Rede · Sybilla Nitsch · 29.01.2024 Nie wieder Faschismus

Rede von Sybilla Nitsch bei der „Demo gegen Rechts“ in Husum, 27.01.2024

Es war still gestern im Landtag.
Ca. 150 Gäste waren gekommen um den Opfern des Holocaust und der Nazi-Diktatur zu Gedenken. 
Besonders ergreifend war die Darstellung der Schülerinnen und Schüler der Theodor-Mommsen-Schule aus Bad Oldesloe, die einer Reihe Opfer der Nazidiktatur ein Gesicht gaben. Die künstlerische Darstellung nahm die Gäste in den Bann.
Stille. Schweigen. Tränen. Starre. 
Damit wir aus der Geschichte lernen können, ist es von zentraler Bedeutung:
NIE ZU VERGESSEN.
Erinnern bedeutet nicht nur, die Geschichte aufzuarbeiten, sondern auch heute gegen Rassismus und Rechtsextremismus laut zu werden. 
Das bekundete auch der Landtag in ungewöhnlicher Geschlossenheit am Donnerstag.
Es ist groß, dass wir heute am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hier in Husum, hier in Nordfriesland, laut werden und die Erinnerung nicht der Stille übergeben. 
Wir stehen zusammen in Nordfriesland und rufen es laut in unser Land: 
NIE WIEDER FASCHISMUS.
In den 90er Jahren war ich Kind und Jugendliche, die Wiedervereinigung Deutschlands war in den Kindesschuhen, die Zeit des kalten Krieges schien besiegelt. 
Hakenkreuze an der Hauswand von Schulen, Dänen raus. Friesen raus. Diese Realität erlebten viele meiner Generation in der dänischen Minderheit und in der Friesischen Volksgruppe, neben Verunsicherung, fühlten wir uns aber als Teil des Landes, mussten aber wahrnehmen, dass viele Gruppen sich alles andere als sicher fühlten.
Schlimme Ereignisse folgten in den 90er Jahren mit Brandanschlägen auf Asylbewerberheime in Hoyerswerda, in Rostock-Lichtenhagen und den Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Mölln und den schockierenden Bildern von der jubelnden Masse vor den Häusern und dem Schweigen der großen Masse in der Gesellschaft. 
Die Täter hatten die Absicht zu töten, die Täter übten offenen Menschenhass aus, die Täter sind immer noch unter uns. 
Es wurden Gründe gesucht, der Frust über die Wiedervereinigung, Jugendsünden, Arbeitslosigkeit. Aber in der Rückschau muss ich fragen, haben wir das Problem an der Wurzel gepackt?
Es gibt klare Anzeichen dafür, dass viele Gruppierungen ihren Hass und ihre faschistische Ideologie in ein System bringen wollen. Die Correctiv-Recherchen haben einen üblen Teil des Ausmaßes ans Licht gebracht. 
Den herzlichsten Dank an euch alle für das Zusammenstehen heute in Nordfriesland. Das gibt demokratischen Mut. 
Wir sagen NEIN zu Rechtsextremismus. Vi siger nej til højreekstremisme.
Für Demokratie, Solidarität und Miteinander. 
For demokrati, solidaritet og fællesskab. 
Mange tak. Foole tunk. Vielen Dank.

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