Rede · 16.07.2008 Landesarbeitsgemeinschaft „Sport und Justizvollzug“


Sport ist bereits heute, auch ohne einen landesweiten Arbeitskreis, ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung in unseren Justizvollzugsanstalten. Die Gefangenen in Schleswig-Holstein können körperlich trainieren und Sport treiben, was alle Experten begrüßen. Doch Sport kann mehr sein als eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Sport ist ein ausgezeichnetes Medium, um im Feld soziales Lernen den Gefangenen neue Denkanstöße zu vermitteln. Mannschaftsspiele, eventuell sogar im Ligabetrieb, trainieren soziales Verantwortungsgefühl und stärken die Solidarität.

Außerdem ist Sport im Rahmen von Anti-Gewalt-Programmen ein nicht wegzudenkender Bestandteil. Um aber dem Sport seine Funktion als Vermittler sozialer Werte zu geben, bedarf es einiger Anstrengungen. Hessen hat darum einen Arbeitskreis gebildet, die heutige „Landesarbeitsgemeinschaft Sport und Justizvollzug“. Mit dieser AG wurde ein dichtes Netz zwischen den Anstalten, dem Justizministerium und dem Landessportbund geknüpft.

Die guten Kontakte zwischen Landessportbund und den Justizvollzugsanstalten ermöglichen es in Hessen beispielsweise, dass die Sportangebote ständig verbessert werden konnten, indem das Know-how der Sportexperten des Landessportbundes in die Arbeit vor Ort einfließt. Ausgangspunkt dafür ist die Qualifizierung der Bediensteten in den JVA zu Sportübungsleitern, die in Hessen mit einer jährlichen Fortbildungspflicht verbunden ist. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass auch in die Sportangebote für die Gefangenen die neuesten Erkenntnisse einfließen. Inzwischen ist ein individueller Sportplan für die Gefangenen Bestandteil der Entlassungsvorbereitung. Das hat sich in Hessen bewährt und kann für uns im Norden als Vorbild dienen.

Alle diese Maßnahmen profitierten von engagierten Ideengebern und dem sprichwörtlichen kurzem Draht zwischen Sportfunktionären und den Justizvollzugsanstalten. Die regelmäßigen Treffen in der Arbeitsgemeinschaft geben den Sportlehren in den Anstalten die Möglichkeit, ganz unbürokratisch Kontakt zu den Sportfachverbänden herzustellen, was zum Beispiel für den Aufbau eines Ligabetriebs mit Beteiligung einer Knastmannschaft unverzichtbar ist.
Doch die Hessen haben die Landesarbeitsgemeinschaft, zumindest bis zur Budgetierung der Anstalten, auch finanziell ausgestattet. Das sieht der vorliegende Antrag nicht vor. Ich möchte hier klarstellen, dass es mir bei den Mitteln nicht um die Anschaffung einer Tischtennisplatte geht, sondern um die konzeptionelle Entwicklung eines qualifizierten Sportangebotes in unseren Anstalten. In Hessen hat die Landesarbeitsgemeinschaft beispielsweise einen Architekten gewinnen können, der die bauliche Planung der Sporthallen überarbeitet hat.

Diese Beispiele zeigen, dass zur Verbesserung des Sportangebotes in den Anstalten auch entsprechende finanzielle Mittel gehören. Darum fordert der SSW eine angemessene, finanzielle Förderung der Arbeit der Landesarbeitsgemeinschaft. Ich hoffe, dass wir in diesem Sinne im Ausschuss zu einer Einigung kommen.


Weitere Artikel

Pressemitteilung · Lars Harms · 12.09.2024 Das Grenzland wird lahmgelegt

Ab dem 16. September soll es wieder Grenzkontrollen auch an der Grenze zu Dänemark geben – so die Ankündigung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Diese lehnt der SSW entschieden ab und hat dazu heute einen Antrag eingereicht, in dem die Landesregierung dazu aufgefordert wird, sich gegen die Binnengrenzkontrollen im deutsch-dänischen Grenzland einzusetzen (Drucksache 20/2475). Dazu erklärt der innen- und rechtspolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Lars Harms:

Weiterlesen

Pressemitteilung · Lars Harms · 12.09.2024 Wohnungsbau: Bei „klimaneutral“ auch „sozial“ nicht vergessen

Zur heute vorgestellten Machbarkeitsstudie „Klimaneutraler Wohnungsbau in SH“ erklärt der wohnungsbaupolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Lars Harms:

Weiterlesen

Pressemitteilung · Christian Dirschauer · 12.09.2024 Minderheitensprachen vor Gericht – nicht zu machen mit der Bundesregierung?

Seit vielen Jahren setzt sich der SSW dafür ein, dass Minderheiten- und Regionalsprachen in Deutschland auch vor den Gerichten gebraucht werden dürfen. Nachdem die Initiative unter der Regierung Merkel auf einem sehr guten Weg war, droht sie nun überraschend zu scheitern. Aus diesem Anlass fordert die SSW-Landtagsfraktion die Landesregierung auf, eine Bundesratsinitiative zu starten, um das für den Minderheitenschutz so wichtige Thema nicht unter den Teppich kehren zu lassen (Drucksache 20/2464).

Weiterlesen