel

Rede · Christian Dirschauer · 16.10.2025 Wir entwickeln die Grundlagen unseres Zusammenlebens weiter

„Erstens: Das Land schützt die Rechte und Interessen pflegebedürftiger Menschen und pflegender Angehöriger…Zweitens: Kinderrechte…Wer heute Kindern eine Stimme gibt, stärkt die Demokratie von morgen…Drittens: Dass im Entwurf nun das kulturelle Erbe, insbesondere das der nationalen Minderheiten und Volksgruppen sowie der jüdischen Kultur, unter den Schutzauftrag des Landes gestellt wird, ist ein großer Fortschritt.Viertens: Mit der Einführung der Verfassungsbeschwerde sagen wir als Land: Wir trauen unseren Bürgerinnen und Bürgern zu, ihre Rechte selbst in Anspruch zu nehmen.“

Weiterlesen

Rede · Jette Waldinger-Thiering · 17.10.2025 Bibliotheken sind der wichtige Ort - ohne sie ist alles nichts

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 16 - Digitaler Masterplan Kultur 2.0 (Drs. 20/3599)

Weiterlesen

Rede · Sybilla Nitsch · 17.10.2025 Wir brauchen Daten über die Kosten der Energiewende

„Es ist nicht unsozial, über die Folgen für die Mieter zu sprechen. Es ist sozial, sich der Realität in dieser Frage zu stellen. Es ist nicht unsozial, über die notwendigen Investitionen in den Wohnungsbau zu sprechen und die Kosten zu bewerten. Es ist sozial, sich dem Ausmaß bewusst zu werden und über Lösungen und Fördermittel zu sprechen.

Weiterlesen